Fesseln der Unvergaenglichkeit
seid.«
*
Leonardo folgte Zakhar durch den bewachten Ausgang des Gefängnisses. Er war erleichtert. Aiyana hatte ihn angerufen. Es ging ihr gut. Er hatte ihre Stimme so sehr vermisst. Es fiel ihm schwer zuzugeben, dass er froh war, dass Moira und sie nach Springs gingen, um sich zu verbergen. Sein Vater holte ihn aus seinen Gedanken.
»Du hattest Glück, solche Verfahren können ewig dauern.«
»Danke Vater.«
»Du musst dich nicht bei mir bedanken, sondern bei Doktor Weser. Er hat sich gegen eine Anklage entschieden. Was hast du dir dabei gedacht, ihn anzugreifen?«
»Er bedroht Aiyana. Ich habe gedacht, er habe sie entführt.«
»Und? Hat er Aiyana entführt?«
»Nein, aber er hat sie schon mehrmals bedroht.«
»Wir haben unsere eigenen Probleme zu lösen. Du kannst Aiyana nicht beschützen.«
»Es ist für mich das Wichtigste.«
»Und wo ist sie im Moment?«, fragte Zakhar ärgerlich.
»Sie versteckt sich in Springs.«
»Deine Liebe für Aiyana scheint dich dauernd in Schwierigkeiten zu bringen.« Zakhar blieb am Straßenrand stehen. »Ich möchte mich nicht in deine Affären mischen, aber du solltest dir überlegen, ob es nicht ratsamer wäre, die Beziehung zu einem Menschen zu beenden.«
»Aiyana ist nicht einfach nur ein Mensch.«
»Das ist mir aufgefallen.« Zakars Stimme klang sarkastisch.
»Aiyana bedeutet mir sehr viel.«
»Das habe ich befürchtet.« Zakhar schüttelte den Kopf.
Leonardo blickte an dem hohen grauen Gebäude hoch, in dem er seine Nacht verbracht hatte, dann folgte er seinem Vater.
Sie überquerten die Park Row und bogen in eine Seitenstraße, wo der schwarze Mercedes stand. Eilig stiegen sie ein und Zakhar fuhr mit erhöhtem Tempo in Richtung Brooklyn.
»Aiyana hat uns sehr geholfen, als sie dir sagte, wo du Raven finden kannst. Wenn er sich nicht meldet, müssen wir den ersten Schritt tun und ihm unsere Hilfe anbieten. Vielleicht braucht er Geld, um seine Partnerin auszuzahlen. Ich bin bereit, jede Summe zu bezahlen, wenn sie in die Scheidung einwilligt.«
»Ich werde mit ihm sprechen, Vater. Du siehst müde aus.«
»Ja, ich werde dich hinbringen und dann nach Hause zurückkehren.«
Leonardo betrachte ihn im grellen Mittagslicht. Gebeugt saß er hinter dem Steuer. Der Verfall hatte ihn gezeichnet.
Sie fuhren über die Brooklyn Bridge. Der Himmel über dem Fluss wirkte grau und vereinzelt hingen tiefe Nebelschwaden in der Luft.
Leonardo kam oft nach Brooklyn, viele junge Künstler lebten hier. Er fand das Loft sofort wieder.
Zakhar hielt auf Leonardos Ruf hin vor dem roten Backsteingebäude an. Er stellte den Motor nicht ab, sah starr durch die Windschutzscheibe nach draußen. Seine Hände lagen entspannt auf dem Lenkrad, dabei konnte Leonardo die Anspannung spüren, unter der sein Vater stand. Sein Gesicht schien wie aus Stein gemeißelt, ohne Farbe, er sah krank und müde aus. So kannte Leonardo ihn nicht, die Luft um Vater schien sonst voller Energie zu brennen.
Einen Moment lang wollte er seine Hand auf Zakhars legen, um ihm zu sagen, dass er alles tun würde, um ihn wieder gesund zu machen. Der Augenblick verstrich. Zakhar warf ihm einen Blick zu, streng und unnahbar, der Leonardo zurückprallen ließ.
»Du weißt, worauf es ankommt«, sagte sein Vater. »Unser Leben steht auf dem Spiel. Verdirb es nicht, Junge. Mach ein einziges Mal in deinem Leben etwas richtig.«
»Ja, Vater«, erwiderte er knapp. »Ich weiß es. Ich gebe mein Bestes.«
Leonardo stieg aus und sah seinem Vater nach, der davonfuhr.
Er beneidete ihn, vor ihm lag eine schwierige Aufgabe, aber er würde Vater nicht enttäuschen. Er verharrte vor der Tür. Das letzte Mal hatte er diesen Ort mit Aiyana besucht. Es war nach der Nacht gewesen, die sein Leben verändert hatte, in der sie ihm ihre Liebe erklärte. Er lächelte. Das unglaubliche Glücksgefühl kehrte zurück, dass er damals erlebt hatte, als er erfuhr, dass sie das Gleiche empfand wie er.
Leonardo klingelte. Alden wusste nicht, dass er kam. Wahrscheinlich würde er ihn sofort wegschicken. Alden öffnete die Tür und blickte ihn erstaunt an. »Leonardo, was für ein Zufall, gerade wollte ich dich anrufen.«
Leonardo wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte erwartet, dass Alden ihn rausschmiss. »Wie soll ich dich nennen? Raven oder Alden?«
Alden lachte. »Raven hat seinen Dienst getan. Nenn mich bei meinem richtigen Namen, bitte.«
»Darf ich reinkommen? Was wolltest du von mir?« Leonardo konnte sich nur einen
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