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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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wiegen. Mit ein bisschen Glück haben wir Erfolg. Wir haben nicht genug Leute, um jeden unauffällig zu beschatten, und wir bräuchten für jeden drei bis vier Beamte – das geht beim besten Willen nicht. Um sie festzuhalten oder ihre Telefone anzuzapfen, fehlt uns jegliche Grundlage.«
    »Können Sie nicht mit Frau Beissle reden?«, fragte Ostler dazwischen. »Können Sie nicht fragen, ob es eine Möglichkeit gibt, alle noch festzuhalten mit
Gefahr im Verzug
oder so was?«
    »Mit der rede ich am allerwenigsten. Und grübeln Sie nicht länger darüber nach, was an diesen Leuten auffällig war. Das war nicht das Ziel der Aktion. Der Täter hat sich nicht verraten. Aber wir haben ihn vielleicht eingelullt.«
    »Becker hat angerufen«, sagte Ostler. »Die Spurensicherer sind fertig im Hotelzimmer von Jakobi und im Landhaus von Prallinger.«
    »Gut, dann sehen wir uns die mal an. Die Teams sind eingeteilt. Ich wünsche Ihnen viel Glück.«
     
    Franz Hölleisen war allein auf dem Polizeirevier. Bald musste das Ehepaar Grasegger zum Rapport kommen. Seit sie eine Bürgermeisterkandidatur erwogen hatten, kamen sie besonders pünktlich zur vereinbarten Zeit.
    »Ja, Herr Hölleisen, wie sehen denn
Sie
aus!«, rief Ignaz beim Eintreten.
    Seit einiger Zeit siezten die Graseggers Hölli wieder. Man wollte auch nur den Hauch von Amigowirtschaft und Spezlseilschaften vermeiden.
    »Kirschkuchen«, antwortete Hölleisen knapp. »Da, setzt eure Unterschrift her, ich habe heute überhaupt keine Zeit. Wir sind mitten in einem Einsatz. Die Geiselnahme auf dem Kramer –«
    Sie blickten ihn fragend an.
    »Eifersuchtsdrama«, sagte Hölleisen einsilbig.
    »Der lügt doch wie gedruckt«, sagte Ursel, als sie draußen waren. »Kirschkuchenallergie! Ich kann mich erinnern, dass der Hölli Süßigkeiten überhaupt nicht mag. Da steckt doch was anderes dahinter!«
    »Wahrscheinlich was Peinliches, was er uns nicht sagen will.«
     
    Zu Hause angekommen, saßen Ursel und Ignaz noch ein Weilchen auf der Terrasse und schwiegen. Nicht so, wie sich die meisten Ehepaare anschweigen, sondern weil beide dem Traum vom Freistaat Werdenfels nachhingen, dessen Ministerpräsidenten sie sein könnten.
    »Du, Folgendes«, unterbrach Ignaz nach einiger Zeit. »Wenn dein Hirn ein Computer wäre, sagen wir einmal ein Fahndungscomputer, und du gibst die drei Begriffe ein.«
    »Welche Begriffe?«
    » MITTELALTER plus WERDENFELS plus VERSTECK . Was wird der Computer ausspucken? Was ist der Zusammenhang zwischen den drei Begriffen?«
    »Da sehe ich keinen.«
    »Lass deinen Gedanken einmal freien Lauf. Wo hat man sich im Mittelalter verstecken können?«
    »In einem Heustadel?«
    »Es ist ein Gebäude, das extra gebaut wurde, um sich zu verstecken.«
    »Ach, du meinst eine Burg! Die Burg Werdenfels!«
    »Lass uns später in der kühlen Abendluft einen Spaziergang zur Burgruine Werdenfels machen.«
    »Das dauert ja über eine Stunde!«
    »Dann nehmen wir halt eine Brotzeit mit.«
     
    Polizeiobermeister Franz Hölleisen saß immer noch allein auf dem Revier. Er hatte offiziell Dienstschluss, außerdem war er ohnehin krankgeschrieben. Und jetzt plagte ihn seine malträtierte Haut besonders stark. Er schluckte seine Allergietablette. Heimgehen wollte er noch nicht. Er hatte etwas verpatzt dort oben auf der Kramerspitze, nicht beherzt genug reagiert gegenüber diesem Jugendlichen. Er wollte die Scharte wieder auswetzen. Darüber hinaus war ihm auf der Bandaufnahme etwas aufgefallen. Er war kein Ermittler, nur ein kleiner Polizeiobermeister des alleruntersten Dienstes, der höflicherweise
mittlerer
Dienst genannt wurde. Auf der Aufnahme von Viskacz war ihm jedoch eine klitzekleine Ungereimtheit aufgefallen. Was hatte der Chef gesagt? Keine Spekulationen mehr. Er wollte ja nicht spekulieren, er wollte nur einen kleinen Blick aufs Beweismaterial werfen! Hölleisen ging zum Computer und startete nochmals die Audiodatei. Eine ganz spezielle Stelle interessierte ihn besonders. Er hörte sie sich mehrmals an. Er fuhr mit dem Bleistift einen Weg auf der Wanderkarte entlang. Man kann sich das ja einmal anschauen, dachte er ganz außerdienstlich. Hölleisen zog sich die Mütze tief ins Gesicht. Er hatte eine Idee, wer von den Verdächtigen der Täter sein könnte, und diensteifrig machte er sich auf den Weg. Er durchquerte den Kurort in der kühlen Abendluft. Notfalls konnte er ja immer noch den Chef anrufen, wenn es brenzlig wurde. Als er das Haus sehen konnte, trat eine

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