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Fenster zum Zoo

Fenster zum Zoo

Titel: Fenster zum Zoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Clasen
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Ahnung.«
    »Nein, es war kein Vollmond. Das wüsste ich. Warum haben Sie denn verschlafen, wenn ich fragen darf?«
    »Was geht Sie das an?«
    »Entschuldigung. Ich bin manchmal indiskret. Geht mich ja auch wirklich nichts an, warum Sie ausgerechnet gestern verschlafen haben, als der Unfall im Bärengehege passierte.«
    »Eben.«
    »Würden Sie mir denn stattdessen etwas über Ben Krämer erzählen?«, fragte Muschalik.
    Die Zwillinge versuchten zuerst den aufgestellten Kletterstamm zu bezwingen, dann setzten sie sich gegenüber auf die weiße Bank, die rund um den riesigen Götterbaum gebaut war, und ließen die Beine baumeln. Auch dort fanden sie keine Ruhe, sondern kletterten schließlich in den Bollerwagen und warteten auf die Weiterfahrt.
    »Ich weiß nichts über ihn«, sagte Nelly und sah den Kindern zu.
    »Aber er war eine ganze Woche in der Nähe der Bärenanlagen.«
    »Ich habe mich nicht um ihn gekümmert.«
    »Ich versuche mir vorzustellen, wie es passiert ist.«
    »Er muss den Grizzly erschreckt haben. Darum hat er ihn getötet. Er hat ihn nicht gefressen, sondern nur in Stücke gerissen. Bären mögen keine Menschen und kein Menschenfleisch. Sie gehen ihnen aus dem Weg, es sei denn, diese dringen in ihr Revier ein.«
    Als sie die vielen Sätze hintereinander sprach, fiel Muschalik auf, wie weich ihre Stimme war und wie tief.
    »Und in Gefangenschaft?«, fragte er weiter.
    »In der Gefangenschaft ist ihr Revier sehr klein, und sie wissen ganz genau, dass sie sich kein anderes suchen können. Es ist alles, was ihnen geblieben ist. Er hatte keine andere Wahl, als Ben Krämer in sein Revier eingedrungen ist.«
    »Was ich da vorhin gesehen habe, das sah nicht so aus, als ob Bären keine Menschen mögen.«
    »Sie sollten gehen«, beendete sie abrupt das Gespräch und drehte ihm den Rücken zu.
    Als Muschalik ihr einen schönen Tag wünschte, reagierte sie nicht mehr.
    Er stieg mit den Zwillingen an der Zoo-Haltestelle in die KVB, sie fuhren zwei Stationen unterirdisch bis zum Ebertplatz, kauften im Supermarkt auf der Neusser Straße die Zutaten für einen Pfannkuchenteig und erstanden ein paar Geschäfte weiter eine gelbe Küchenwaage.
    In Muschaliks Küche durften die Zwillinge Eier aufschlagen, Zucker und Mehl abwiegen und abwechselnd den Mixer halten und sich die Nasen mit Eischnee einreiben. Sie stellten sich geschickt an, vielleicht würde es ihnen gelingen, fit für ein Leben zu werden, in dem es auch für Männer erstrebenswert ist, ›glückliche Häuslichkeit im Sinne von Herrn Dr. Oetker zu pflegen.
    Kraft kam, als Muschalik gerade versuchte den ersten Pfannkuchen zu wenden.
    »Lass mich das machen«, sagte er und nahm Muschalik den Stiel aus der Hand, warf den Pfannkuchen in die Luft, wo er sich ordnungsgemäß drehte, und fing ihn gekonnt auf. Muschalik versuchte, sich die Methode zu merken.
    »Wer bekommt den ersten?«
    »Ich, ich«, riefen die Zwillinge und stellten sich mit ihren Tellern an. Kraft schnitt den Pfannkuchen in zwei Hälften. Sie streuten Zucker obenauf und zerteilten ihn mit der Gabel in kleine Stücke. Muschalik war gespannt, wie er ihnen schmeckte. Er hatte zum ersten Mal Pfannkuchen gemacht. Sie aßen in Windeseile ihre Hälften auf und stellten sich für die nächste Portion an. Keiner gab vor dem anderen auf. Das war Lob genug.
    Nach dem Essen krochen sie auf Muschaliks Küchensofa und schliefen postwendend ein. Es wurde still in der Küche. Kraft servierte die Reste im Wohnzimmer. Sie stellten die Teller auf die Knie, rollten die Pfannkuchen auf, aßen mit den Fingern und genehmigten sich dazu ein Gaffel aus der Hasche.
    »Deine Pfannkuchen sind hervorragend«, sagte Kraft mit vollem Mund.
    »Ich weiß.«
    »Unsere Wiesbadener Kollegen haben inzwischen mit den Eltern von Ben Krämer gesprochen. Seine Mutter hat gesagt, dass Ihr Sohn alles tun würde für ein gutes Foto.«
    »Das hat er getan.«
    »Sie werden den Leichnam überführen lassen, sobald die Gerichtsmedizin ihn freigegeben hat, und die Wohnung ihres Sohnes auflösen. Sie wollen sehr bald eine Posthum-Ausstellung in Wiesbaden machen. Sie meinen, er hätte das auch gewollt. Apropos Fotos. Sein letzter Film war natürlich hinüber.«
    »Schade.«
    Die beiden kauten schweigend und spülten die Pfannkuchen mit Kölsch hinunter.
    »Du siehst irgendwie müde aus. Wie lange seid ihr im Zoo gewesen?«
    »Wenn es nach deinen Söhnen gegangen wäre, wären wir nach einer halben Stunde wieder draußen gewesen. Sie rennen

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