Fesseln der Nacht - Feehan, C: Fesseln der Nacht - Predatory Game
sehr erfahren bist«, gab sie zurück. »Gute Nacht.«
Er ließ sie bis zum Fuß der Treppe gehen. »Halte mich nicht die ganze Nacht mit diesem elenden, kläglichen Gejaule wach, das du Musik nennst.«
»Elendes, klägliches Gejaule?«, wiederholte Saber entrüstet. Sie rannte die Treppe hinauf, und sein Hohnlachen folgte ihr auf den nackten Fersen.
Ihm gefiel die Countrymusik nicht, die sie normalerweise hörte? Sie kramte in ihrer Sammlung von CDs herum. »Genau das Richtige«, murmelte sie zufrieden und drehte den aggressivsten, widerwärtigsten Rap-Song in ihrer Sammlung auf Höchstlautstärke. Nachdem er eine Stunde wirklich lauten Rap gehört hatte, würde Jesse gute Countrymusik zu schätzen wissen. Sie ließ sich Zeit unter der Dusche, massierte Shampoo in ihr Haar und ließ warmes Wasser über ihren kalten, zitternden Körper strömen. Sie sang sogar, sehr laut, und fühlte sich dabei im Recht und sehr zufrieden mit sich selbst.
Als Saber sich abgetrocknet und ihr Haar mit einem Fön restlos in Unordnung gebracht hatte, warf Jesse bereits Gegenstände an die Decke.
Ihr Grinsen wurde breiter, und sie schaltete den Rap aus. »Wolltest du etwas, Jesse?«, fragte sie mit ihrer bezauberndsten Stimme.
»Ich ergebe mich. Ich hisse die weiße Fahne«, erwiderte seine gedämpfte Stimme.
»Ich hatte nichts anderes erwartet«, sagte Saber selbstgefällig.
Jesse schüttelte den Kopf, als die Musik aufhörte. Sie besaß einen gewissen Hang zur Gemeinheit. Sie wusste, dass er oft Songs schrieb und dieses ohrenbetäubende Gebrüll, das sie aufgelegt hatte, nach wenigen Minuten als schmerzhaft empfinden würde. Trotzdem musste er darüber lachen, als er den Rollstuhl durch den Flur zu seinem privaten Büro bewegte. Er tippte seinen Code ein und wartete darauf, dass die Tür zur Seite glitt.
Sowie er drinnen hinter geschlossener Tür war und die Alarmanlage eingeschaltet hatte, schwand das Lächeln aus seinem Gesicht. Er würde etwas gründlicher recherchieren und herausfinden müssen, wer Saber Wynter wirklich war. Er durfte nicht zulassen, dass seine Gefühle für sie seiner Arbeit in die Quere kamen. Und er konnte nur hoffen, dass Gott ihnen beiden beistehen würde, falls sie da war, um Schaden anzurichten, denn er war nicht ganz sicher, ob er sie töten konnte. Mit einem Seufzer schob er den Gedanken von sich und machte sich an die Arbeit.
Die Computer und die integrierten Telefonleitungen waren alle sauber. Er drückte eine der Kurzwahltasten. »Wir sind ungestört. Schick die Information, und lass es uns tun. Achte darauf, dass du beim Reinkommen keine Geräusche machst. Sie wird nicht schlafen.«
»Das kenne ich mittlerweile.«
Das abrupte Klicken sagte Jesse, dass er Ärger bekommen würde. Logan Maxwell war nicht mit ihm zufrieden. Er war schon nicht allzu glücklich gewesen, als Jesse ihm erzählt hatte, er hätte Saber Wynter bei sich aufgenommen. Er hatte ihm keinen Moment lang die Geschichte
abgekauft, Jesse bräuchte eine Haushälterin. Er glaubte es ebenso wenig wie Saber. Doch keiner von beiden hatte gebohrt und nachgehakt. Das hatte er dem Rollstuhl zu verdanken. Logan hätte Jesse zusammengestaucht, wenn er nicht auf ihn heruntergeblickt hätte und wenn sein Blick nicht an dem Rollstuhl hängengeblieben wäre. Aber wenn Logan wüsste, dass Saber Telepathin war, würde er ihr eine Waffe an den Kopf halten und sich einen Dreck um die Einwände kümmern, die Jesse erheben würde.
Jesse rollte den Stuhl vor und zurück und wiegte sich so, während er darüber nachdachte. Alles brachte seine Vorteile mit sich, und ein Schattengänger lernte, das zu nehmen, was ihm zur Verfügung stand, und es für sich zu nutzen. Jesse verließ sich total darauf, dass Logan weiterhin den Rollstuhl und nicht den Mann wahrnehmen würde, denn Logan war für ihn wie ein Bruder, aber Saber – nun ja, Saber war um sein Herz geschlungen. Ihm würde nichts bleiben, wenn Saber fort war.
Sowie Logan in den gesicherten Raum schlüpfte, trat er gegen den Rollstuhl und sah Jesse finster an. »Was zum Teufel tust du derzeit? Hast du eine Ahnung, wie spät es ist? Und diese … diese Frau schläft anscheinend nie. Du kannst verdammt froh sein, dass der Raum schalldicht ist, denn sie läuft wieder mal auf und ab. Was hat das zu bedeuten?« Er griff um Jesse herum und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein.
»Ich wünsche dir auch einen guten Morgen.« Jesse blickte zu seinem Schattengängerkollegen auf. Logan schaute finster, und
Weitere Kostenlose Bücher