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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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Menge bei Wodka auszurechnen. Außerdem war festgestellt worden, dass sie knapp ein halbes Gramm Temazepam eingenommen hatte, also keine tödliche Dosis, auch nicht in Verbindung mit Alkohol. Nachgewiesen war nun auch, dass sie regelmäßig Kokain geschnupft hatte.
    »Ein ziemlich umtriebiges Mädchen«, kommentierte Isabelle die Ausführungen über die sexuellen Aktivitäten der Frau. Solche Dinge in weiblicher Gesellschaft anzusprechen, brachte Bruno immer noch ein wenig in Verlegenheit; auch jetzt im Beisein von Isabelle, seiner ehemaligen Geliebten. Ihm fiel auf, dass Jean-Jacques kein Wort dazu sagte. Bruno nahm den Bericht zur Hand und suchte nach dem Gegenstand, den Dr.   Gelletreau der Toten aus der Scheide geholt hatte. In dem Zusammenhang war von einem »mehlhaltigen runden Objekt, vielleicht Brot« die Rede. Bruno würde dem Gerichtsmediziner noch ein paar pikante Fragen dazu stellen müssen. Er blätterte weiter.
    »Hier steht, dass der Tod kurz vor Mitternacht eingetreten ist, und dass sie seit Stunden nichts gegessen hatte«, sagte er. »Die Wirkung von Alkohol und Drogen war also umso stärker. Und auf der Wodkaflasche waren nur ihre Fingerabdrücke zu finden.«
    Ein möglicherweise wichtiger Hinweis war die Feststellung, dass ihre Zähne in den Vereinigten Staaten überkront worden waren, offenbar aus kosmetischen Gründen, jedoch nicht, wie in Frankreich sonst üblich, mit Keramik. Außerdem hatte sie vor mindestens zehn Jahren ein Kind zur Welt gebracht. Die Oberarmnarbe einer Tuberkuloseimpfung ließ darauf schließen, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach europäischer Herkunft war; amerikanische Ärzte impften anders. Lungen und Leber zeugten von jahrelangem Nikotin- und Alkoholmissbrauch.
    »Kein Zweifel, es war Selbstmord«, sagte Jean-Jacques in einem Ton, der fast vorwurfsvoll klang, damit überhaupt belästigt worden zu sein.
    »Mag sein, aber es bleiben noch einige Fragen offen«, entgegnete Bruno. »Hat sie sich das Pentagramm selbst auf den Bauch gemalt? War sie es, die Feuer im Boot gemacht hat? Wenn ja, womit? Wir haben weder ein Feuerzeug noch Streichhölzer gefunden. Hat sie den Hahn geköpft? Wenn ja, wo ist das Messer? Wo ist der Behälter, in dem das Temazepam aufbewahrt war?«
    »Ich hätte da auch noch ein paar Fragen«, sagte Isabelle. Sie warf einen Blick durch den Gastraum und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: »Wo hat sie ihre Kleider gelassen? Wer sind die Typen, mit denen sie Sex hatte? Ist denen nicht aufgefallen, dass sie plötzlich weg war? Warum haben sie sie nicht als vermisst gemeldet? Wer am Abend noch seinen Spaß mit Sex und Drogen hatte, nimmt sich doch nicht gleich danach das Leben.«
    Sie wandte sich an Bruno. »Du wirst dich sicherlich schon informiert haben, welche Personen vermisst werden. Aber hast du auch schon im amerikanischen Konsulat nachgefragt?«
    »Ausländische Konsulate oder Botschaften melden sich bei uns, wenn einer ihrer Staatsbürger vermisst wird«, ließ Jean-Jacques wissen.
    »Auch wenn sie in ihrem Konsulat noch nicht als vermisst gilt, könnte es doch sein, dass sich jemand nach ihr erkundigt hat«, sagte Isabelle. »Ein Anruf kann nicht schaden.«
    »Sie war eine sehr attraktive Frau mit einem Gesicht, das man so schnell nicht vergisst«, sagte Bruno und legte ein Foto der Toten auf den Tisch. Der Pathologe hatte die Wunde am Auge notdürftig verarztet, das Haar zurückgekämmt und wohl auch ein wenig Schminke aufgetragen, bevor das Foto gemacht wurde. Sie sah trotzdem tot aus, aber wie eine soeben friedlich entschlafene wunderschöne Frau. Ja, wer sie gesehen hatte, würde sich an sie erinnern. Kopien des Fotos würden im ganzen Département verteilt werden: an alle Bürgermeisterämter, Gendarmerien und Polizeidienststellen, Feuerwehrstützpunkte, Ambulanzen, Zeitungsredaktionen, Bibliotheken und sonstige öffentliche Einrichtungen. Die Polizei sollte das Foto auch in Hotels, Bars und auf Märkten herumzeigen.
    Brunos erstes Ziel war ein kleines Restaurant mit weiter Uferterrasse und einem Ruderbootverleih. Es hatte geschlossen, als er mit Antoine im Kanu daran vorbeigepaddelt war, aber jetzt geöffnet. Der Wirt wusste allerdings nichts von einem Kahn oder dem Besitzer eines solchen. Als Nächstes machten sie vor einem Ferienhaus halt. Es war noch unbewohnt und hatte sämtliche Fensterläden geschlossen. Laub vom Vorjahr häufte sich vor dem Doppeltor des Bootshauses. Bruno hebelte es einen Spaltbreit auf, um einen Blick hineinwerfen

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