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Fesseln der Unvergaenglichkeit

Fesseln der Unvergaenglichkeit

Titel: Fesseln der Unvergaenglichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Kolb
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Aiyana schrie die Antwort unkontrolliert heraus. »Es würde mir das Herz brechen.« Aiyana starrte ihm hinterher, als er sich ohne ein Wort abwandte und davon ging. Etwas zersplitterte in ihr. Der Schmerz trennte alle Gefühle von ihr ab und sie blieb als leere Hülle zurück.
    Tsula trat neben sie und zog sie an sich. »Leonardo möchte, dass du weiterlebst.«
    Aiyana hörte zwar die Worte, verstand aber nicht, was Tsula meinte. Eine Blase umgab sie, die niemandem erlaubte, zu ihr durchzudringen. Sie ließ ihre Gefühle hinter sich und flüchtete an einen sicheren Ort, wo die grausame Wirklichkeit sie nicht mehr erreichte. Sie folgte Tsula mechanisch, als sie ihre Felldecke zusammenräumte. Schweigend ging sie hinter ihr den Hügel hinunter.
    Vor dem Haus legte Tsula die Felldecke auf einen Stuhl und nahm sie bei der Hand. Aiyana folgte ihr ins Haus und setzte sich auf das Sofa. Die Wirklichkeit um sie versank.
    Hoffnungslosigkeit umklammerte sie und zog sie in eine undurchdringbare Starre, aus der sie sich nicht mehr lösen wollte. Sie konnte die Wirklichkeit nicht ertragen, die ihr Leben in einen dunklen Abgrund gestürzt hatte. Sie ertrug kein Sonnenlicht mehr und verkroch sich wie ein verletztes Tier in Großmutters Haus. Der einzige Ton, der aus ihrem Mund kam, war das eintönige Schluchzen, das sie ununterbrochen begleitete und das ihr dennoch keine Erlösung brachte.
    Sie wusste nicht, wie viele Tage vergangen waren, als Tsula sie eines Morgens früh weckte. »Lass uns zum Friedhof gehen und unsere Ahnen besuchen.« Aiyana folgte Tsula schweigend. Die Morgensonne blendete sie, als sie an der Kirche vorbeigingen. Tsula führte sie zu einem verwitterten Holzkreuz. Aiyana starrte stumm auf den Grashügel vor ihr. Es spielte keine Rolle, wo sie sich befand. Die Leere begleitete sie ununterbrochen und auch ihre Ahnen konnten das nicht ändern.
    Großmutter strich ihr über den Kopf. »Aiyana, du musst dich auf das Grab stellen und deine Augen schließen.«
    Sie gehorchte der Anweisung, ohne nachzufragen.
    »Denk an den Tanz und die Macht, die er über dich hat.« Die gewisperten Worte umhüllten sie verführerisch. Ihre Lider schlossen sich, Dunkelheit umgab sie. Ein Lufthauch berührte ihre nackten Arme und der Boden unter ihren Füßen bebte. Die Feuchtigkeit der Erde stieg wie eine wärmende Wolke zu ihr herauf und umhüllte sie. Jede Faser von ihr spannte sich an und mit einer Explosion brachen ihre Gefühle durch den undurchdringbaren Panzer, der sie fest umgab. Ihr Herzschlag beschleunigte sich und sein Puls befreite ihren Körper aus seiner Starre. Ihre Muskeln sehnten sich danach, sich mit dem Rhythmus der Musik zu vereinen, dahinzufliegen, und sich dem Rausch der Bewegung zu überlassen. Sie begann ihre Hüften zu wiegen, wünschte sich an einen Ort, wo sie sich frei entfalten konnte. Die Sehnsucht nach den fließenden Bewegungen des klassischen Tanzes erfüllte sie mit einem verzehrenden Verlangen. Alles in ihr pulsierte und verlangte danach, mit der wunderschönen Musik von Giselle zu verschmelzen. Aiyana öffnete ihre Augen und sah wie durch einen Nebel Tsula an. »Ich muss nach Manhattan zurückgehen. Der Tanz ruft mich.« Ihre Stimme klang heiser.
    Tsula nickte. »Ich wusste, dass die Ahnen dich richtig leiten würden. Ich habe gehofft, dass du dich so entschließen würdest. Nur der Tanz kann deine Seele wieder heilen. Komm ich bring dich zum Bus, der zum Flughafen fährt. Du musst in dein Leben zurückkehren.«
    Aiyana hängte sich bei Tsula ein. »Der Tanz ist mein Leben und mein einziger Freund außer dir.«
    »Du wirst dich nur in ihm wiederfinden.«
    Aiyana packte ihre Sachen und ging mit Tsula zur Busstation.
    Tsula umarmte sie. »Du kannst jederzeit zu mir zurückkehren, aber es wäre besser für dich, deine Kraft wieder im Tanz zu sammeln.«
    »Ich werde dich auf dem Laufenden halten.« Aiyana stieg in den Bus und setzte sich. Sie winkte Tsula zu, als der Bus abfuhr und blickte auf die steppenartige Umgebung. Die Büsche reckten trotzig ihr Äste empor und spiegelten ihre Empfindungen. Sie schüttelte ihren Kopf. Auch wenn sie dem Tod durch die Hilfe eines anderen Mannes entrinnen konnte, sie würde es niemals zulassen. Sie wollte nicht vor Leonardo gerettet werden. Ihre Liebe galt nur ihm und das würde sich niemals ändern.
     
    *
     
    Leonardo ging durch die Passkontrolle des John F. Kennedy Flughafens. Der lange Nachtflug hatte ihm keine Linderung gebracht. Wie sein eigener Schatten

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