Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ferdinand Graf Zeppelin

Ferdinand Graf Zeppelin

Titel: Ferdinand Graf Zeppelin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Haug
Vom Netzwerk:
Gesundheitszustand ihrer Mutter noch einmal drastisch verschlechtert, trotz all jener vom zunehmend verzweifelnden Friedrich von Zeppelin hinzugezogenen Ärzte, deren Behandlungen freilich außer horrenden Rechnungen nicht das geringste Ergebnis zeitigten. Ganz offenkundig war das schiere Gegenteil der Fall: weder die Schildkrötensuppe noch irgendwelche Kräuteressenzen konnten dem zunehmenden körperlichen Verfall Einhalt gebieten, sondern schienen ihn eher noch zu beschleunigen. Der Vater entschloss sich nun zu einem dramatischen Schritt: er würde Schloss Girsberg vorübergehend verlassen und die Söhne zusammen mit dem Hauslehrer zum Onkel Moritz Macaire nach Konstanz auf die Dominikanerinsel schicken, während er selbst mit seiner sterbenskranken Ehefrau und der Tochter Eugenie in einer berühmten Klinik in Montpellier nach dem letzten Strohhalm greifen wollte, um Amelies Leben doch noch zu retten.
    Aber selbst wenn diese Behandlungen hätten helfen können: im Fall der Amelie von Zeppelin kam jede Hilfe zu spät. Am 15. Mai 1852 beendete der Tod ihr jahrelanges Siechtum – nur 36 Lebensjahre waren ihr vergönnt gewesen!
    Eine Katastrophe – für alle Familienangehörigen. Kein Wunder, dass Ferdinand am 8. Juli, nur wenige Wochen nach dem Begräbnis der Mutter, absolut nicht der Sinn danach stand, seinen 14. Geburtstag in irgendeiner Weise zu feiern. Ganz im Gegenteil: an diesem Tag verkündete er der über alle Maßen erstaunten Familie seinen feierlichen Beschluss, Missionar zu werden. Erst nach mehrwöchigen, teilweise heftigen Debatten mit seinem Vater, rückte er von diesem Vorhaben wieder ab. Ob es an der Zeit lag, die bekanntlich alle Wunden heilt, oder an der Einsicht, vielleicht doch lieber jeden Menschen nach seiner eigenen Facon glücklich werden zu lassen – eventuell auch wegen Ebi, der auf den Verlust der Mutter zunehmend aggressiver reagierte und dringend den verständnisvollen Beistand seines großen Bruders benötigte. Vermutlich spielten all diese Gründe eine Rolle bei Ferdinands Entscheidung, doch lieber kein Missionar werden zu wollen, sondern einfach ein aufrechter und geradliniger Mensch, in welchem Beruf auch immer.
    Doch der viel zu frühe Tod der Amelie von Zeppelin brachte der Familie noch eine weitere gravierende Konsequenz: denn so intensiv sich der sensible Friedrich von Zeppelin in den folgenden Monaten auch um die Rückkehr zu einer gewissen familiären Normalität bemühte, er hielt es in Girsberg einfach nicht mehr aus – viel zu viele Erinnerungen an seine Amelie belasteten den Blick auf die Zimmer, das Gebäude und den Garten. Und so beschloss er, Schloss Girsberg bis auf weiteres den Rücken zu kehren, um an einem anderen Ort hoffentlich zur Ruhe zu kommen. Folglich würde er zusammen mit Eugenie, die ihm den Haushalt führen sollte, in seinen Geburtsort Stuttgart ziehen – während für die beiden Söhne in Begleitung von Moser im benachbarten Cannstatt übergangsweise eine Wohnung gefunden wurde. Ferdinand besuchte hier die oberste Klasse der Realschule, Eberhard wurde in das Gymnasium aufgenommen. Nachdem die Eingewöhnungszeit in Cannstatt ziemlich reibungslos über die Bühne gegangen war, trennten sich nun die verschiedenen Lebenswege ein weiteres Mal: Robert Moser hatte seine Aufgabe erfüllt und kehrte in den Dienst der evangelischen Landeskirche zurück, Eberhard sollte die nächsten Jahre im Gymnasium verbleiben, während Ferdinand nun die Polytechnische Schule in Stuttgart besuchte und auf Verlangen des Vaters im Haushalt des Stuttgarter Stadtdekans Mehl unterkam – natürlich gegen gute Bezahlung. Wieder ein schmerzlicher Trennungsstrich durch die Familie, den die beiden Brüder dadurch abmilderten, dass sie auch weiterhin engen Kontakt zueinander hielten – so weit sich das zeitlich eben einrichten ließ.
    Es war nicht unbedingt Ferdinands sehnlichster Wunsch gewesen, nach zwei Semestern auf der Polytechnischen Schule an die württembergische Kriegsschule nach Ludwigsburg zu wechseln, die dem »General-Quartiermeisterstab« unterstellt war. Viel lieber hätte er sein Wissen weiter in den naturwissenschaftlichen Disziplinen ergänzt, in Biologie, Physik und Chemie – Fächer, die ihm großes Vergnügen bereiteten. Aber sein Vater hatte anders entschieden und seinen ältesten Sohn für eine militärische Laufbahn auserkoren, während Eberhard später Rechtswissenschaften studieren sollte. Nach Ansicht von Zeppelin senior war das eine hervorragende

Weitere Kostenlose Bücher