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Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Felsenfest: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Sprüche fallen und viele Korken knallen! Ich habe gerade letzte Woche meine tausendste künstliche Hüfte eingesetzt, und ich bin stolz darauf. Die Hüfte – was für ein Körperteil! Es macht den Menschen erst zu einem intelligenten Wesen. Der aufrechte Gang, der Blick zum Horizont, hinauf zu den Sternen – das alles ist erst durch diese evolutionäre Sensation, die Hüfte, möglich. Liebe Kardiologen, Pulmologen, Neurologen und wie ihr alle heißt – seid mir nicht böse, aber eure Organe und Körperteile sind lediglich kleine, untergeordnete Rädchen im Vergleich zu dem Gelenk, das den Weg zur menschlichen Kultur bereitet hat. Was ist das Herz schon anderes als eine unförmige Pumpe, die sich von der der Wildsau kaum unterscheidet? Was ist das Gehirn? Ein störanfälliger Knecht, der sich die Welt schönrechnet und, wenn er ausnahmsweise einmal was Nützliches erfindet, es für Raub, Mord und Krieg einsetzt. Aber dann der Hüftknochen! Er macht so viele geschmackvolle Dinge erst möglich: Die elegante Drehung einer Balletttänzerin, die verführerische Pose der Geliebten, das vertrauliche Vorbeugen, das entspannte Zurücklehnen … Wie heißt es bei Elvis Presley, bei dem die Revolution aus der Hüfte kam: »Close your lips, swing your hips …« Und wie heißt es bei Shakira: »Hips don’t lie!« – das ist natürlich mein Handyklingelton!
     
    Euer Ronni, der vom Klassenclown zum hippen Hüfthippo aufgestiegen ist
    (Anmerkung von Harry Fichtl: Hat es nicht zwei von uns schon erwischt, rein hüftmässig? Genauer gesagt: hüftprothesenmäßig? Da kommt doch so eine Ode an die Hüfte grade recht, meint ihr nicht? Jetzt aber im Ernst: Behandelt ihn mit Respekt, unseren Freund Ronni. Ich habe in einer stillen Stunde mal mit ihm über seine Rolle als ›Klassenclown‹ geredet. Er muss damals sehr darunter gelitten haben. Er leidet heute noch darunter. Vielleicht findet sich ein Stündchen beim Klassentreffen, wo wir darüber reden können.)

41

    Der Rauch hatte sich verzogen, die leichten Windstöße bliesen die letzten Reste davon. Ein Schlachtfeld lag vor Jennerwein. An vielen Stellen waren Blutspuren zu sehen. Die Befreier hatten die Handschellen mit Bolzenschneidern aufgezwickt, die verbogenen und zerrissenen Stahlschienen wuchsen aus dem Felsboden wie Disteln aus Draht und Eisen. Jennerwein bückte sich. Es waren Handschellen, wie sie die Polizei verwendete. Verwendet
hatte
, denn dieser Typ von Handfesseln war schon lange nicht mehr in Gebrauch. Jennerwein fiel auf, dass noch einmal doppelt so viele Ringhaken in den Boden eingelassen worden waren, an denen keine Handschellen hingen. Hatte der Geiselnehmer mit mehr Geiseln gerechnet?
     
    Jennerwein umkreiste das Areal und entfernte sich von der Fläche, auf der die Klassenkameraden gefangen gehalten worden waren. Er suchte den ganzen Berggipfel ab. Zehn Meter entfernt, in einer Kuhle, stieß er auf einen Stoffsack aus grobem Leinen, in dem sich elf Mobilfunkgeräte befanden, ferner zwei kleine Tablets, ein Krankenhauspiepser, mehrere Digitalkameras und ein paar andere elektronische Geräte, die er auf die Schnelle nicht identifizieren konnte. Über zwanzig Schritt vom eigentlichen Tatort entfernt, hinter einer kleinen Felserhöhung, bemerkte er noch einen weiteren Haken, der in die Erde geschlagen oder eingegipst worden war. Rund um diesen Haken verliefen starke Blutspuren, die ganze Stelle schien zertrampelt zu sein. War hier jemand aus der Gruppe herausgegriffen und gefoltert worden?
     
    Die beiden Sanitätshubschrauber, die die Verletzten und unter posttraumatischem Schock Stehenden ins Krankenhaus brachten, hatten sich entfernt und waren nicht mehr zu hören. Schimowitz lief zu Jennerwein und gab ihm die Hand.
    »Gut gemacht, Kommissar«, sagte der Kommandant. »Hut ab! Eine Geiselnahme auf der Kramerspitze – darauf wäre ich nicht gekommen. Eigentlich ein völlig ungeeigneter Berg für so was. Sie müssen mir bei Gelegenheit erzählen, wie Sie das rausgefunden haben.«
    »Das Lob kann ich zurückgeben, Schimowitz«, sagte Jennerwein lächelnd. Erst jetzt steckte er seine Dienstwaffe wieder in das Holster. Die kleine, verkratzte Heckler & Koch nahm sich sehr bescheiden aus gegenüber der überall herumbaumelnden und herausragenden Artillerie der SEK ler und speziell der von Schimowitz.
    »Wie viele Geiseln haben Sie gesichert?«, fragte Jennerwein.
    »Dreizehn.«
    Schimowitz grüßte militärisch, machte sogar eine Andeutung des

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