Fesseln der Leidenschaft
verrieten, was Reina schon vorher geahnt hatte: daß es diesmal anders sein würde. Aber sie hätte sich nicht vorstellen können wie anders.
Als Ranulf zu ihr auf das Bett kam, erregten seine sanften Küsse sie erneut, alarmierten sie mit weniger sanften Bissen, entflammten sie bei jeder Berührung, bis sie in einer Woge der Hitze und des Begehrens schwamm. Dabei empfand sie es als frustrierend, daß Ranulf ihr nicht gestattete, ihn ebenso zu berühren, denn er hielt ihre beiden Hände unnachgiebig fest.
Endlich bereitete er sich darauf vor, ihr dringendes Bedürfnis, ihn in sich zu spüren, zu erfüllen. Er kniete sich zwischen ihre Beine, hauchte einen Kuß auf ihren zitternden Leib und dann …
»Ranulf, was … nein, nicht … Nein!«
Er tat es, und sie hatte das Gefühl, in das Weltall zu schießen. Ihr Körper bäumte sich auf, ihr Rücken wölbte sich bei dem Versuch, dem Feuer von Ranulfs Zunge zu entgehen. Aber es gelang ihr nicht, und sie bekam auch ihre Hände nicht frei. Sie wollte sich aufrichten, doch Ranulf drückte sie nieder, so daß sie ihm gnadenlos ausgeliefert war.
Ja, er kannte keine Gnade. Er fuhr fort, ihr Intimstes zu genießen, und brannte ihren Schock und ihre Angst nieder, bis eine wilde, erstmalige Befriedigung sie durchzuckte, die in ihrer Intensität erschreckend war. Eine solche Reaktion schien nicht Reinas eigene zu sein, doch spürte die junge Frau sie und überließ sich ihr willig in hilfloser Hingabe. Ein neuer, wunderbarer Herzschlag explodierte zwischen ihren Beinen, und ein Schrei entrang sich ihr, der Ranulfs üblichem Stöhnen in nichts nachstand.
Während sie atemlos auf den Wellen der Nachwirkung dahintrieb, drang Ranulf in sie ein und ließ sie auf dem Gipfel des Glücks schweben. Indem der Mann seinem eigenen Höhepunkt entgegeneilte, verwandelten sich die Wellen unerwartet in eine Sturmflut, und im letzten Augenblick vereinte sich Reinas Schrei mit dem von Ranulf in einem weiteren Ausbruch bebender Ekstase.
31
Es bedeutete einen ziemlichen Schock für Reina, aus einem angenehmen Traum aufzuwachen und direkt aus allernächster Nähe auf das Hinterteil einer Katze zu blicken. Sie begriff nicht sofort, was ihr da ins Gesicht ragte, doch der höllisch gräßliche Gestank, der einen Augenblick später ihre Nase beleidigte, war leicht zu identifizieren. Sie schrie und sprang aus dem Bett. Als sie sich umdrehte, hatte sich das ekelhafte Vieh auf ihrem Kopfkissen niedergelassen, doch Reina war vom Anblick ihres Mannes gefesselt.
Ihr entsetzter Schrei hatte Ranulf geweckt, und mit der Reaktion eines Kriegers stand er bereits neben ihrem Bett, das Schwert in der Hand. Offensichtlich konnte er sich nicht vorstellen, was Reina erschreckt hatte, denn er sah sie fragend an.
Reinas Verdruß minderte sich nicht. Er wurde sogar noch verstärkt durch die Tatsache, daß sie beide nackt dastanden. Erinnerungen an letzte Nacht begannen die junge Frau zusätzlich aufzuwühlen. Als Ranulf sie nun fragte, was sie gestört habe, war es ihr egal, wie dumm ihre Antwort klingen mochte. Die Katze war schuld an dieser neuen peinlichen Lage, und die Katze würde dafür büßen müssen.
»Dieses verschlagene Vieh hat mir ins Gesicht gefurzt.«
Er lachte nicht. Sie wünschte beinahe, er hätte gelacht, denn das hätte der absurden Situation vielleicht die Spannung genommen. Statt dessen steckte er sein Schwert sehr langsam in die Scheide zurück und kroch wieder ins Bett. Sein Schweigen irritierte Reina und stachelte ihr Temperament an. Daß er Lady Ella dann noch in den Arm nahm und streichelte, schlug dem Faß den Boden aus.
»Nun?« fragte sie aufreizend.
»Was – nun? Das ist eine normale Begebenheit. Tiere furzen ebenso wie wir Menschen.«
»Sie … « Reina stach mit dem Finger in das Fell der Missetäterin. » … hat es absichtlich gemacht.«
»Lächerlich! Warum haßt du Katzen?«
»Ich hasse sie nicht. Ich liebe Katzen. Ich hasse diese Bestie, und ich weigere mich, noch länger mit ihr im gleichen Raum zu schlafen. Entweder sie geht – oder ich.«
Als er nichts sagte und Reina nur anstarrte, als sei sie verrückt, packte sie ihr Nachthemd, das noch auf dem Boden lag, und stürmte aus dem Zimmer. Erst draußen im Gang fiel ihr ein, daß sie nirgendwohin gehen konnte. Ihr früheres Zimmer hatte sie Elaine und Alicia überlassen, und sie beabsichtigte auch nicht, zu dieser frühen Stunde die anderen Frauen in ihren Gemächern zu stören. Im Nachthemd konnte sie sich nicht
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