Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
mir einen in der Werbung, und von da an ging’s bergauf.«
»Und dann lernten Sie den Grafen kennen.«
»César, ja. Ein süßer Typ, der eine Geliebte nicht im Stich lässt.« Sie deutete auf ihr Büro. »Er weiß von meiner Vergangenheit. Also werden Sie mich damit nicht unter Druck setzen können.«
»Das hatte ich auch nicht vor. Ich wollte wirklich nur wissen, ob Junot noch einmal hier war. Jetzt muss ich Sie aber fragen: Hat dieses Hotel irgendetwas mit Ihrem alten Gewerbe zu tun?«
»Sie wollen wissen, ob unsere Gäste weibliche Gesellschaft wünschen? Noch einmal: Tun Sie nicht so naiv. Wir werben zwar nicht dafür, haben aber auch nichts dagegen. Die Mädchen haben jederzeit die Möglichkeit, nein zu sagen.«
»Hat Francette deshalb eine dicke Lippe?«
»Nein, ich habe Ihnen schon erklärt, wie es dazu gekommen ist«, antwortete sie. Mit ihrer guten Laune schien es vorbei zu sein; Béatrice war wie ausgewechselt. »Francette wurde von einem ungeschickten Gast, der außerdem nicht mehr ganz nüchtern war, zu Boden gestoßen. So hat sie es jedenfalls dargestellt. Ich war nicht dabei.«
»Könnte Junot gewusst haben, was seine Tochter hier bei Ihnen treibt?«
»Dann müsste er es von Francette wissen. Wir hier sind sehr diskret.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, sagte er und stand auf. »Danke für Ihre Zeit. Eine letzte Frage noch: Gehört Eugénie auch zu Ihrem Stall?«
»Warum fragen Sie? Sind Sie an ihr interessiert?« Sie zwinkerte wieder mit den Augen, was aber diesmal einen etwas affektierten Eindruck auf ihn machte. »Nein, sie gehört nicht dazu, aber wahrscheinlich wurden ihr schon Avancen gemacht.«
Die Mülldeponie von Saint-Denis wurde von einem ehemaligen Unteroffizier der Fallschirmspringer gemanagt, einem hünenhaften Kerl mit Namen Jacquot. Er führte ein strenges Regime auf seiner Mülldeponie, die er offenbar manchmal mit einem Exerzierplatz verwechselte. Wehe dem, der Plastik- und Küchenabfälle, leere Batterien und Gartenschnitt zusammenwarf oder mit seinem Fahrzeug die aufgemalten Leitspuren verließ, die auf die riesigen Container zuführten. Bruno parkte seinen Transporter neben der Einfahrt, schüttelte Jacquot die Hand und fragte, ob Samstag oder Sonntag Plastikfolie oder anderes Verpackungsmaterial abgegeben worden sei.
»Am Wochenende ist geschlossen«, antwortete Jacquot.
»Ja, aber es kommt doch vor, dass Leute ihren Müll über den Zaun in die entsprechenden Container werfen.« Bruno wusste, dass sich Jacquot manchmal in seiner kleinen Holzbaracke versteckte, um Übeltätern aufzulauern und Fotos von ihnen zu machen. Auf diese Weise hatte er tatsächlich schon manche überführt, denen vom Ordnungsamt anschließend Geldstrafen aufgebrummt worden waren, über die ausführlich in der Lokalpresse berichtet wurde.
»Wir können ja mal nachsehen«, sagte Jacquot. Er ging voraus und legte eine Leiter an den Container für Kunststoffe. Mit einer langen Stange, an der ein Haken befestigt war, stocherte er vorsichtig im Müll herum. »Im Papiercontainer liegt ein Karton, den ich mir noch ansehen wollte, weil er nicht zusammengefaltet ist. Könnte ja noch was drin sein. Die Leute glauben immer, so was würde mir nicht auffallen. Von wegen. Schauen Sie mal nach da oben!« Jacquot zeigte auf den Giebel seiner Hütte, auf dem eine Kamera montiert war.
»War die auch am Wochenende eingeschaltet?«, fragte Bruno.
»Na klar«, antwortete Jacquot. »Weshalb sollte ich sie sonst installiert haben?« Der Papiercontainer war zu hoch für ihn und darum von außen nicht einsehbar. »Ich muss jedenfalls reinsteigen«, sagte er. »Bringen Sie mir doch mal die Leiter, die da drüben an der Hütte lehnt.« Er hängte die Leiter über die Innenwand des Containers und kletterte hinein, gefolgt von Bruno, der ihm dabei zusah, wie er mit einem Messer, das er vom Gürtel abnahm, den zuoberst liegenden Karton aufschnitt, schnell und präzise wie ein Küchenchef. »Haben Sie danach gesucht?«, fragte er und hielt eine verschmutzte, aber sorgfältig gefaltete Plastikplane in die Luft. »Ist ziemlich verschmiert. Mit Öl und brauner Farbe, würde ich sagen. Klebt noch.«
»Könnte es auch Blut sein?«
»Durchaus!« Jacquot stieg aus dem Container und gab Bruno den Karton, während der chef de police zuerst Jean-Jacques anrief, damit er die Spurensicherung vorbeischickte, und dann Pater Sentout. Von ihm wollte er wissen, wo die alten Taufurkunden von Saint-Philippon aufbewahrt wurden. Im
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