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Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)

Titel: Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Carey
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gut ein paar tausend Jahre alt, lebte jedoch erst seit anderthalb Jahren auf der Erde. Es gab Dinge im Zusammenwirken der Lebenden, der Toten und der Untoten auf sterblicher Ebene, von denen sie keine Ahnung hatte oder die ihr nie in den Sinn gekommen wären.
    Aber wenn dies ein Dämon war, dann zählte ihre Erfahrung verdammt viel mehr als meine. Was konnte ich ihr über die Bewohner der Hölle erzählen, wenn für sie die Hölle eine alltägliche Nachbarschaft gewesen war?
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Es gefiel mir, dass Juliet mich zu Hilfe rief, wenn sie ratlos war – es gefiel mir sogar sehr –, und ich wollte nicht nur meine Taschen umstülpen und ihr zeigen, dass sie leer waren. Aber dies war etwas, das mir noch nie begegnet war.
    »Lass mich darüber nachdenken«, versuchte ich Zeit zu gewinnen. »Und ein paar Freunde fragen. Im Augenblick fällt mir nichts ein, was du vergessen oder übersehen haben könntest.«
    »Danke, Castor. Ich teile natürlich das Honorar mit dir – wenn sich herausstellen sollte, dass wir dieses Rätsel nur gemeinsam lösen können.«
    »Das Lächeln in deinen Augen ist mir Belohnung genug. Obgleich du mir, da ich nun schon mal hier bin, einen Gefallen tun kannst.«
    »Lass hören.«
    »In deiner – hmm – professionellen Funktion –«
    »
Dies
hier ist meine professionelle Funktion.«
    »Nun ja. Offensichtlich. Aber in früheren Zeiten, als du auf der Jagd warst, auf der Jagd nach etwas ganz Speziellem, meine ich, und sie wussten, dass du kamst, und versucht haben, sich zu verstecken. Hast du – wie hast du – ?« Es war schwierig, es auf elegante Art und Weise auszudrücken, aber Juliet lächelte und fand es höchst amüsant. Dämonen haben wirklich einen seltsamen Sinn für Humor.
    »Du meinst, wenn ich aus der Hölle aufstieg, um mir eine menschliche Seele als Nahrung zu suchen – deine, zum Beispiel – wie ich dich gefunden habe?«
    Ich nickte. »Du hast es auf den Punkt gebracht.«
    »Ich folge dem Duft, der Witterung.«
    »Das wusste ich. Was ich wissen wollte, war,
welchem
Duft? Hast du die Seele oder den Körper verfolgt?«
    »Beides.«
    Das war schon ein Fortschritt. »Okay«, sagte ich. »Hast du jemals eine Situation erlebt, in der deine –«
    »Beute?«
    »– ich wollte es Zielperson nennen, aber ja. In der deine Beute wusste, dass du ihr auf den Fersen warst, und es geschafft hat, ihre Spur zu verwischen. So dass du sie nicht mehr riechen konntest?«
    Juliet überlegte eine oder zwei Sekunden lang, und man konnte sehen, wie sie den Gedanken hin und her wälzte.
    »Es gibt Dinge, die den Geruch des Körpers verdecken«, sagte sie. »Sehr viele Dinge. Für die Seele gibt es nur wenige. Fließendes Wasser verbirgt beides.«
    Ich nickte. So viel wusste ich. »Aber hast du es jemals erlebt, dass du einer Spur gefolgt bist und der Geruch sehr stark war und dann einfach verschwand? Plötzlich wie weggewischt war?«
    Sie schüttelte den Kopf, ohne auch nur einen winzigen Moment zu zögern. »Nein. So etwas konnte nicht passieren.«
    »Nun, jemand hat das mit mir vor Kurzem gemacht.«
    »Nein«, sagte Juliet abermals. »So mag es dir vielleicht vorgekommen sein, aber tatsächlich dürfte etwas anderes geschehen sein.«
    Das reichte mir. Und ich hatte etwas, worüber ich nachdenken konnte. »Danke«, sagte ich. »Ich schaue morgen noch einmal vorbei, um zu sehen, wie du weiterkommst.«
    »Komm abends«, schlug sie vor. »Dann können wir zusammen essen.«
    Das war eine reizvolle Aussicht. »Du zahlst?«
    »Ich zahle.«
    »Dann ist es abgemacht. Wo sollen wir uns treffen?«
    »Hier, denke ich. Wir suchen uns etwas in der Nähe – vielleicht in White City. Ich erwarte dich um halb neun.«
    Ich wandte mich zum Gehen, doch dann erinnerte ich mich an etwas, das mir völlig entfallen war. Dieses wechselhafte Geräusch des Anschwellens und Abfallens, Anschwellens und dann Verstummens wie die Wellen einer geronnenen Flüssigkeit an irgendeiner imaginären Küste. Ich machte kehrt.
    »Es ist mir nicht eingefallen«, sagte ich.
    »Was?«
    »Dieses Geräusch in der Kirche. Du meintest, es würde mir einfallen, aber das ist es nicht. Weißt du, was es ist?«
    »Oh.« Juliet sah mich ein wenig enttäuscht an, als bäte ich sie um die Antworten für einen Test, der zu simpel war, um daran einen weiteren Gedanken zu verschwenden. Ich zuckte die Achseln, teils als wollte ich mich für meine Dummheit entschuldigen, jedoch hauptsächlich um sie zu bitten, endlich auf den

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