Fesseln der Unvergaenglichkeit
dir.«
Aiyana zögerte, dann nickte sie. »Lass uns in den Bellevue South Park gehen. Ich möchte nicht allein mit dir nach Hause laufen.«
Leonardo sah sie traurig an und nickte.
Schweigend gingen sie nebeneinander her. Aiyana suchte einen Platz, an dem sie ungestört waren, und setzte sich auf eine Bank.
Leonardo blieb neben ihr stehen wie ein Angeklagter. »Daphne war eine Lix, kein Mensch.«
Aiyana sog die Luft ein. »Noch so ein Wesen, von dem wir Menschen nichts wissen dürfen?«
Leonardo ging nicht auf ihre zynisch hingeworfenen Worte ein. »Die Lix ermöglichen den Königsvampiren die Verbindung zu ihren Seelen. Sie geben uns unsere Gefühle und unser Gewissen.«
»Was das Gewissen anbelangt, scheinen sie dich vergessen zu haben.«
Leonardo sah sie verzweifelt an. »Durch die Heirat mit Daphne hätte meine Familie die Unterstützung der Lix bekommen, ohne die wir nicht leben können.« Er stand vor ihr. Seine Schultern waren leicht gebeugt, als ob er eine Last tragen würde.
»Du hast dich dagegen gewehrt und sie umgebracht?«
»Nein!« Seine Stimme klang verzweifelt.
Aiyana lief es kalt über den Rücken. So hatte sie ihn noch nie erlebt.
Er setzte sich neben sie. »Ich hätte sie geheiratet. Aber es kam anders. Ich habe sie vor der rituellen Hochzeit verführt und sie damit umgebracht«, sagte er rau.
Aiyana hörte die Qual in seiner Stimme. »Ich dachte, sie sei durch einen Unfall gestorben?«
Leonardo schüttelte seinen Kopf. »Daphne wusste, dass sie nach dem Verlust ihrer Jungfräulichkeit vor der rituellen Hochzeit sterben würde. Sie ist vor die Subway gesprungen, damit niemand von meiner Tat erfuhr und es wie ein Unfall aussah.«
»Sie wusste, dass sie sterben würde, wenn sie sich mit dir vereint? Warum hat sie es erlaubt?« Aiyana schüttelte ihren Kopf.
»Es war mein Fehler. Ich habe sie verführt. Sie hat danach geweint und mir gesagt, ich hätte es nicht zulassen dürfen. Sie wollte nach Hause. Sie war außer sich. Es war mitten in der Nacht. Ich bot ihr an, sie nach Hause zu bringen. Sie bestand darauf, dass wir die Subway nahmen, obwohl ich ihr anbot, sie im Auto zu fahren. I ch begleitete sie. Als die Subway einfuhr, stürzte sie sich davor. Es kam so überraschend, dass ich nichts tun konnte. Sie war sofort tot. Die Polizei hat mich daraufhin verhört. Ein Obdachloser hat alles beobachtet und zu meinen Gunsten ausgesagt.« Leonardo blickte zu Boden. »Aber das ist noch nicht alles. Die Verführung zieht einen Fluch nach sich, der mich und meine Familie zerstören wird.
Sie sah ihn entsetzt an. »Du wirst sterben?«
»Nicht so, wie du denkst.« Der Fluch entzieht uns unsere Kraft und unsere Fähigkeit, im Sonnenlicht zu leben. Wir werden uns in die Abwasserkanäle zurückziehen müssen und ohne unsere Seele im Dunkeln dahinvegetieren. Unsere einzige Nahrung werden die Ratten sein.«
Aiyana schluckte, nahm seine Hand und presste sie verzweifelt an ihre Wange. »Ich habe mich getäuscht, auch wenn der Mord an Daphne unverzeihlich ist. Ich kann nicht mehr ohne dich sein. Ich würde dir folgen.«
Leonardos Hand zuckte an ihrer Wange. »Ich würde über dich herfallen und dich umbringen. Die gefallenen Vampire haben keine Gefühle mehr«, sagte er tonlos.
»Unsere Verbindung würde es nicht zulassen, dass du mich umbringst.« Aiyana sah in seine Augen. Der Schimmer, den sie so liebte, war verschwunden.
»Dein Symbol könnte uns nicht schützen. Es würde mich nicht erkennen. Ohne meine Seele bin ich nur eine mordende Hülle.«
»Das glaube ich nicht. Ich werde dafür kämpfen, dass wir zusammenbleiben.« Aiyana legte ihre Arme um seinen Hals. »Du wirst mich nicht aufhalten können.«
Leonardo zog sie an sich. »Ich hoffe, dass es niemals dazu kommen wird. Meine Mutter erwartet ein Kind. Ein Junge könnte uns retten.«
Sie nickte. »Es wird ein Junge werden«, flüsterte sie, »unser Schicksal hat es so vorgesehen.«
Der dunkle Schimmer in Leonardos Augen war das Letzte, das sie sah, bevor er sie küsste.
Kapitel 8
Traum oder Wirklichkeit
A iyana schrie auf, doch kein Laut kam aus ihrem Mund.
Leonardo ging auf Daphne zu und legte seinen Arm um sie. Vor ihnen lag eine Welt aus Nebel, der sie entgegensahen. Daphne schmiegte sich an Leonardo, der sie mit langsamen Schritten in die verhangene Welt führte, die sie mit ihrem undurchsichtigen Dunst verschlang.
Aiyana fror und wollte ihre Bettdecke höher ziehen, als sie von unsichtbaren Händen über sie gelegt
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