Felix Castor: Ein Höllenhund kommt selten allein (German Edition)
Aufmerksamkeit in Anspruch.
»Was ist?«, fragte ich ein wenig schroff. Ich war mit Pen in diesem Punkt einer Meinung. Ich wollte raus. Wollte sie allein lassen, um nach zwei Jahren, in denen Pen ihr eigenes Leben geführt und Rafi in einer Gummizelle gesessen hatte, wieder zueinanderzufinden und sich aufeinander einzustimmen. Und ich musste – und zwar dringendst – weit weg sein, wenn sie auf Dylan zu sprechen kämen.
»Es ist nicht … rückgängig gemacht«, sagte er. Eine lange, unheilvolle Stille folgte. Dann, als ich mich anschickte, ihn um eine Übersetzung dieser Bemerkung zu bitten, schaute Rafi auf und musterte mich mit einer Intensität, die mir die Worte im Halse steckenbleiben ließ. »Ich meine, Asmodeus ist noch immer hier. Ein Teil von ihm. Er ist nicht einfach so verschwunden. Es ist eher so …«, seine Lippen bewegten sich für einen Moment stumm, »… als ob er sich zurückgezogen hätte, um sich umzuschauen und andere Dinge zu tun. Aber ich kann ihn noch spüren, und er spürt mich. Wir sind immer noch miteinander verbunden.«
»Nein!«, protestierte Pen in einem Tonfall, der fast einem Stöhnen glich. Weder Rafi noch ich reagierten auf diese traurige, einsame kleine Silbe.
»Vielleicht verschafft dir das ein Fenster«, meinte ich unbehaglich. »Vielleicht kann jetzt jemand bei dir eine Dämon-ektomie durchführen. Wenn er seinen Griff gelockert hat …«
»Jemand«, sagte Rafi. »Nicht du?«
»Du erinnerst dich nicht«, sagte ich düster. »Wenn du es tätest, würdest du mich nicht fragen. Ich habe es einmal versucht, Rafi, und es vermasselt – total. Deshalb sind seine und deine Seele ineinander verschlungen wie ein Liebesknoten.«
»Das ist nicht der einzige Grund. Angefangen hat es damit, dass ich ihn gerufen habe.«
Ich spürte, wie unwillkürlich mein Interesse geweckt wurde. Ich hatte mich schon immer gefragt, was zum Teufel Rafi an jenem Abend getrieben hatte. »War es Asmodeus, den du in jener Nacht gesucht hast?«, fragte ich. »War es am Ende gar kein Unfall?«
Rafi lachte – es war ein Lachen mit einem wahnsinnigen Unterton. »Ein Unfall? Es war ein Unfall, dass ich in meiner Wachsamkeit nachgelassen habe. Aber man kann nicht von einem Unfall sprechen, wenn man sich seine Zigarette mit einem Schweißbrenner anzündet und dabei seine Augenbrauen verbrennt. Ich war gezielt hinter Asmodeus her, Fix. In den Büchern heißt es, er sei einer der mächtigsten Dämonen der Hölle. Und einer der ältesten. Ich sah keinen Sinn darin, mich von ganz unten nach oben zu arbeiten. Ich wollte alles, und ich wollte es schnell. Daher mach ich dir wegen dem, was passiert ist, keinen Vorwurf, Fix. Ich gebe allein mir die Schuld. Und ich nehme in diesem Moment jede Hilfe an, die ich kriegen kann.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Du brauchst jemanden, der ein wenig behutsamer vorgeht. Oder eine ruhigere Hand hat.« Man konnte es Feigheit oder Skrupel oder wer weiß wie nennen, aber ich wünschte mir inständig, dass dieser Kelch an mir vorüberging. Ich hatte Rafi schon einmal ruiniert. Ich glaubte nicht, dass ich damit weiterleben könnte, wenn ich es noch einmal tat.
»Hast du jemand Bestimmten im Sinn?«
Ich dachte an Juliet. »Vielleicht. Zumindest kenne ich jemanden, der herkommen und uns eine fundierte Bewertung geben könnte.«
Rafi zeigte mir das am wenigsten überzeugende Lächeln, das ich je gesehen hatte. »Danke, Fix. Du bist eine Wucht.«
»Bitte keine Vorschusslorbeeren«, wehrte ich noch kraftloser ab.
Pen sah mich noch immer hasserfüllt und vernichtend an. Die beiden hatten noch eine Menge aufzuarbeiten, daher wäre ich erst später an der Reihe. Ich ging hinaus auf den Korridor, wo Webb sich bereits lauernd herumdrückte, um mich abzufangen, als ich erschien. Ein weiterer Krankenpfleger wartete im Hintergrund – wahrscheinlich für den Fall, dass ich gewalttätig wurde und ruhiggestellt werden müsste.
»Sie sehen ein wenig angespannt aus«, sagte ich zu Webb. »Bedrückt Sie etwas?«
»Ich muss wissen, womit ich es hier zu tun habe, Castor«, schnappte er, nachdem mein besorgter Tonfall es nicht geschafft hatte, seine Stimmung zu heben.
»Mit einer Wunderheilung?«
»Ist das Ihre Meinung?«
»Ich weiß es nicht«, wich ich aus. »Was meinen Sie denn?«
»Ich denke, dass Ditko – oder dieses Ding in ihm – ein neues Spiel spielt. Es wäre nicht das erste Mal. Ich habe Professor Mulbridge informiert.«
Diese Worte wirkten auf mich wie intravenös
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