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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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eingeübt.
    Ranulf war angewidert, doch da es kein Gemetzel mehr geben konnte, mußte er wohl oder übel die Kapitulation akzeptieren. Allerdings war er nicht bereit, auf eine bestimmte Vergeltung zu verzichten. Eric hatte berichtet, daß fünf Räuber, die am Tag vorher angegriffen hatten, wieder in den Wald geflohen waren, als ihnen ihre aussichtslose Lage klar wurde. Ranulf wollte diese fünf aufhängen, ebenso wie den Anführer der Bande. Die übrigen konnten nach Warhurst gebracht werden.
    Ranulf stieg ab und erklärte Meister Scot, was er wünschte. Er mußte nicht lange warten, aber der muskulöse Offizier kehrte nur mit einem einzigen Mann zurück. Das eckige Kinn glatt, der Schnurrbart gepflegt, das braune Haar noch kürzer als das von Ranulf – dieser Mann sah nicht wie ein Gesetzloser aus. Er wirkte auch nicht wie einer, der im Freien lebte. Er war nicht schmutzig, seine ordentliche Kleidung gab keinen Anlaß zur Kritik. Und falls er vorher mit den anderen um Gnade gewinselt hatte, lag nun keine Angst in seinem Blick, der fast zu direkt wirkte.
    »Er behauptet, der Anführer zu sein«, sagte Meister Scot, doch Ranulf war selbst schon auf diesen Gedanken gekommen.
    »Weißt du, wer ich bin?« fragte er den Gesetzlosen.
    »Ich mache es mir zur Aufgabe, all meine Nachbarn und ihre Lebensumstände zu kennen, Lord Fitz Hugh, die alten und die neuen.«
    »Das deutet auf eine gewisse Intelligenz hin, doch wenn du sie besäßest, hättest du dich über meine Wesensart informiert, ehe du auf mich oder die meinen losgegangen bist«, sagte Ranulf schroff.
    »Ich habe mich informiert. Einige meiner Männer beobachteten Clydon und die beiden Straßen, die zum Schloß führen. Die Typen, die Ihre Leute angriffen, gehören nicht zu uns. Sie folgten Ihren Leuten von Anfang an und warteten auf eine günstige Gelegenheit im Wald, um über sie herzufallen.«
    »Folgten mit Pferden und griffen ohne Pferde an?« höhnte Ranulf. Dann fügte er leiser und drohend hinzu: »Glaube nicht, du kannst mir Märchen erzählen, um dich reinzuwaschen. Du weißt nicht, wo meine Männer herkamen.«
    »Sie kamen über den schmalen Pfad, der von Keigh Manor entweder nach Warhurst oder nach Clydon führt, ohne daß man den Umweg über die westliche Straße nehmen muß. Ich weiß das von einem meiner Männer, der in der Gegend jagte. Er beobachtete die Gruppe. Ob Ihre Leute von Keigh Manor oder von weiter draußen kamen, weiß ich allerdings nicht – da haben Sie recht. Aber die Waldstraße windet sich in starken Kurven, um die dicken alten Bäume zu umgehen, Lord Fitz Hugh. Mein Berichterstatter sagte, die Verfolger hielten sich hinter der Baumlinie, und als die schärfste Kurve auftauchte, versteckten sie ihre Pferde im Gebüsch, nahmen die andere Richtung und schnitten Ihren Männern den Weg ab. Natürlich ist es unvernünftig, unberitten anzugreifen, wenn man nicht jemand anderem die Schuld in die Schuhe schieben will, von dem bekannt ist, daß er keine Pferde besitzt.«
    »Euch Gesetzlosen?«
    »Ich sehe, daß Sie immer noch Zweifel hegen, aber mit gesundem Menschenverstand hätte man einen besseren Hinterhalt auswählen müssen. Entlang der Straße gibt es mehrere Stellen, an denen die Zweige der Bäume herunterhängen und dichtes Unterholz den Weg säumt. Dort hätte ich meine Männer postiert, auf beiden Seiten der Straße und sogar oben in den Ästen. Da hätten sie ihr Ziel einkreisen und den Kampf sehr schnell siegreich beenden können. Aber fragen Sie Ihre Leute, und sie werden bestätigen, daß der Überfall ganz anders stattfand. Sie hätten leicht umkehren und davonreiten können, anstatt zu kämpfen.«
    »John!« brüllte Ranulf.
    Der Soldat, der Walter am Vortag begleitet hatte, stand in der Nähe und hatte die Darlegung gehört. »Es stimmt, mein Lord«, sagte er. »Sie kamen alle von der einen Straßenseite her angerannt, und wir hätten tatsächlich in jede Richtung fliehen können. Wenn ich mir das jetzt vorstelle, benahmen sie sich nicht wie Leute, die einen Raub im Sinn hatten.«
    »Wo ist der Clydon-Mann?« rief Ranulf.
    »Hier, mein Herr.«
    »Heißt du nicht Algar?« Auf sein Nicken hin fragte Ranulf: »Was hältst du von der Geschichte dieses Räubers?«
    »Was er von seinen Methoden erzählt, entspricht sicher der Wahrheit. Die Raubüberfälle, von denen ich gehört habe, spielten sich alle so ab. Die Opfer hatten kaum Zeit, ihre Waffen zu ziehen, aber bei uns war das Gegenteil der Fall.«
    »Hätte man euch

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