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Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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interessiert zu sein schien. »Möglicherweise eine Spur, aber nicht die Männer selbst. Sie müssen wohl jedesmal informiert sein, wenn eine große Gruppe Clydon oder Warhurst verläßt. Sie verteilen sich dann nach Ost und West und verlassen die Wälder.«
    »Warhurst?«
    »Die kleine Stadt auf der anderen Seite der Wälder. Tatsächlich wird Warhurst mehr von ihnen heimgesucht als wir. Gelegentlich stehlen sie bei meinen Bauern einen Sack Getreide oder einen Topf mit Butter … «
    »Was ist mit den großen Diebstählen von Rindern und Schafen, die Sie einmal erwähnt haben?«
    »Die Gesetzlosen könnten dafür verantwortlich sein, aber das glaube ich nicht. Sie waren ja selbst einmal Zinsbauern. Wem sollten sie die Tiere verkaufen? Und in den Wäldern gibt es all das Fleisch, das sie brauchen. Nein, das, was sie am besten können und am häufigsten tun, sind Überfälle auf kleine Gruppen Reisender auf der nördlichen Straße, die durch diese Wälder führt. Hauptsächlich handelt es sich um Reisewagen von Kaufleuten auf dem Weg nach Warhurst.«
    »Sie haben nicht versucht, sie in die Flucht zu schlagen?«
    Reina lächelte in zärtlicher Erinnerung. »Mein Vater pflegte jeden Monat mit seinen Männern das ganze Gebiet zu durchkämmen. Er freute sich immer auf die Jagd und ließ Dampf ab, wenn er zurückkam – dann verfluchte er die Räuber, von denen er nie einen zu Gesicht bekam. Wie ich schon sagte: Sie scheinen zu wissen, wenn sie bedroht sind. Der Kastellan von Warhurst sendet öfter Stoßtrupps aus, aber der Mann ist ein Schwachkopf und kann leicht überlistet werden. Die Gesetzlosen mögen einmal Leibeigene gewesen sein, aber sie sind schlau.«
    »Glauben Sie, daß sie Clydon und Warhurst beobachten?«
    »Nachdem die Wälder so nahe liegen, wäre das kein Kunststück.«
    Er betrachtete sie einen Augenblick, ehe er fragte: »Sie fühlen sich nicht wirklich bedroht, oder?«
    »Da irren Sie sich, mein Lord. Für meinen Vater bedeuteten die Wegelagerer einen Ansporn, und das machte ihm und mir Spaß. Aber als er wegging, wurden sie lästiger. Sie haben zwar noch niemand getötet, den ich kenne, doch Besucher von Clydon wurden beraubt. Einem Lord nahmen sie fast hundert Goldmünzen ab, und ich fühlte mich verpflichtet, das Geld zu ersetzen, denn schließlich sind das hier meine Wälder.«
    »Und also auch Ihre Gesetzlosen?« meinte er verächtlich.
    »Ja, meine – und jetzt Ihre.« Das brachte ihr einen funkelnden Blick ein, und sie lachte beinahe. »Sie müssen mit dem Guten auch das Schlechte nehmen, mein Lord.«
    »Gibt es mehr Schlechtes?«
    »Gewiß.« Sie lächelte. »Lassen Sie mich überlegen – da ist Tom Smith. Alle paar Monate trinkt er zuviel und versucht, das Dorf anzuzünden. Keiner weiß, warum, auch Tom nicht.«
    »Und Sie haben ihn nicht aufhängen lassen?«
    »Warum sollte ich? Er ist ein guter Schmied und bezahlt den Schaden mit Eisenbeschlägen. Ich hoffe, daß das Aufhängen in Ihren Augen nicht die Lösung für alles bedeutet.«
    »Und wenn es so wäre?«
    Sie erstarrte und hob herausfordernd das Kinn. »Dann wird eine Menge Streitigkeiten auf uns zukommen.«
    »Vielleicht – aber nicht deswegen. Ob ich jemand sehr schnell aufhängen lasse, wird sich heraussteilen, doch es ist meine Entscheidung als Lord. Stimmt das nicht, meine Lady?»
    Er hatte ihre Herausforderung angenommen und auf sie zurückgeworfen. Reina sah ihn lange an. Sie musterte seine unerbittlichen Gesichtszüge, seinen zweifellos angespannten Körper. Was konnte sie antworten? Sie hatte ihm die Macht eigener Entscheidungen übertragen, als sie ihn geheiratet hatte. Aber sie hatte ihn geheiratet, damit er ihre Leute beschützte und sie nicht willkürlich aufhängte.
    Sie konnte sich jedoch nicht so völlig in ihm getäuscht haben. Er hatte sie mit der Bemerkung über Tom Smith nur testen wollen. Lediglich durch Fragen konnte er lernen, wie sie ihre Leute behandelte. Sie hätte sich darüber nicht aufregen sollen!
    Doch die Verstimmung legte sich nicht sofort, und Reinas Ton war spitz, als sie antwortete: »Ja, Sie treffen als Lord fast alle Entscheidungen.«
    »Fast alle?«
    »Wollen Sie sich auch in meine persönlichen Verpflichtungen einmischen? Wenn ich mich nur noch mit Sticken beschäftigen soll, sagen Sie es.«
    Ranulf sagte nichts. Er beobachtete, wie ihre Augen vor Zorn glitzerten und ihr kleiner Körper bebte, und das jagte eine Welle der Erregung durch seinen Leib. Herrgott, nicht schon wieder! Doch die

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