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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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gedankenverloren und schien nicht mehr aufhören zu wollen. Aiyana ließ sich von der Musik führen, erfand immer verrücktere Figuren, die Moira lachend nachahmte. Ihre Wangen hatten sich gerötet und kleine Schweißtröpfchen standen auf ihrer Stirn. Sie gestikulierte und zog Aiyana von der Tanzfläche. Bei einem der schwarz gekleideten Kellner schnappte sie sich zwei Champagnergläser.
    »Ein Prost auf diese fantastische Party, die es geschafft hat, mich abzulenken.« Moira prostete Aiyana zu und stürzte das Glas hinunter. Aiyana folgte ihrem Beispiel. Moiras Blick schweifte durch den Raum.
    »Komm, ich habe Jamie entdeckt.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drückte sie sich an den Menschen vorbei.
    Aiyana folgte ihr.
    »Jamie, seit wann bist du hier?«
    Jamie grinste und knuffte Moira in die Seite. »Für dich, seit jetzt.« Seine braunen Haare standen ihm stachelig vom Kopf ab, was seine großen Ohren betonte.
    »Hallo Aiyana, du bist meine Zeugin. Erst wenn ich freihabe, findet sie mich super.« Er zog eine Grimasse und verschränkte seine Arme, um Moira abzuwehren. »Mein Leben ist die reinste Hölle.« Er drehte sich grinsend zu Aiyana.
    »Ist sie als Freundin auch so unausstehlich wie im Berufsleben?«
    »Noch viel unausstehlicher.«
    Jamie nickte mit ernstem Blick. »Das habe ich mir gedacht.«
    »Ihr mögt mich genau so, und darauf stoßen wir jetzt an.« Moira stoppte eine junge Frau, die sich mit einem Tablett durch die Menge schlängelte, und nahm ein Glas für Jamie.
    »Prost!« Aiyana leerte durstig ihr Glas. Augenblicklich breitete sich der Alkohol in ihrem Körper aus. Durch einen Nebel hörte sie, wie Jamie und Moira über das Fernsehstudio sprachen. Sie hatten sie vergessen. Aiyana erhob sich und ging durch die breite Balkontür nach draußen. Staunend betrachtete sie den blühenden Dachgarten, den Iwan hier angelegt hatte. Noch niemals hatte sie so etwas gesehen. Für einen Moment vergaß Aiyana, wo sie sich befand. Der Mond schien durch die dunklen Wolken, die sich am Himmel ballten. Sie ließ sich auf einen Holzstuhl fallen und dachte über den Unfall nach. Sie hatte Moira angelogen. Leonardo war unheimlich. Er hatte Moira und sie gleichzeitig von der Mitte der Straße weggezogen. Kein Mensch schaffte so etwas. Sie dachte an Tsula und an die Wesen, von denen sie gesprochen hatte, und sprang auf. Nein, sie täuschte sich. Tsula hatte ihr selbst bestätigt, dass sie noch nie ein Wesen getroffen hatte. Wahrscheinlich existierten sie gar nicht.
    Der Dachgarten lag einladend vor ihr. Sie war allein auf dem Balkon. Der raue Wind hatte die Partygäste vertrieben. Mit zwei Schritten war sie bei der Brüstung und beugte sich über die Mauer, um die 6. Avenue von oben zu sehen. Jemand trat hinter sie. Eine Hand erstickte ihren Schrei. Die Arme, die sie packten, besaßen stahlharte Muskeln. Sie wehrte sich mit aller Kraft, wand sich und biss in die Hand, die ihren Mund zuhielt. Ein dumpfer Fluch ertönte. Sie versuchte in die Genitalien des Angreifers zu treten, aber der eiserne Griff lockerte sich nicht. Ihr Angreifer hob sie mühelos empor und presste sie gegen die Brüstung. Aiyana fuchtelte wild mit ihren Armen und versuchte, erneut zu schreien. Verzweifelt wehrte sie sich gegen den Unbekannten, der sie immer weiter anhob und ihren Körper über die Brüstung legte, als wollte er sie von hinten vergewaltigen. Sie versuchte sich vergeblich an die Mauer zu klammern und schrie in Panik Leonardos Namen. Ihre Hände fanden keinen Halt und sie starrte auf den schwarzen Beton, der immer näher kam.
     
    *
     
    »Du wolltest mit mir sprechen.« Leonardo betrachtete die glänzenden Haare seiner Mutter, die in einem braunen Kastanienton schimmerten. Die schulterlangen Haare umrahmten ihr feines, längliches Gesicht, das durch den elfenbeinfarbenen Teint ihre Herkunft verriet. Nur eine Vampirin konnte eine so helle Haut besitzen, ohne krank zu sein. Sie verzog ihren kleinen Mund mit seinen vollen Lippen zu einem Lächeln.
    Leonardo atmete stockend. Wie konnte er ihr, die in jedem Wesen nur das Gute sah, entgegentreten und ihre heile Welt mit ein paar kurzen Sätzen zerschmettern. Er hasste sich, gleich würden ihre fein geschnittenen Züge vom Schmerz gezeichnet sein.
    »Wir haben uns in der letzten Zeit nicht oft gesehen.« Sie lud ihn ein, sich neben sie zu setzen. »Ich habe eine Überraschung für dich.«
    Leonardo nickte. »Ich muss auch etwas mit dir besprechen.«
    »Lass mich beginnen.« Sie lächelte und

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