Fesseln der Sünde
glatten Oberfläche ab.
»Gideon«, schrie sie.
O Gott, sie wollte nicht sterben. Sie wollte leben und Gideon dazu bringen, sie zu lieben.
Dieser Gedanke, so hell und so leuchtend wie ein Blitz, durchfuhr sie, während sie auf die Kante zustürzte.
7
»Sarah!« Gideon wirbelte herum und griff nach ihr, bevor sie in den sicheren Tod stürzte.
Seine Finger umschlossen ihre schlanken Handgelenke wie Fesseln. Zeit für Gedanken oder Gefühle gab es nicht. Ebenso wenig, um vor dem Schock der körperlichen Berührung zurückzuweichen. Er drehte sich um und drückte sie mit dem Rücken hart gegen die Wand.
Sie schrie noch einmal auf, doch dieses Mal vor Schmerz, da ihr Kopf gegen den Felsen stieß. Dann schloss sie die Augen und sank zitternd und keuchend unter seinem Griff zusammen.
Er beugte sich über sie, um sie schweigend mit seinem Körper vor dem Abgrund in seinem Rücken zu schützen. Sein Magen drehte sich um, und der Schreck hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Seine Brust hob und senkte sich, als er nach Atem rang, und seine Schultern schmerzten vor Anspannung darüber, sie dem Tod entrissen zu haben. Er lockerte seinen eisernen Griff nicht, doch rührte er sich kurz, um ihre Hände flach neben sie auf den Felsen zu drücken.
Zur Hölle, er hätte sie fast verloren.
Er lehnte seine Stirn über ihrem Kopf gegen die Felswand und wartete, dass die Welt um ihn langsam aufhörte, sich zu drehen. Schwindel und Erleichterung durchfuhren ihn. Kalter Schweiß rann über seine Haut, während sich vor seinen Augen immer und immer wieder die wenigen Sekunden abspielten, in denen Sarah unkontrollierbar ausrutschte.
Sie blieben regungslos stehen, ihr Gesicht auf seines gerichtet, seine Hände ihre umklammernd, ihre Körper nur wenige Zentimeter voneinander entfernt.
Allmählich ließ Gideons erdrückende Angst nach. Die Wirklichkeit kehrte zurück, sein Verstand begann wieder zu arbeiten. Er hörte, wie die Wellen gegen die Felsen brandeten. Er fühlte die kühle Brise auf seiner feuchten Haut und die Unebenheit des Weges unter seinen Stiefeln.
Charis schob mit einer merkwürdig ruckartigen Bewegung ihr Kinn nach oben und blickte ihn unverwandt an, als ob er ihr sicherer Fixpunkt wäre. Ihre Pupillen waren erweitert, ihr Gesicht von Schock und Schmerzen verzerrt. Sie öffnete ihre Lippen, um einen tiefen, zittrigen Atemzug zu nehmen.
Er bemerkte mit einem Anflug von Schuld seinen unnachgiebigen Griff, der ihrem verstauchten Handgelenk wehtun musste. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass sie sicher war. Dennoch musste er sich förmlich dazu zwingen, ihre linke Hand loszulassen.
Sie biss sich auf die Lippen, um ein Schluchzen zu unterdrücken, und legte ihren Arm vor die Brust. Mit den Fingern ihrer anderen Hand hielt sie krampfhaft seine fest.
»Sarah, gütiger Gott …« Das Haar auf ihrem Kopf kräuselte sich durch sein gepresstes Flüstern. »Geht es Ihnen gut?«
Sie nickte ihm unsicher zu. »Ja.«
Ihr Herz raste immer noch, und er zitterte am ganzen Leib. »Was ist mit Ihrem Handgelenk?«
»Ich habe es mir verdreht, aber ich glaube, es ist nichts Schlimmeres passiert.« Sie zuckte zusammen, als sie ihren Arm ausstreckte und ihn vorsichtig bewegte. Ihre Blutergüsse von früher waren inzwischen gelb, die Abdrücke von Gideons Fingern jedoch waren intensiv rot auf ihrer hellen Haut zu erkennen.
Er verfluchte sich selbst, ein solch gefühlloser Grobian zu sein. Er hatte keine Zeit gehabt, behutsam vorzugehen. Das Wichtigste war ihre Rettung gewesen. Er holte zitternd Luft.
Plötzlich wurde ihm bewusst, wie nahe sie beieinander standen. Schon die kleinste Bewegung seinerseits, und ihr Körper würde seinen berühren.
Was zum Teufel war nur mit ihm los, ihr so nahe zu kommen? Die gewohnte, nicht aufzuhaltende Übelkeit stieg hoch, und ihm wurde schwarz vor Augen. Er konnte nicht anders, als seine behandschuhte Hand grob aus ihrer zu reißen. Blindlings drehte er sich weg und drückte seinen Rücken gegen den Felsen, um seine Reaktion zu verbergen. Sie stand zu nahe bei ihm, aber er konnte es noch nicht ertragen, sie aus seiner Reichweite zu lassen. Es trat ein langer Augenblick voller Anspannung ein, in dem die traurigen Schreie der Möwen, die gegen den Fels schlagenden Wellen und Gideons heiseres Keuchen die einzigen Geräusche waren, die die Stille durchbrachen.
Schließlich rückte sie zu ihm hin. Er sah sie nicht an, spürte aber, wie sie ihn beobachtete. Er war sich seiner
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