Fesseln des Herzens
hart gegen seinen Hosenbeutel, und sein Mund war auf einmal so trocken, als hätte er tagelang kein Wasser bekommen. Alles in ihm sehnte sich danach, sich erneut mit diesem Weib zu vereinen.
Nicole bemerkte es natürlich, doch im Moment schien ihr die Aufgabe, die sie für den Hauptmann hatte, wichtiger zu sein.
»Bring das Schreiben zu Woodward und bitte ihn um eine Antwort.«
»Was steht darin?«, fragte Henry, nachdem er die Schriftrolle angenommen hatte.
»Nichts, was ich dir nicht bereits gesagt hätte. Ich will meinen Gemahl loswerden, ihn vernichten. Das ist alles, was du wissen musst.« Mit diesen Worten umschlang sie seinen Nacken und küsste ihn erneut leidenschaftlich.
Henry spürte seine Beherrschung wanken, als er ihren Körper dicht an seinem fühlte, doch da ließ Nicole ihn auch schon wieder los und trat einen Schritt zurück.
»Wenn du zurückkehrst, werde ich dich belohnen«, hauchte sie verführerisch und bedeutete Fellows, dass er gehen konnte.
Obwohl das Verlangen, sie zu nehmen, noch immer in ihm brannte, verneigte sich der Hauptmann tief und verließ dann das Gemach. Der Sattel, da war er gewiss, würde ihm seine Lust schon austreiben.
Der Zustand der Baroness hatte sich bei Sonnenuntergang verschlechtert. Husten hatte sich eingestellt, und das Fieber schien immer höher zu klettern. Schließlich verweigerte Mary sogar die Honigmilch. Aimee wusste keinen anderen Rat, als dem Mädchen ein paar kühle Wickel zu machen. Sie ließ sich Wasser bringen und schnitt winzige Läppchen aus einem Laken.
Während Celeste bei ihr bleiben durfte, schickte sie die Amme fort. Ihren Vorschlag, ihr Kleines mit in die Kinderstube der Baroness zu nehmen, hatte Aimee abgelehnt.
»Du willst doch nicht, dass das Fieber auf deinen Sohn überspringt?«, hatte sie entsetzt gefragt.
Die Amme hatte sich daraufhin gefügt und das Zimmer verlassen.
Die Wickel bereiteten Mary ziemlich großes Unbehagen. Bei der Berührung des kalten Wassers fing sie sofort an zu weinen. Celeste, die selbst noch keine Kinder hatte, krallte die Hände ängstlich in ihr Kleid. So hilflos wie in diesem Augenblick hatte sie sich noch nie gefühlt.
Aimee wusste, dass in solchen Situationen nur die Zeit helfen konnte. Sie wechselte die Wickel, sobald sie warm wurden, und tupfte Thymiansaft auf die Brust des Mädchens. Viel zu helfen schien es nicht. Mary jammerte und weinte, ihre Augen glänzten von Fieber und Tränen.
Schließlich schien die Temperatur ein wenig zu sinken. Aimee war sich darüber im Klaren, dass das trügerisch sein konnte, denn ebenso schnell konnte das Fieber auch wieder steigen. Aber fürs Erste war die Gefahr ein wenig gemildert.
Nachdem sie vergeblich versucht hatte, dem kleinen Mädchen noch etwas Milch einzuflößen, deckte sie es wieder zu. Wenig später schloss Mary die Augen, und ihre Atemzüge wurden etwas regelmäßiger.
»Du solltest nach deiner Herrin sehen«, sagte Aimee schließlich zu der Kammerfrau. »Es reicht, wenn ich Mary im Auge behalte. Sie soll schlafen, solange es geht.«
»Kann ich sonst noch irgendwas tun?«, fragte Celeste besorgt.
Die Schäferin schüttelte den Kopf. »Nein, bis jetzt nicht. Wenn ich etwas brauche, gebe ich dir Bescheid.«
Celeste blickte noch einmal sorgenvoll in die Wiege, dann wandte sie sich der Tür zu.
Als sie fort war, ließ Aimee die Schultern ein wenig sinken. Die ganze Zeit über war sie angespannt gewesen, nun konnte auch sie sich ein wenig Ruhe gönnen.
Die Gedanken, die ihr dabei kamen, waren allerdings beunruhigend. Was, wenn Mary starb?
Ravencroft ließ sich nicht häufig in der Kinderstube seiner Tochter blicken, dennoch hatte sie das Gefühl, dass er Mary über alles liebte. Gewiss würde er zusammenbrechen, wenn Gott das Mädchen zu sich nahm.
Diesen Schmerz wollte sie unbedingt von ihm fernhalten! Ebenso wenig wollte sie, dass Woodward, der Mary einen frühen Tod prophezeit hatte, recht bekam.
Als sich die Tür der Stube öffnete, dachte Aimee, dass es Celeste sei, die etwas vergessen hatte, doch als sie aufblickte, sah sie in das Gesicht des Barons. Er wirkte müde und besorgt, und seine Kleider waren unordentlich. Das Wams hatte er abgelegt, nur der Mantel hing zipfelig von seinen Schultern herab.
»Wie geht es ihr?«, fragte er, während er Aimee fast schon flehend ansah.
»Den Umständen entsprechend«, gab sie vorsichtig zurück, denn sie war sich dessen bewusst, dass das Fieber jederzeit wieder zurückkehren könnte. »Ich
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