Fesseln der Unvergaenglichkeit
und sah auf den Bildschirm. »In drei Stunden geht der nächste Flug nach Dublin, vom John. F. Kennedy Flugplatz. Den können wir erreichen, wenn wir uns beeilen.«
Ihre Blicke kreuzten sich und Leonardo konnte seine Augen nicht sofort abwenden. Er mochte sei nen Bruder. Er hatte sich immer einen Bruder gewünscht. Ein tiefes Gefühl der Zusammengehörigkeit verband ihn mit Alden. Vereint würden sie es schaffen.
Leonardo ging neben Alden über die Grattan Brücke von Dublin. Die Sonne ging auf und veränderte die Farbe des Flusses Liffey in ein schimmerndes Grünbraun. Alden atmete schwer auf und hielt kurz inne.
Leonardo trat neben ihn. »Die Erschöpfung kommt in Wellen. Ich weiß, wie du dich fühlst.«
Alden lehnte sich an das grüne Geländer. »Gib mir einen Moment, dann geht es wieder. Wir sind gleich da. Am Ende der Brücke biegen wir nach links ab. Das zweite Gebäude ist es. Freya, meine Frau, bewohnt alle sieben Stockwerke allein mit wechselnden Liebhabern. Ich weiß nicht, wen sie im Moment als ihren Bodyguard ausersehen hat.«
Leonardo sah das gregorianische Haus an, das im blassen Herbstlicht rot leuchtete.
»Seit wann bist du mit ihr verheiratet?«
»Seit drei Jahren. Aber ich brauchte nur wenige Wochen, um herauszufinden, was für einen Fehler ich gemacht hatte.«
Alden gab sich einen Ruck und ging weiter. Die Wut über seine Frau schien ihm Kraft zu geben.
»Sie hatte mir vor der Hochzeit verschwiegen, dass sie das Leben eines normalen Vampirs vorzog. Sie begann sich ausschließlich von Menschen zu ernähren, die sie nachts jagte und immer öfters umbrachte. Ihre Gier ließ sich durch nichts eindämmen. Anfangs glaubte ich, dass ich sie mit meiner Liebe dazu bringen könnte, ihr Verhalten zu ändern. Sie lachte mich aus und sagte, sie hätte mich nie geliebt. Sie bewundere nur mein Talent, dass mich an die Spitze bringen würde.«
»Lass es uns so schnell wie möglich hinter uns bringen.«
Alden nickte. »Ich werde euch das Geld zurückzahlen.«
»Das kommt nicht infrage.«
»Es ist ja nicht deine Schuld, dass wir in dieser Lage sind.«
Die Wut über sein Schicksal gab Leonardo Kraft. Das Gebäude lag am Essex Quai. Callaghan stand auf der Klingel. Eine Frau erschien an der Tür. Ihre hohen Wangenknochen bildeten einen wunderschönen Kontrast zu ihren schräg gestellten grünen Augen, die von dichten Wimpern umgeben waren. Die lockigen roten Haare fielen über ihre Schultern, die von dem tief ausgeschnittenen Pullover kaum bedeckt wurden. Leonardo verstand, warum Alden sich hatte täuschen lassen. Selten hatte er eine schönere Vampirin gesehen. Ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen, als sie Alden sah. »Du scheinst es eilig zu haben. Wir haben erst gestern Mittag zusammen telefoniert.« Sie neigte ihren Kopf. »Du siehst nicht gut aus. Willst du dich von mir verabschieden?«
»Ich habe dir am Telefon gesagt, ich möchte dir einen Vorschlag unterbreiten.«
»Ich bin immer für Vorschläge offen, vor allem, wenn sie zu meinen Gunsten ausfallen. Kommt herein.«
Sie folgten ihr. In der Empfangshalle brannte das Licht von einem großen Kristallleuchter, der an der hohen Decke hing. Ihre Schritte hinterließen keinerlei Geräusche auf den dicken Perserteppichen. Ein antiker Louis XV Abstelltisch stand an d er Wand. Jemand hatte versucht, dem Stück mit Politur seinen originalen Glanz zurückzugeben. Freya führte sie ins Wohnzimmer, das aussah, als stammte es aus einem Hochglanzmagazin. Die Sitzgruppe umrahmte einen Clubtisch aus Quarz, der zu dem beigefarbenen Teppich passte.
Leonardo setzte sich neben Alden auf das schwarze Sofa.
»Darf ich euch Whiskey anbieten?«
Leonardo schüttelte den Kopf.
Alden antwortet nicht.
Freya setzte sich. »Was für ein Angebot wollt ihr mir machen?«
»Wir bezahlen Ihnen hundert Millionen Dollar, wenn Sie die Scheidungspapiere heute noch unterschreiben. Unser Anwalt Mr. Auer ist informiert. Er kann in kürzester Zeit hier sein.«
Freya lachte höhnisch. »Ihr wollt euch die Scheidung erkaufen.«
Alden sah sie an. »Es würde dir ein luxuriöses Leben garantieren.«
Freya hob stolz ihr Kinn. »Ich werde in die Scheidung einwilligen, wenn Zakhar Visconti seine Galerien auf meinen Namen überschreibt.«
Leonardo versteckte seine Erregung. Zakhar liebte jedes einzelne Werk seiner unglaublichen Sammlung. Er musste seinen Vater nicht anrufen, denn er wusste, was er sagen würde. Das Imperium der Visconti durfte nicht
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