Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)
eng befreundet, Isabelle konnte sie dagegen nicht besonders gut leiden. »Und jetzt hat sie Ihnen auch noch einen neuen Hund ausgesucht.«
»Sie ist dienstlich hier«, erklärte er. »Sie hält einen Vortrag an einer Polizeiakademie hier in der Nähe.«
»Wie passend, dass ein Wochenende bevorsteht. Sie wird doch bleiben, wie ich annehme. Aber das geht nun wiederum mich nichts an. Wo bleibt der Hund, wenn wir ausreiten?«
»Ich möchte ihn mit Hector bekanntmachen und knöpfe ihn dann vor die Brust, damit er sich an die Bewegung gewöhnt.« Die Idee hatte er sich bei Rashida abgeguckt, die ihr Baby im Tragetuch vor der Brust getragen hatte.
Fabiola schnaufte leise und ging in den Stall, um Victoria zu satteln. Bruno folgte und steckte den Hund in die Jacke, so dass nur sein Kopf und die langen Ohren herausschauten. Neben der Stallbank stand eine Kiste, in der zwischen Sand und Zeitungspapier Äpfel vom Vorjahr lagerten. Er nahm einen Apfel heraus, ging auf Hectors Box zu und sprach ein paar freundliche Worte zur Begrüßung. Er hielt den Apfel vor die Brust, damit Hector auf den Welpen aufmerksam wurde. Balzac wand sich unter seinem Arm und schien neugierig darauf zu sein, mit dem riesigen Tier Bekanntschaft zu machen.
Mit seinen weichen Lippen klaubte ihm der Wallach den Apfel vorsichtig aus der Hand und beäugte Balzac. Bruno fragte sich, ob er sich an Balzacs Vorgänger Gigi erinnerte. Die beiden waren gute Freunde gewesen. Gigi hatte manchmal in seiner Box geschlafen und sogar mit im Sattel gesessen, wenn sie während ihrer Ausritte einen Wasserlauf überqueren mussten. Hector schnupperte nun an dem Welpen. Ein Schwall warmer Atemluft fuhr unter Brunos Jacke. Balzac hob die Schnauze, leckte zaghaft an den geblähten Nüstern und kläffte ängstlich. Hector stupste ihn noch einmal an und trat dann zurück. Bruno setzte das Hündchen auf dem Boden der Box ab. Es schnüffelte kurz am Strohbelag, kroch weiter und rieb eins seiner langen Ohren an der Fessel des Pferdes.
Wenig später ritten sie im Schritttempo durch das Tor und auf die Weide unterhalb des Hügelkammes. Fabiola saß auf Victoria und führte Bess am langen Zügel mit sich. Aus Brunos Jacke ließen sich quietschende Laute vernehmen, die, wie er hoffte, Begeisterung ausdrückten, als Hector bergauf zu traben anfing. Im Westen war der von grauen und weißen Wolkenschichten überzogene Himmel noch hell und weitete sich hinter dem Hügelkamm. Da, wo soeben die Sonne untergegangen war, glühte der Himmel rot. Bruno verlangsamte das Tempo, um die Aussicht zu genießen. Von den Bäumen krächzten Krähen. Neugierig reckte Balzac den Hals und schaute sich aufgeregt um in dieser für ihn neuen Welt. Bruno war in Gedanken woanders und fragte sich, wie wohl Eugénie auf seine Frage zu Thivion reagieren würde. Ob auch sie wieder auf ihrem Pferd unterwegs war? Aber außer Fabiola war weit und breit kein anderer Reiter zu sehen.
»Haben Sie schon gegessen?«, fragte Fabiola, die zu ihm aufgeschlossen hatte.
Er schüttelte den Kopf.
»Bei mir gibt’s heute Abend Spaghetti, aber wie immer ohne Gewähr«, sagte sie, als die beiden wieder kehrtmachten und die Pferde laufen ließen. »Das Rezept für die Sauce ist aus dem Kochbuch.«
»Tolle Idee, in einem Kochbuch nachzusehen«, entgegnete Bruno schmunzelnd. Er glaubte längst nicht mehr an Fabiolas Ausrede, dass sie nur ein einziges Gericht, nämlich das Risotto ihrer Mutter, zustande brachte. »Wer lesen kann, kann auch kochen.«
In den Stall zurückgekehrt, kümmerte er sich zuerst um die Pferde, während Balzac sämtliche Winkel beschnupperte und sich zufrieden im Stroh wälzte. Nachdem er ihnen zu trinken gegeben und die Futterkrippen gefüllt hatte, zog er sich in Hectors Box zurück, um mit Pamela in Schottland zu telefonieren. Sie war wahrscheinlich im Krankenhaus, wie immer um diese Uhrzeit. Als sie sich meldete, waren im Hintergrund Stimmen zu hören, denen sie etwas zuflüsterte, worauf sie verstummten. Erst dann begrüßte sie ihn auf Französisch.
»Ich rufe offenbar in einem ungünstigen Moment an«, sagte er.
»Im Gegenteil. Schön, dass du anrufst. Wir haben aber nur wenig Zeit. Ich habe gesagt, du wärst ein Interessent für eine meiner gîtes «, erwiderte sie. »Ich esse gerade mit meinem Ex zu Abend, und er macht mir ein Angebot, das ich, wie er glaubt, nicht ausschlagen kann.«
»Erzähl«, sagte Bruno, als sie eine Pause machte. Er wusste im Grunde nichts über ihren geschiedenen
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