Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
Stadtrat wieder zu.«
»Ach ja, und noch etwas«, fügte Lemontin hinzu. »An der Spitze des neuen Unternehmens – Pardaillan Investissements – sitzen wieder zum Teil dieselben Leute wie schon bei Gondrin und Mortemart Investissements, die jetzt mit Saint-Denis ins Geschäft kommen wollen. Für mich sind das Banditen. Auch nach Auslaufen des Pachtvertrags bleiben sie Eigentümer der Anlage, obwohl sie nur für das Grundstück bezahlt hatten, was ihnen der Bürger auch noch für ’n Appel und ’n Ei verkauft hat.«
»Haben Sie unserem Bürgermeister Ihre Unterlagen gezeigt?«, fragte Bruno.
»Er weigert sich, mich zu empfangen. Und als ihm Antoine als Stadtrat meine Unterlagen vorgelegt hat, meinte er, das seien alles nur Spekulationen. Er werde dafür sorgen, dass die Verträge, die Saint-Denis eingeht, absolut wasserdicht sind. Aber davon ist auch Thivion ausgegangen.«
»Wie heißen die Herrschaften, die in allen drei Unternehmen im Vorstand waren beziehungsweise sind«, wollte Bruno wissen und griff nach Lemontins Notizblock und Bleistift. Lemontin las die Namen von einer fotokopierten Urkunde ab.
»Lionel Joseph Foucher und Eugénie Marianne Ballotin und ein Anwalt aus Luxemburg.« Bruno hatte es sich fast gedacht. »Aber das sind gewissermaßen nur die Aushängeschilder. Dahinter steckt eine Fondsgesellschaft namens Antin mit Sitz in Luxemburg und Verbindungen zu einer Schweizer Bank, weshalb ich nicht herausfinden kann, wem die Fondsgesellschaft gehört.«
Lemontin schob den Hefter aus dem Aktenschrank über den Schreibtisch zu Bruno hinüber. »Nehmen Sie ihn nur, ich habe Kopien gemacht.«
»Warum haben Sie sich damit noch nicht an die Presse gewandt?«
»Ich habe mit Delaron gesprochen, aber er meinte, er mache nur Fotogeschichten, und ich kenne niemanden sonst, den ich hätte fragen können.«
Bruno schaute auf seine Uhr. Er öffnete den Hefter, blätterte darin herum und fand die Kopie eines Briefes aus dem Bürgermeisteramt von Thivion. Die darauf angegebene Telefonnummer tippte er in sein Handy, ließ es am anderen Ende läuten und behielt Lemontin im Auge. Als abgenommen wurde, bat er darum, ins Büro der police municipale durchgestellt zu werden.
»Bruno Courrèges«, antwortete eine überschwengliche Stimme, als er seinen Namen genannt hatte. »Sie haben doch damals in der Rugbymannschaft der Polizeischule gespielt, stimmt’s? Vielleicht erinnern Sie sich auch an mich. Ich bin Bernard Laprade und war damals der Fullback.«
Bruno erinnerte sich vage an einen stämmigen Kerl mit einem unerschöpflichen Repertoire an zotigen Witzen und Rugbyliedern. Sie plauderten ein wenig, und schließlich kam Bruno auf den Grund seines Anrufs zu sprechen.
»Sie wollen wissen, was passiert ist?«, fragte Laprade so laut, dass Lemontin jedes Wort mithören konnte und traurig lächelte. »Wir, die dummen kleinen Landeier, sind über den Tisch gezogen worden von Lackaffen aus der Großstadt, deren maßgeschneiderte Anzüge und weiße Sportwagen unsereins wahrscheinlich bezahlt hat. Und was haben wir davon: einen Haufen junge Nordafrikaner, die alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest ist.«
»Glauben Sie, dass Ihr Bürgermeister meinem Bürgermeister das Gleiche sagen würde?«, fragte Bruno. »Uns wird nämlich ein ähnliches Geschäft angeboten.«
»Unser Bürgermeister würde diese Schweinerei am liebsten an die ganz große Glocke hängen, wenn er könnte. Er hat unseren Abgeordneten aufgefordert, die Sache der Nationalversammlung vorzutragen, aber diese Verbrecher sind offenbar auch in der Politik am Drücker. Unsere Klage hat zu nichts geführt.«
Bruno war lange genug Polizist, um alles, sogar eine so gut dokumentierte Aussage wie die von Lemontin in allen Details zu überprüfen. Er wollte mit Foucher und Eugénie reden, musste sie aber vorher finden und hoffte, sie in dem Hotel anzutreffen.
Eine Reihe von Pappeln schirmte das Anwesen von oben ab. Das zweiflügelige Eisentor vor der Zufahrt, das an zwei verwitterten Steinsäulen befestigt war, stand offen. Der Weg führte hinunter auf die Terrasse, wo Bruno den Baron in Gesellschaft von Foucher und des Grafen angetroffen hatte. Nun aber war niemand dort zu sehen, und auch der Parkplatz war leer bis auf ein einziges Fahrzeug. Bruno erschrak, als er Fabiolas verbeulten Twingo mit dem Arzt-Aufkleber an der Windschutzscheibe erkannte. Besuchte sie hier etwa ihren mysteriösen Privatpatienten?
Die Windhose am Hubschrauberlandeplatz
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