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Fesseln des Herzens

Fesseln des Herzens

Titel: Fesseln des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allison Farrell
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Männer. Zwischen zwei adligen Herren und einer adligen Dame, die der Baronin ungemein ähnlich sah, stand die Hebamme.
    Verhaltenes Flüstern hallte durch das Kirchenschiff. Wahrscheinlich fragten die Anwesenden sich, wer die Fremde mit dem seltsamen Haar sei. Aimee starrte nervös auf ihre Schuhe. Zwar kämpfe ich tagtäglich mit Wölfen, dachte sie, aber das ist nichts gegen die Taufe der Tochter des Lehnsherrn.
    Nachdem der Baron und die Baronin mit dem Kind auf dem Arm die Kirche betreten hatten, begann Pater Romuald mit der Zeremonie. Er sprach in Latein, wovon Aimee nur wenige Silben verstand, und der Singsang seiner Stimme wirkte auf die meisten Gäste so einschläfernd, dass sie Mühe hatten, die Augen offen zu halten. Schließlich fragte er die Paten nach ihrem Namen und ob sie bereit seien, dem Bösen zu entsagen.
    Während alle anderen klangvolle Namen aufzuweisen hatten, antwortete die Schäferin nur mit »Aimee« und: »Ja, ich entsage dem Bösen, so wahr Gott mir helfe.«
    Wieder tuschelten ein paar Leute. Anscheinend fragten sie sich, was den Baron wohl dazu getrieben hatte, eine Frau aus dem Volk zur Patin seines Kindes zu machen.
    Höhepunkt der Zeremonie war, dass der Pater das Kind über das silberne Taufbecken hielt und unter den Formeln, welche den bösen Geist aus dem Körper des Mädchens treiben sollten, das geweihte Wasser auf den kleinen Kopf schöpfte. Wie alle kleinen Kinder war auch die kleine Baroness nicht besonders entzückt von dem kalten Nass, daher begann sie zu schreien, und zwar so laut, dass es selbst die Kirchenglocken und die Stimme des Mannes, der nun ihren Namen verkündete, fast übertönt hätte.
    »Ich taufe dich, Mary Nicolette Christine Isabell Aimee of Ravencroft, im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.«
    Es war Brauch, dem Kind je nach Geschlecht die ersten Vornamen der Paten oder Patinnen zu geben. Diese stellten sich um das Kind auf und sprachen gemeinsam mit dem Pater das Gebet.
    Aimee dachte, dass sich die Tochter eines Barons nicht von der eines einfachen Mannes unterschied. Beide schrien und strampelten wie junge Katzen, sobald ihnen der Priester das Weihwasser über die spärlichen Haare goss. Der Vergleich ließ die Schäferin lächeln, und als sie aufblickte, bemerkte sie, dass der Baron es gesehen hatte.
    Er erwiderte ihr Lächeln und übergab das getaufte Kind der Mutter. Erneut stimmten die Anwesenden ein Gebet und schließlich einen Gesang an. Während dieser Zeit wanderten die Augen des Barons immer wieder zu Aimee hinüber.
    Wie schön sie doch ist, dachte er. So rein wie eine jungfräuliche Quelle. Warum hatte er diese wunderbare Frau nicht schon vorher ausgemacht?
    Noch nie zuvor hatte ihm der Sinn nach Mätressen gestanden, und selbst mit den Mägden war er nicht ins Heu verschwunden. Die Einsamkeit der vergangenen Jahre hatte er durch Arbeit und Kämpfe wettzumachen versucht. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass dies ein Fehler gewesen war.
    Ob Aimee spürte, was in ihm vorging? Sittsam hielt sie die Augen gesenkt, nur hin und wieder erlaubte sie sich einen verstohlenen Blick.
    Just in diesem Moment, auch wenn seine Gemahlin neben ihm stand, ging ihm nur ein Gedanke durch den Kopf:
    Wenn einer dieses Weib bekommt, dann ich.
     
    Als die Zeremonie zu Ende war, verließen die Gäste die Kirche und begaben sich zurück in die Burg. Bis zum Beginn der Feier dauerte es noch ein wenig, und der Baron hatte geboten, dass sich die Paten und anderen Anwesenden noch ein wenig ausruhen sollten.
    Dasselbe galt auch für Nicole. Wie es ihr befohlen worden war, zog sie sich in ihre Kemenate zurück und schicke Celeste und die anderen Mädchen fort.
    Nach Ruhe war ihr allerdings nicht zumute. In ihrem Geist tobte ein Sturm, der zum Einen mit Henry Fellows zu tun hatte. Während der Taufe hatte sie ihn immer wieder betrachtet und war von einer seltsamen Unruhe übermannt worden. Zum Zweiten waren da die Blicke, die ihr Gemahl der Schäferin zugeworfen hatte.
    Wollte er sie etwa zu seiner Mätresse machen?
    Nicht, dass Nicole sonderlich großen Wert darauf legte, ihn wieder in ihrem Bett zu haben. Aber sie fand sein Interesse an Aimee schon bemerkenswert, und erneut fragte sie sich, in welcher Hinsicht sie es zu ihrem Vorteil nutzen konnte.
    Eine Idee wollte ihr nicht in den Sinn kommen, und bevor sie dazu entschlossen war, in den Bogengang zu treten, in der Hoffnung, Henry zu sehen oder ihm vielleicht zu begegnen, betrat ihr Gemahl das

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