Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
Vom Netzwerk:
mehrere wacklige Stege inspiziert, die, weil völlig vermoost, offenbar schon seit Monaten nicht mehr betreten worden waren. Zwei Stellen hatten sie ausfindig gemacht und auf der Karte markiert, an denen es gut möglich war, einen Kahn zu Wasser zu lassen: Dort wurden im Sommer Kanus ausgeliehen. Antoine kannte die Betreiber und versprach, mit ihnen zu telefonieren, obwohl er bezweifelte, dass der Kahn dort abgelegt hatte.
    Kurz nach Saint-Léon-sur-Vézère, im Scheitelpunkt der großen Biegung, umspülte der Fluss mehrere Sandbänke voller Kieselsteine. Antoine steuerte auf eine von ihnen zu, ließ das Kanu auf Grund laufen und öffnete die Weinflasche. Bruno teilte mit seinem Taschenmesser das Baguette, während Antoine den Plastikbeutel öffnete und die marinierten Fischfilets daraus hervorholte. Sie schmeckten ein bisschen sauer, aber herrlich frisch und hier auf dem plätschernden Fluss einfach tausendmal köstlicher.
    »Mein Lieblingsimbiss«, sagte Antoine. »Und wenn wir Glück haben, können wir zum Mittagessen noch ein paar Forellen grillen. Weiter unten, am alten Kloster, wimmelt es nur so von Fischen. Mein Vater sagte immer, dass das wegen der Latrinen der Mönche sei, aus denen Jahrhunderte lang Abwässer in den Fluss sickerten.«
    »Und das sagst du erst jetzt?«, gab Bruno lachend zurück.
    Nachdem sie sich gestärkt hatten, paddelten sie weiter an den Kalkfelsen entlang, in deren Höhlen sich Bruno gut auskannte. Das Wasser hatte über die Jahrhunderte tiefe Überhänge ausgewaschen, die jederzeit abzustürzen drohten. Auf dem gegenüberliegenden Ufer standen die Bäume so dicht, dass sie die Sonne abschirmten und Bruno zu frieren anfing. Nebel stiegen vom Wasser auf und ließen die Landschaft unheimlich erscheinen.
    Rechts sah Bruno nun einen Felsen aufragen, der in seiner geometrischen Formation wie das Bollwerk einer Riesenburg aussah. Darunter war eine Reihe von Höhlenöffnungen zu erkennen und eine Art Galerie, deren Inneres im Schatten lag.
    »Hier ist die Stelle, an der die Fische immer beißen«, sagte Antoine und riss Bruno aus seinen Träumereien. »Da oben liegt das alte Kloster, und in den Felslöchern haben Einsiedler gehaust. Drüben auf der anderen Seite siehst du die Kegeldächer vom Château Marzac hinter dem Felsvorsprung…« Er stockte. »Ich hab’ wieder welche.«
    Er holte die Schnur ein, und es zappelten tatsächlich zwei Forellen daran, jede an die zwanzig Zentimeter lang. Er holte sie mit dem Kescher ins Boot und nahm sie vom Haken, um sofort neue Köder aufzustecken und die Schnur wieder ins Wasser zu werfen. Auch mit dem neuen Versuch hatte er Glück.
    »Sag ich doch, dass hier eine gute Stelle ist«, triumphierte er.
    Bald weitete sich der Fluss. Die Sonne schien auf eine mit Kieselsteinen übersäte Insel mitten im Fluss. Bruno musste den Kopf einziehen, als Antoine das Kanu geschickt unter tief hängenden Zweigen hindurchsteuerte. Wenig später erreichten sie eine kleine, verborgene Bucht mit Kieselstrand und einem verfallenen Bootshaus.
    »Tiens!«, sagte Antoine. »Das Wasser ist durchgebrochen.« Er zeigte mit dem Paddel auf eine Stelle unter den ausladenden Bäumen, und Bruno sah, dass die Hauptströmung ihre Richtung änderte und eine Lagune flutete. Er steuerte das Kanu näher an den Durchbruch heran, der weniger als einen Meter breit war. Beide mussten kräftig die Paddel einsetzen, um das Kanu in der überraschend starken Strömung auf Kurs zu halten.
    »Wie kommt es, dass die Strömung einen anderen Weg einschlägt?«, fragte Bruno.
    »Das liegt an den écrevisses «, antwortete Antoine. Flusskrebse, die wie kleine Hummer aussahen und noch besser schmeckten. Sie hatten wahrscheinlich über Jahre hinweg an einem versunkenen Baumstamm geknabbert. Von ihm war eine Art Damm zusammengehalten worden, der die Strömung abgelenkt und sich dann nach heftigen Regenfällen aufgelöst hatte.
    »Wenn sich die Frau hier das Leben genommen hat, wird sie vielleicht geglaubt haben, mit dem Kahn innerhalb des kleinen Sees zu bleiben«, spekulierte Bruno. »Sie hat dieses Feuer gemacht, um den Kahn an Ort und Stelle zu versenken, und nicht damit gerechnet, dass die Strömung durchbricht und sie in den Hauptfluss zurückschwemmt. Könnte es so gewesen sein?«
    »Möglich«, antwortete Antoine. »Das würde allerdings bedeuten, sie wollte ihren Tod geheim halten. Aber was ist mit der Theorie des toubib ? Doktor Gelletreau meinte doch, sie hätte aus ihrem Abgang eine große Show

Weitere Kostenlose Bücher