Fesseln der Unvergaenglichkeit
Augen zogen sich zu Schlitzen zusammen, als er zurückkam und Leonardo einen Umschlag überreichte. »Halte mich auf dem Laufenden«, sagte er drohend.
Leonardo nickte und drehte sich Aiyana zu.
Sie zeigte auf die Eingangstür. »Komm, wir verschwinden.« Leonardo wünschte sich, sie wären schon dort. Er folgte Aiyana durch das Gedränge. Sie mussten immer wieder anhalten und wurden durch die dichte Menschenmasse aneinandergedrückt. Aiyanas Körper fühlte sich fest an. Das hellblaue Kleid passte zu ihren fein geformten, schlanken Armen, die nur aus Muskeln zu bestehen schienen. Das Verlangen, sie zu berühren und an sich zu ziehen marterte ihn. Sie fuhren mit dem Lift hinunter. Leonardo überblickte die Straße und hielt sie mit seinem Arm zurück.
»Entschuldige, aber ich habe Moira versprochen, auf dich aufzupassen.«
»Hier.« Sie streckte ihm lächelnd ihre Hand hin. »Wir wollen Moira nicht enttäuschen.«
Leonardo grinste, nahm ihre Hand und hätte beinahe aufgestöhnt. Ihre Haut fühlte sich an wie feinste Seide. Vertrauensvoll umschlangen ihre Finger ihn mit einer pulsierenden Wärme. Er unterdrückte die Erregung, die seinen Körper in Flammen setzte, und versuchte den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern, damit die Hitze, die er ausstrahlte, sie nicht erschreckte.
»Wollen wir durch den Park gehen?«, fragte er heiser. Der Spaziergang würde ihr Zusammensein verlängern.
»Gern. Wenn du im Verteidigen genauso gut bist wie im Retten vor heranbrausenden Autos, kann uns im Park nichts passieren.«
»Sagen wir mal, ich bin nicht schlecht.«
»Ich liebe es, nachts durch den Park zu gehen.« Aiyana verlangsamte ihre Schritte und sah in die Wipfel der Bäume. Es ist der schönste Augenblick, um der Natur nahe zu sein.«
»Lebst du gern in Manhattan?« Leonardo wünschte sich, der Park würde endlos vor ihnen liegen und ihr Spaziergang würde sich auf die Ewigkeit ausdehnen. Seine Hand umschloss ihre und er empfing wie ein Blitzableiter jedes ihrer Gefühle.
»Ich liebe diese Stadt, seit ich das erste Mal hier hergekommen bin, um für das Ballett vorzutanzen.«
»Hast du es nie bereut, deine Freunde hinter dir zu lassen?«
»Nein, ich habe wunderbare neue Freunde gefunden und meine Arbeit hier ist sehr außergewöhnlich. Juri ist der großzügigste Mensch, den ich kenne.« Aiyana ging langsamer, als würde sie über etwas nachdenken.
Leonard o betrachtete sie von der Seite. Das Licht der Straßenlampen fiel auf ihre nachtschwarzen Augen, die ihn immer nur kurz ansahen. Zu kurz, um darin zu versinken. Leonardo sah auf die hohen Wolkenkratzer, die den Park umgaben. »Für Künstler ist Manhattan ein sehr aufregender Ort.«
Aiyana nickte und beschleunigte ihr Tempo wieder. »Seit wann lebst du hier?«
»Ich bin hier geboren.«
»Verrätst du mir auch wann?«
Leonardo lächelte. »Ich weiß seit dem Zeitungsartikel, wie alt du bist. Ich bin vier Jahre älter.«
»Und du hast immer hier gelebt?«
»Ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben. Keine andere Stadt ist mit Manhattan vergleichbar. Ich habe hier alles, was ich brauche.«
Aiyana blieb stehen. »Meinst du beruflich?«
»Nicht nur, aber mein Beruf ist mir sehr wichtig. Ich verkaufe moderne Kunst in einer Galerie und viele Künstler ziehen nach Manhattan.«
Aiyanas Augen leuchteten und Leonardo wünschte sich, sie würden seinetwegen so schimmern.
»Es muss schön sein, mit Kunstwerken zu handeln.«
Ihre warme Hand zitterte leicht und das sanfte Beben schürte sein Verlangen »Ich liebe die Malerei sehr«, sagte Leonardo und wünschte sich, sie könnte verstehen, wie viel sein Beruf ihm bedeutete.
»Hattest du heute Abend beruflich zu tun?«
»Ich hatte ein wichtiges Gespräch mit meiner Mutter.«
»Oh.« Sie sah ihn an, wirkte erleichtert.
»Was hast du dir vorgestellt, was ich mitten in der Nacht mache?«
Sie errötete. Leonardo spürte die Hitze wie eine Liebkosung. Er blieb stehen. »Ich führe kein geheimes, wildes Nachtleben, wenn es das ist, was du von mir denkst.«
»Nein, das denke ich nicht.«
»Sondern?«
»Ich dachte mir, dass du mit dem Namen Visconti auch Verpflichtungen eingehen musst.« Aiyana hob ihr Kinn, als wollte sie sich verteidigen.
»Verpflichtungen?«, fragte er erstaunt.
»Die Mafia beherrscht in Manhattan fast jede italienische Familie und ich dachte, nachdem ich neulich die Kampfspuren an dir sah …«
Leonardo grinste. »Ich muss dich enttäuschen. So exotisch sind wir nicht.
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