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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Klinikkomplex:
Hier bist du nicht alleine krank.
Wie findet ihr den?«
     
    Niemand reagierte darauf. Mürrisch rückten sie die Stühle zurecht und schickten sich an, den Raum zu verlassen, um ihre Sachen zu packen und nach Hause zu gehen. Nur Siegfried Schäfer war sitzen geblieben.
     
    Geh schon, steh auf
, sagte Schäfers Stimme.
Lauf ihm nach. Sag ihm alles. Mach reinen Tisch. Trau dich!
    »Schnauze!«, rief Schäfer. Er rief es so laut, dass ihn alle überrascht anblickten.

63

    Genau die Zeit gewonnen, die ich brauche. Alles läuft nach Plan. – Klar, mit Maske ist es natürlich viel leichter, Angst und Schrecken zu verbreiten und einen Idioten wie Jakobi den Berg runterzustoßen. Hinter der Visage von Lady Gaga alles kein Problem. – Jetzt aber mit ungeschütztem Gesicht, und meine Knie zittern ein wenig. Nicht aus Angst, natürlich nicht. Eine Zigarette täte mir auch gut. – Zusammenreißen, Haltung bewahren. – Da vorn steht Jennerwein. Der kennt mich. Oder meint, mich zu kennen. Er weiß nicht, zu was ich fähig bin. Keiner weiß das. Mich hat man schon immer unterschätzt. – Jetzt sieht er her zu mir. Reingefallen, Jennerwein.
     
    Jetzt nur noch die Dämmerung abwarten. – Das Versteck liegt näher als ich gedacht habe. Das hat Vor- und Nachteile. Ich muss deswegen ein paar Kreise im Gelände drehen, um ganz sicher zu gehen, dass ich keine Verfolger habe. Aber für eine Verfolgung hat Jennerwein ohnehin nicht genug Personal. – Meine Personalstärke ist optimal: Ich bin allein. – Die Strecke im Geist nochmals durchgehen: Erst kommt ein kleiner, leicht ansteigender Wanderweg. Eine Abzweigung links, dann ist ein Stück zu klettern. Eine religiöse Wandtafel mit unleserlicher Schrift. – Abschrauben. Altertümliche Steckschrauben, eine Art großer Nägel. Hineinkriechen und die dreißig Meter auf dem Bauch weiterrobben. – Ich muss meine Klaustrophobie überwinden. Die Tür zur Kammer wird mit einem einfachen Hebemechanismus zu öffnen sein.
     
    Sie werden bald rauskriegen, wer ich bin, ich habe nicht viel Zeit. Vorher muss ich den Anruf getätigt haben. Wenn ich das Dokument in meinem Besitz habe, wird niemand mehr wagen, mich anzugreifen. Dann habe ich quasi eine Nuklearwaffe, die das Gefüge Europas sprengen könnte. – Ich kann Forderungen stellen. Ganz hohe Stellen werden alles daransetzen, dass mir niemand ans Leder kann. Bis dahin muss ich durchhalten. Den Freistaat Bayern, die Bundesrepublik Deutschland erpressen! – Mit so einer Forderung sind die noch nie konfrontiert worden.
     
    Neulich habe ich wieder einmal in einem alten Schulheft gelesen. Das Problem mit der grasenden Ziege. Was in der Schule alles für unbrauchbarer Scheiß gelehrt wird. Unglaublich. Was ich hier durchziehe, darauf hat einen die Schule nicht vorbereitet. – Ich packe meine Sachen zusammen, da klopft es an der Tür. Ich habe Besuch von meinem Sohn. Motte ist da. Wie rührend.

64

    Maria schloss das Fenster. Zuvor hatte sie noch einen Blick hinausgeworfen. Man wusste ja nie.
    »Also eines muss ich sagen, Hubertus, an Ihnen ist direkt ein Schauspieler verlorengegangen!«, sagte sie mit ehrlicher Bewunderung. »Von wegen Nebenrolle in der Schultheateraufführung! Der gebrochene, sich entschuldigende Kommissar, der auf ein Eifersuchtsdrama hereingefallen ist.«
    »Und auch der Abgang war gut!«, sagte Nicole. »So unsicher und am Boden zerstört habe ich Sie noch nie gesehen, Chef.«
    »Ich hoffe, ich habe nicht übertrieben«, sagte Jennerwein geschmeichelt. »Ich muss Ihnen beiden das Kompliment allerdings zurückgeben. Sie waren großartig.«
    Maria ergriff das Wort. Sie wandte sich ans Team, ihr Ton wurde wieder dienstlich.
    »Bevor Sie sich falsche Hoffnungen machen: An keinem der Opfer habe ich etwas offensichtlich Auffälliges oder gar Verdächtiges bemerkt. Kein nervöses Zucken, keine Schweißausbrüche, keine irrlichternden Augen.«
    »Wie sieht es mit Abwehrreaktionen und Übersprungshandlungen aus?«, fragte Nicole Schwattke.
    »Unser Maschinenbauer Stadler hat Musik gehört«, antwortete Maria, »Uta Eidenschink hat an ihrem Handy rumgespielt, vermutlich hat sie eine SMS geschrieben, ich konnte leider den Text nicht erkennen. Dudenhofer hat aus dem Fenster gesehen, ich glaube, er hat etwas gezeichnet. Aber wegen Desinteresses können wir ja keinen verhaften.«
    »Wir wollen auch gar keinen verhaften«, sagte Jennerwein. »Diese Aktion hatte den Sinn, den Täter in Sicherheit zu

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