Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
wieder einen Welpen von der Hündin des Bürgermeisters, doch die war inzwischen zu alt für einen weiteren Wurf. In der Stadt gab es insgesamt fünf Bäckereien. Bruno machte vor derjenigen halt, die erst vor kurzem eröffnet hatte und mit einem Windmühlenmodell für sich warb. Dass die boulangerie einen Parkplatz hatte, war ein Grund für ihre Beliebtheit bei Kunden. Der andere war Louise, die attraktive Frau des Bäckers, die ihre Lippen spitzte und Bruno einen Kuss zuhauchte, als sie mit einem Brett voll frischer Brote aus der Backstube in den Laden kam. Er winkte zum Gruß, stellte sich hinten in die Käuferschlange und verlangte, als er an der Reihe war, drei Croissants und ein Baguette. Sie waren noch warm, als er den Campingplatz erreichte. Antoine hatte bereits Kaffee aufgesetzt.
»Danke für deine Hilfsbereitschaft«, sagte Bruno, als Antoine ihm eine Tasse einschenkte und auf dem Tresen zuschob. Anschließend schraubte er den Deckel von einem Glas Aprikosenmarmelade, die seine Frau gemacht hatte. Josette hantierte in der kleinen Küche hinter der Bar mit Butter und heißer Milch.
»Antoine freut sich darauf«, sagte sie. »Er hat schon seit langem vor, zu Beginn der Feriensaison den Fluss entlangzufahren, um zu sehen, wie die Strömung verläuft und was sich an den Uferbänken verändert hat.«
»Außerdem bin ich genauso neugierig wie du zu erfahren, wo unsere rätselhafte Frau in den Fluss gestiegen sein könnte«, sagte Antoine, brach sein Croissant entzwei und tunkte die eine Hälfte in seinen Kaffee. »Gibt’s Neues über sie?«, fragte er.
Bruno schüttelte den Kopf. »Das Autopsieergebnis steht noch aus«, antwortete er mit vollem Mund. »Übrigens, ist dir zu der Flasche, die im Kahn lag, noch etwas eingefallen?«
»Nein, nur dass sie wie der Smirnoff aussieht, den ich hier verkaufe«, erwiderte er und zeigte auf die Flaschen auf dem Bord über der Bar. Bruno nahm sich vor, die Kriminaltechnik darauf hinzuweisen.
Sie beendeten ihr Frühstück, luden ein Kanu auf den Anhänger und machten sich auf den Weg nach Montignac rund dreißig Kilometer flussaufwärts. Eine weitere Strecke hatte der Kahn mit der toten Frau aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zurückgelegt. Antoine tippte darauf, dass er wohl eher in der Nähe von Saint-Denis zu Wasser gelassen worden war, und Bruno glaubte, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch gelebt und sich den tödlichen Cocktail aus Pillen und Wodka erst im Kahn gegeben hatte, was bedeuten würde, dass der Tod einige Zeit nach dem Ablegen eingetreten war.
Der Morgen war noch kühl, als sie die Schwimmwesten anlegten und das Kanu zu Wasser ließen. Josette winkte ihnen zum Abschied und fuhr den Transporter zurück zum Campingplatz. Antoine setzte sich ins Heck, zog Köder auf die Haken, nahm seine Angelschnur und befestigte sie an einem Beschlag in der Bordwand. Dann wickelte er eine ungeöffnete Flasche Bergerac Sec in ein Einkaufsnetz und senkte es ins Wasser, um den Wein zu kühlen. Außer ihnen war niemand auf dem Fluss. Langsam paddelten sie mit der Strömung und hielten vor jedem Bootshaus und Anlegesteg kurz an, um sich genau umzusehen. Zu dieser Jahreszeit waren fast alle Bootshäuser noch verschlossen, und an keiner der flachen Uferstellen, an denen man einen Kahn hätte ins Wasser ziehen können, ließen sich frische Fuß- oder Schleifspuren erkennen.
Von den Uferstraßen und Treidelpfaden aus betrachtet, kannte Bruno den Fluss sehr viel besser als aus der Perspektive eines Paddlers, die völlig andere Blicke auf die tief hängenden Weiden, die hohen Eichen und Kastanienbäume mit ihrem Wechselspiel aus Licht und Schatten bot. Von einem auf den anderen Moment war es fast so dunkel wie in der Nacht, dann strahlend hell, das Wasser mal spiegelglatt, mal zu schäumenden Wellen aufgerührt. Das Wasser floss meist so langsam, dass man bequem hätte zu Fuß folgen können. Vor Flussbiegungen aber wurde die Strömung schneller, um gleich dahinter wieder abzureißen. Dort war die Wasseroberfläche so glatt, dass sich Bruno fast scheute, sie mit dem Paddel zu durchstoßen. Manchmal bildeten sich kleine Wellenkreise, wenn ein Fisch nach einer Mücke schnappte. Libellen schwirrten vorbei, und außer Vogelstimmen und dem gurgelnden Wasser unter dem Kanu war nichts zu hören.
Die Atmosphäre war fast einschläfernd, wozu auch der gleichmäßige Paddeltakt beitrug.
Weil er Eugénie und ihrem Pferd geholfen hatte, war er am Vortag zu spät zu Florence zum Abendessen
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