Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fesseln der Leidenschaft

Fesseln der Leidenschaft

Titel: Fesseln der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
Vom Netzwerk:
das Gegenteil der Fall gewesen war. Die Leute waren noch immer sehr fröhlich. Die Rückkehr hatte rechtzeitig stattgefunden, so daß man sich vor dem nächsten Festmahl noch erfrischen konnte. Die meisten Teilnehmer wollten am Nachmittag in ihre heimatlichen Gefilde aufbrechen. Dann konnte Clydon wieder zur normalen Tagesordnung übergehen, was eine willkommene Erleichterung bedeuten würde.
    Gewöhnlich liebte Reina die Gesellschaft und bestand darauf, daß ihre Gäste möglichst lange blieben. Diesmal war es anders. Sie brauchte ein wenig Einsamkeit, um sich an die drastische Veränderung in ihrem Leben zu gewöhnen. Sie dachte sogar daran, ihren Gatten für eine Weile wegzuschicken, aber dazu brauchte sie sein Einverständnis.
    Doch sie sollte ihre Gäste nicht so schnell loswerden; sie bekam sogar noch einen dazu, wie sie feststellte, als sie inmitten der Jagdgenossen die Halle betrat. John de Lascelles erhob sich von der Bank vor dem Kamin, wo er sich mit Lady Elaine unterhalten hatte, und kam auf Reina zu.
    Ihre eigenen Schritte verlangsamten sich. Bei seinem Anblick empfand sie zuerst nur kalten Zorn, denn momentan war sie mit ihrer Gattenwahl nicht zufrieden, und
    John hätte die kürzlichen Ereignisse verhindern können, wenn er nur eine Woche früher gekommen wäre. Eine verfluchte Woche! Dann verspürte sie Zerknirschung. Durch die Übernahme der Ländereien seines Bruders hatte John eigene Sorgen. Sie konnte ihn nicht für die ihren verantwortlich machen, so gern sie einen Sündenbock gefunden hätte. Und sie vergaß, daß sie sich Ranulf ausgesucht hatte, aus wichtigen Gründen – gewiß. Es war eben ihr Unglück, daß sie anfing, ihren Ehemann persönlich abzulehnen.
    Von diesen Gefühlen abgesehen war Reina froh, ihren alten Freund wiederzutreffen, denn es war über ein Jahr her, seit er Clydon zuletzt besucht hatte. Inzwischen war er noch schmaler geworden und sah ein wenig blaß aus, doch sonst war er der gleiche wie früher. Seine grünen Augen enthüllten noch immer einen sanften Charakter und strahlten Wärme sowie Entzücken aus, Reina zu sehen. Auch sie brachte ein liebevolles Lächeln zustande und erwiderte seine kurze Umarmung.
    »Lady Elaine sagte mir, Glückwünsche seien angebracht, Reina. Die Dringlichkeit, die Sie in Ihrem Brief andeuteten, hieß wohl, ich solle Ihrer Hochzeit beiwohnen?«
    Reina akzeptierte dankbar diese Auslegung. »So ist es! Ich hatte mir von Herzen gewünscht, Sie könnten teilnehmen.«
    Sie bereute sofort die Wahl ihrer Worte, als sie deren Doppelsinn erkannte, und sah, wie Theo die Augen rollte. Simon und Guiot wandten sich ab, um ihren Gesichtsausdruck zu verbergen.
    Aber was sonst hätte sie sagen können? John wäre sicher von der Idee begeistert gewesen, Reina zur Frau zu bekommen, zumal die Macht, die hinter Clydon steckte, seine momentanen Schwierigkeiten gemildert hätte. Ihm nun, da es zu spät war, zu sagen, daß sie ihn hatte heiraten wollen, hätte ihn nur unnötig verbittert.
    »Warum die Geheimhaltung, Reina? Warum haben Sie sich in Ihren Briefen nicht deutlicher geäußert?«
    »Wie? Ach, so! Ich hatte Probleme mit einem Nachbarn, der meine Botschaften abfing«, erklärte sie ausweichend. »Er wollte mich ebenfalls heiraten.«
    »Lord Falkes, vermute ich, doch darüber können wir später reden. Sagen Sie mir, welcher dieser edlen Herren der glückliche Lord ist, der Sie gewonnen hat.«
    Er schaute hinter sie und sah in Gesichter, die er nicht kannte. Himmel, wie konnte sie Ranulf vergessen haben, wenn auch nur für einen Augenblick?
    Sie drehte sich um und stellte fest, daß er direkt hinter ihr stand, so nahe, daß ihre Nase an seine harte Brust stieß. Verflixt! Hatte auch er ihre ›zweideutigen‹ Worte gehört? Sie verrenkte den Hals, um ihm ins Gesicht zu blicken, und bemerkte, daß seine Züge nur Neugierde ausdrückten. Da wurde ihr bewußt, daß er nicht ahnte, wer John war. Vielleicht würde er seinen Namen auch nicht erkennen, wenn er ihn erst einmal gehört hatte.
    Reina stellte die Männer einander vor und hoffte, sie gleich wieder trennen zu können, doch das ging nicht so leicht. Sie war sich nicht sicher, was sie eigentlich von Ranulf erwartet hatte – möglicherweise, daß er John anfeindete, weil er in ihm einen Rivalen sah. Er hob jedoch nur die goldenen Augenbrauen, und Reina hatte das deutliche Gefühl, daß sich unter der Maske seines ausdruckslosen Gesichts Amüsement verbarg.
    »Wo habe ich diesen Namen schon gehört?«

Weitere Kostenlose Bücher