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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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und berührte sie an der Schulter. »Tsula, hörst du mich?« Sie sprach leise, damit sie ihre Großmutter nicht erschreckte. Tsula reagierte nicht.
    »Sie hört dich nicht?« Leonardo stellte sich neben Tsula und hob sanft ihren Kopf nach oben. Ihre Augen blickten leer in die Ferne. Sie schien in einer anderen Welt zu weilen. Aiyana wich zurück. Eine dunkle Energie umgab Tsula und hielt sie gefangen. Ihre Großmutter schien sich nicht aus der fremden Umklammerung lösen zu können. Eine ungebändigte Kraft ballte sich in Aiyana zusammen und brach wie ein Vulkanausbruch hervor. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre Ahnen, die sie an den Händen nahmen und mitführten in einen hellen Strahl, der sich über ihr Bewusstsein legte und mit dem uralten Wissen der Schamanen verband. Wärme strömte in ihre Hände. Sie folgte einer inneren Stimme, die ihr befahl, Lavendel zu suchen. Sie erinnerte sich, am Wegrand welchen gesehen zu haben, holte einen Strauß und legte ihn auf die glühende Asche. Vorsichtig schichtete sie Holz darüber und entzündete das Feuer erneut. Leonardo beobachtete sie schweigend. Ihre Kräfte wurden durch Tsulas Hilflosigkeit geweckt und sie gehorchte ihrem Instinkt, der sie leitete. Einen Zweig des Lavendels zerrieb sie über Tsulas Kopf. Dazu sprach sie ein Gebet, das Großmutter ihr als kleines Mädchen beigebracht hatte und das wie von allein über ihre Lippen kam. Sie wiederholte die Zeremonie dreimal, bis Tsula endlich ihre Augen öffnete.
    »Tsula, ich wusste nicht, wie ich dich rufen sollte. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht.«
    Tsula blieb liegen und ergriff ihre Hand. »Ich habe deine Kraft gespürt, du hast das Richtige getan.«
    »Wie geht es dir?«
    »Es geht mir gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Komm setz dich neben mich.«
    Sie setzte sich neben Tsula, die sich aufrichtete.
    Leonardo blieb stehen.
    »Ich hatte mich weit entfernt und bin bis tief in das Geheimnis des Symbols vorgedrungen und konnte aus eigener Kraft nicht mehr zurückkommen.«
    »Du hättest das nicht tun dürfen.«
    Tsula nahm ihre Hand. »Ich habe sehr viel erfahren. Es war eine anstrengende Reise, die sich gelohnt hat. Ich habe die Antwort bekommen, warum das Symbol dich angreift.«
    Aiyana ergriff Tsulas Hand. Sie fürchtete sich vor dem, was sie erfahren würde.
    »Das Symbol will dir zeigen, dass du den falschen Weg eingeschlagen hast.«
    »Welches ist der falsche Weg?«
    »Du darfst deinem Seelenpartner dein Leben nicht anvertrauen.«
    Aiyana sah Leonardo an. Ihre Blicke verschmolzen in hilfloser Verzweiflung. Aiyana konnte nicht glauben, was sie hörte. Sie liebte Leonardo. Was sollte daran falsch sein?
    »Und warum?« Aiyana umklammerte Tsulas Hand.
    »Sobald ihr euch vereinigt habt und das Zeichen erscheint, wird dein Gefährte deinen Tod herbeiführen.«
    »Wie kann ich das verhindern?« Leonardos Stimme klang rau.
    »Leonardo, es tut mir leid. Du kannst es nicht verhindern.« Tsula sah ihn mitleidig an. »Es gibt nur eine Möglichkeit für Aiyana. Sie muss einen Mann finden, der nicht ihr Gefährte ist und der sie bedingungslos liebt. Wenn seine Liebe stark genug ist, kann seine Seele sich schützend über sie legen und ihren Tod verhindern.«
    »Dafür muss ich sie freigeben.« Leonardo wich einen Schritt zurück. »Nur, wenn mein Herz sie nicht gefangen hält, kann sie sich einem anderen Mann hingeben, der den Tod aufhalten kann.«
    Tsula nickte schweigend.
    Aiyana ging mit schnellen Schritten auf Leonardo zu. »Ich möchte lieber sterben, als ohne dich weiterzuleben.«
    »Nein, Aiyana sag das nicht.« Leonardo schob sie weg.
    Sie erkannte ihn nicht wieder. Er hielt seine Arme schützend vor sich, damit sie ihm nicht zu nahe kam. Mit einem Schritt rückwärts vergrößerte er den Abstand.
    Sie konnte es nicht glauben, wollte seine Veränderung nicht wahrhaben.
    »Ich werde nach Manhattan zurückkehren und möchte nicht, dass wir uns wiedersehen.« Er wich zurück. Sein kalter Blick ließ sie erstarren.
    Leonardo wandte sich zu Tsula. »Vielen Dank für deine Gastfreundschaft.« Er drehte sich ohne ein Wort um und begann den Hügel hinabzugehen.
    Sie rannte ihm hinterher. »Du darfst nicht gehen. Du kannst mich nicht einfach verlassen.«
    Leonardo blieb stehen. »Wie kannst du von mir verlangen, dass ich dich in den Tod reiße, mich zu deinem Mörder mache?« Aiyana wich zurück.
    »Du würdest genauso handeln. Oder würdest du dich für meinen Tod entscheiden?«
    »Nein, niemals!«

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