Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
gemacht. Schmeckt irgendwie nach Apfelkuchen. Aber das Interesse ließ schnell nach, und jetzt raucht sie eigentlich nur noch Hassan. Wann ich zum letzten Mal jemand anderem eine Packung verkauft habe, weiß ich schon nicht mehr.«
Hassan wohnte in der nahe gelegenen Ortschaft Saint-Chamassy und arbeitete für die Electricité de France im Kundendienst. Wenn er unterwegs war, kam er fast täglich am Café des Sports vorbei.
»Ich hab ganz vergessen, wie alt seine Kinder inzwischen sind«, sagte Bruno.
»Seine kleinen Mädchen und der Junge, Abdul, sind noch hier bei uns auf dem collège. « Karim war sichtlich irritiert. »Gibt es ein Problem, Bruno?«
Bruno schüttelte den Kopf. »Nur so. Ich nehme an, der Junge ist Fußballfan.«
»Und wie. Er spielt in der Schulmannschaft. Gibt es wirklich kein Problem?« Karim runzelte die Stirn. Der Klang seiner Stimme hatte Rashida aufmerksam gemacht, die sich umdrehte und ihren Mann sorgenvoll musterte.
»Es könnte sein, dass er Unfug gemacht hat, aber es ist nichts, was nicht mit ein paar ernsten Worten geregelt werden könnte, wenn sich denn herausstellt, dass er tatsächlich darin verwickelt ist«, antwortete Bruno. »Keine Angst, und sag Hassan nichts davon.«
Bruno packte seine Plastiktütchen wieder ein und ging zum collège. Bald würde Mittagspause sein. Als er seinen Transporter abstellte, war der Schulhof schon voller Schüler, die zum Speisesaal strömten. Bruno wandte sich nach links, zu den zweistöckigen, weiß verputzten Gebäuden, denen ein neuer Anstrich gutgetan hätte. Dort befanden sich die subventionierten Lehrerwohnungen, in einer davon wohnten Florence und ihre Zwillinge. Rektor Rollo hatte sie von der Aufsicht beim Mittagessen freigestellt, damit sie ihre Kinder vom Kindergarten abholen, ihnen zu essen geben und sie anschließend in die Krippe bringen konnte.
Mit einem Teelöffel in der Hand und sichtlich gestresst öffnete sie Bruno die Tür. Trotzdem beugte sie sich vor, um sich von ihm auf beide Wangen küssen zu lassen.
»Bruno, ich fürchte, Sie sind gerade zur Fütterung der Raubtiere gekommen…«, begrüßte sie ihn scherzend.
»Ich weiß, tut mir leid. Ich hätte auch nicht gestört, wenn es nicht dringend wäre.«
Nach einem flüchtigen Blick in den Spiegel, den Bruno beim Umzug in der Diele aufgehängt hatte, bat Florence ihn in die Küche. Die Zwillinge hörten auf, mit ihren Plastikbechern auf den Tisch zu hämmern, und begrüßten Bruno lauthals.
» Bonjour, Dora, bonjour, Daniel«, sagte er und gab beiden einen Kuss auf die Stirn, die einzige Stelle im Gesicht, die nicht mit Möhren und Kartoffeln verschmiert war.
»Wir sind gleich fertig«, erklärte Florence. »Kann ich Ihnen etwas anbieten? Einen Kaffee oder ein Sandwich vielleicht? Ich wollte mir gerade selbst eine tartine schmieren.«
»Nein, danke. Ich werde später richtig zu Mittag essen. Aber lassen Sie sich nicht aufhalten. Ich habe nur eine Frage zu dem Schüler El Ghoumari aus Saint-Chamassy«, sagte Bruno. »Kennen Sie ihn?«
»Ein netter Kerl. Er ist in meiner Naturkundeklasse. Wieso interessieren Sie sich für ihn?«, fragte sie, ohne eine Miene zu verziehen, verriet aber mit ihrem Tonfall, dass sie auf der Hut war. Er fühlte sich an ihre erste Begegnung erinnert, als er in einer Betrugssache auf dem Trüffelmarkt von Sainte-Alvère ermitteln musste und sie einen ähnlich zugeknöpften Eindruck auf ihn gemacht hatte. Bruno machte sich nichts vor. Florence und er waren zwar Freunde, aber Florence’ Loyalität galt zuallererst ihren Schülern.
»Es ist nichts Offizielles. Wenn es so wäre, würde ich mit Rollo sprechen«, entgegnete er. »Ich glaube, der Junge hat Mist gebaut. Um ein paar Dinge klären zu können, würde ich gern wissen, wer seine besten Freunde sind. Es ist wirklich nichts Ernstes, jedenfalls nicht für den Jungen.«
Florence blickte skeptisch.
»Sie müssten mir schon mehr sagen«, erwiderte sie. Die Kinder spürten die angespannte Atmosphäre und machten große Augen, die sie abwechselnd auf Bruno und ihre Mutter richteten, während sie weiter eifrig ihre Joghurts löffelten.
Bruno berichtete von dem Einbruch in die Höhle und äußerte den Verdacht, dass Jugendliche, durch die Medien auf die Idee gebracht, eine satanische Messe nachgestellt hatten, angeführt von einer erwachsenen Person, die sich mit solchen Dingen auskannte.
»Ich will sie nicht in Schwierigkeiten bringen, sondern nur etwas klären«, versicherte Bruno. »Zum
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