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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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Küstenortes würden sie sich gut verstecken können. Aiyana legte den Kopf zurück und schloss ihre Augen, wünschte sich, Leonardo würde sie in seinen Armen halten, um mit ihr nach Springs zu fahren. Sie fiel in einen nervösen Halbschlaf, aus dem sie immer wieder aufschreckte, weil sie glaubte, Leonardo sei neben ihr. Kurz vor der Ankunft weckte sie Moira, die sich gähnend streckte, nachdem Aiyana sie mindestens zweimal heftig angeschubst hatte. »Ich hätte noch lange weiterschlafen können.«
    »Die Durchsage kam bereits, dass die nächste Station Amagansett sein würde«, sagte Aiyana und sprang auf. Moira erhob sich im Zeitlupentempo, nahm ihre Tasche herunter und ließ sich wieder zurückplumpsen. »Noch sehe ich die Station nicht.«
    »Das kommt daher, dass du noch halb schläfst.«
    Aiyana sah den grünen Vorort. Sie liebte das Meer und wünschte sich, sie würde es unter anderen Umständen sehen.
    Moira erhob sich kopfschüttelnd und ging zum Ausgang. Aiyana folgte ihr.
    Sobald sie den Zug verlassen hatten, eilte Moira auf einen leicht ergrauten Mann zu, der auf dem Bahnsteig stand und sie anlächelte.
    »Moira, endlich sehen wir uns wieder einmal.« Er umarmte sie und küsste sie auf beide Wangen.
    »Darf ich dir Aiyana vorstellen?«
    »Aiyana, das ist Georg.« Er gab ihr die Hand.
    Sie mochte ihn auf den ersten Blick. Er sah aus wie ein zerstreuter Professor aus einem futuristischen Film. Sein Blick spähte neugierig über die runde Nickelbrille hinweg. Seine Haare standen ihm fein gekraust vom Kopf ab und die Jeans und der Wollpullover wirkten jugendlich.
    »Hattet ihr eine gute Reise?«
    Moira hängte sich bei ihm ein. »Es tut mir leid, dass du so früh aufstehen musstest.«
    »Ich stehe immer um sechs Uhr auf. Das ist nichts Neues für mich.« Er nahm Moira die Tasche ab. »Kommt, ihr müsst müde sein, ich habe mein Auto gleich da drüben.« Sie gingen eine Treppe hinunter und überquerten eine schmale Straße. Georg steuerte auf einen klapprigen weißen Ford zu. Sie stiegen ein, nachdem er die Tasche verstaut hatte.
    »Ihr werdet sehen, wie ruhig das Leben hier auf Long Island ist, verglichen mit Manhattan.«
    Aiyana lehnte sich zurück. Georg strahlte eine Fürsorge und Ruhe aus, der sie sich nur zu gern überließ. Träge sah sie auf den Horizont des Pazifiks, wo das Meer und der Himmel zusammen verschmolzen. Georg bremste vor einem zweistöckigen Haus aus grauen Steinen, das mit seinen großen Fenstern einladend wirkte. Er holte Moiras Tasche und sie folgten ihm ins Haus. Die Eingangshalle war hoch und an der Decke hing ein Ventilator. Eines dieser riesigen, altmodischen Dinger, die im Film Casablanca die Szenerien belebt hatten. Sie gingen weiter in ein Wohnzimmer mit zwei geblümten Sofas und einem Bambusabstelltisch. Darauf stand eine Karaffe mit Orangensaft und Gläsern bereit.
    »Ich dachte, ihr wollt euch stärken.«
    »Danke Georg, ich bin wirklich sehr durstig.« Moira sah sie auffordernd an. »Kann ich dir ein Glas einschenken?«
    »Danke Moira.«
    Moira lächelte Georg zu. »Jetzt hast du die Bude voll.«
    »Du weißt genau, dass ich das mag«, sagte Georg lächelnd.
    »Setz dich.« Moiras Worte klangen mehr wie ein Befehl. Aiyana ließ sich dankbar fallen und betrachtete das geräumige Wohnzimmer. Die Bilder an der Wand erinnerten sie an Jackson Pollock. Ihr Atem stockte, als sie bemerkte, dass es Originale waren. »Sie besitzen Bilder von Jackson Pollock?«
    »Ja.« Georg sah sie lächelnd an. »Er hat hier in Springs gelebt und kam oft zu meinen Eltern. Seine Großzügigkeit kannte keine Grenzen. Er hat meinen Eltern diese Bilder als Weihnachtsgeschenke gebracht.«
    »Als Weihnachtsgeschenk?«, fragte Aiyana verblüfft.
    »Er mochte meinen Vater, der Meeresbiologe war. Das faszinierte Pollock ungemein und er wollte alles darüber erfahren.«
    Aiyana sprang auf und besah sich die Werke von Nahem. Sie konnte es kaum glauben, sie hingen an der Wand, als ob es sich um ganz normale Bilder eines x-beliebigen Künstlers handelte. »Mein Freund handelt mit Bildern von Pollock, aber diese hier sehen anders aus.«
    Georg lächelt sie an. »Seit ich pensioniert bin, lebe ich für die Kunst und es würde mir viel bedeuten , den jungen Mann kennenzulernen.«
    Moira nickte. »Ich glaube, das könnten wir arrangieren.«
    Aiyana drehte sich zu Georg. »Ich wäre froh, wenn ich mich damit für ihre Gastfreundschaft revanchieren könnte.«
    Georg lächelte. »Ich freue mich, dass ihr hier

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