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Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition)

Titel: Femme fatale: Der fünfte Fall für Bruno, Chef de Police (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Walker
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zu können, sah aber nur zwei aufgebockte Kanus, die vor sich hin rotteten. Der dritte Stopp war ein kleiner Landsitz an einer Bachmündung. Ein Bootshaus gab es dort nicht. Trotzdem bat Bruno die Eigentümer, ein älteres Ehepaar, einen Blick in die Garage werfen zu dürfen, die sich unmittelbar neben dem Bach befand. Darin stand nur ihr Mercedes, der fast den gesamten Raum ausfüllte.
    »Bleibt nur noch das Rote Château. Darauf bin ich gespannt«, sagte Isabelle. Sie hatte von Mérimée, der vom Kultusministerium herausgegebenen Website historischer Baudenkmäler, Informationen ausgedruckt und las laut daraus vor. Erstmals war das Château in Archiven aus dem elften Jahrhundert erwähnt worden. Es hatte etliche Male den Besitzer gewechselt, war während des Hundertjährigen Kriegs zerstört und gegen Ende des 15.   Jahrhunderts nach der Vertreibung der Engländer vollständig wiederaufgebaut worden, von Bauherren, die anscheinend die Rückkehr des Erzfeindes befürchtet hatten. Darum hatte das Château den Charakter einer Festung, und nur die im folgenden Jahrhundert eingelassenen Renaissancefenster milderten diesen Eindruck etwas. Der Nordflügel mit seiner in den Hof führenden offenen Galerie und die etwas abseits stehende Familienkapelle stammten aus dem 17.   Jahrhundert. In den fünfziger Jahren des 19.   Jahrhunderts war der ganze Komplex von einem heimischen Architekten von Grund auf restauriert worden.
    »Wie die meisten dieser Häuser wurde es in eine Société Civile Immobilière umgewandelt, um Erbschaftssteuer zu sparen«, erklärte Bruno. Die Kommunalsteuern wurden von einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts abgeführt; das Melderegister hingegen führte die Schwestern Hortense und Hélöise als permanente Bewohnerinnen des Schlösschens.
    »Hortense ist die einstmals berühmte Rote Komtesse«, sagte Jean-Jacques. »Von deren Schwester habe ich nie etwas gehört. Jedenfalls dürfte Hortense inzwischen mindestens achtzig sein.«
    »Was ihr genaues Geburtsdatum angeht, hat sie offenbar gern geflunkert«, ergänzte Bruno, der ein wenig am Computer recherchiert hatte. »Aber als sie zum Compagnon de la Résistance ernannt wurde und für den Widerstand Kurierdienste leistete, scheint sie fünfzehn Jahre alt gewesen zu sein, und das war, bevor die Deutschen Ende 1942 auch Vichy-Frankreich besetzten. Hortense ist also wahrscheinlich zwischen 1925 und 1928 zur Welt gekommen.«
    »Sie war ein Compagnon ?«, fragte Isabelle nach. »Beeindruckend. Dazu wurden nur wenige ernannt.«
    »Etwas über tausend, nicht mehr. Von de Gaulle persönlich«, sagte Bruno. »Weitere zweiundsechzigtausend wurden mit der Médaille de la Résistance ausgezeichnet. Nicht viel für eine Nation von fünfzig Millionen. Hortense hat den Ehrentitel jedenfalls verdient. Sie war nicht nur Kurier, sondern hat auch Fallschirmabwürfe organisiert, Waffen versteckt und nach der Befreiung an mehreren Kämpfen teilgenommen.«
    »Da war doch auch die Rede von einem unehelichen Kind«, meinte Jean-Jacques.
    »Sie brachte Anfang 1945 eine Tochter zur Welt«, sagte Bruno. »Der Vater, ein Widerstandskämpfer, wurde getötet. Sie hat nie seine Identität verraten und immer nur von ihrem unbekannten Befreiungssoldaten gesprochen.«
    »Wenn Sie glauben, dass die mysteriöse Frau hier ihren Kahn zu Wasser gelassen hat, sollten wir uns in Acht nehmen«, schlug Jean-Jacques vor. »Wir müssen Rücksicht nehmen auf eine ältere Dame, Kriegsheldin, Aristokratin…«
    »Und nicht zu vergessen hochrangiges Mitglied der Kommunistischen Partei, ausgezeichnet als sowjetische Partisanin und Trägerin des Kriegsordens der U d SSR erster Klasse, den ihr Stalin persönlich im Kreml an die Brust geheftet hat«, ergänzte Bruno. »Im Internet ist jede Menge über sie zu finden.«
    »Was für eine Frau!«, sagte Isabelle, als sie in die lange Platanenallee einbogen, die auf das Château zuführte. »Und was für ein Schloss!«
    Die Zugbrücke mit ihren offenbar schon vor langer Zeit entfernten Außentoren flankierten zwei Rundtürme aus grau-goldenem, mit Efeu umranktem Mauerwerk und mit kegelförmigen Schieferdächern. Sie waren so hoch, dass das Château dahinter fast verschwand. Überhaupt wirkte das ganze Gebäude, an dem im Laufe der Zeit etliche Veränderungen vorgenommen worden waren, ziemlich unausgewogen und plump. An die Türme schloss sich eine zum Teil abgetragene und nachträglich mit hohen düsteren Fenstern versehene mittelalterliche Ringmauer an.

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