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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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die Hand entgegen. Einen Moment lang sah Scott die Hand an, dann stand er auf. «Wir werden sehen, Vater.»
    Brian erhob sich ebenfalls, und beide begaben sich sofort zu Noah, der in einer Ecke des Raums stand und versuchte, möglichst wenig aufzufallen.
    «Ich glaube, ich habe dich noch nicht vorgestellt», sagte Brian. «Noah, das ist mein Bruder Scott.»
    Scott trat schnell auf Noah zu und drückte ihm fest die Hand. «Es ist mir wirklich eine Freude», sagte er. «Schön, Sie wiederzusehen.»
    Brian warf seinem Bruder einen fragenden Blick zu.
    «Ich hatte das Vergnügen, Noah bei der gleichen Gelegenheit kennenzulernen, bei der ich auch Miss Charlotte und Miss Hortensia getroffen habe.»
    Noah wurde ein wenig unruhig, aber etwas in Scotts Blick sagte ihm, dass er sich keine Sorgen machen musste. Dieser nachlässig gekleidete Mann mit dem ehrlichen Lächeln würde nichts verraten, was ihn oder seine Schwestern kompromittieren könnte.
    «Es ist nicht zu glauben, wie klein die Welt doch ist», sagte Brian erstaunt. «Du musst mir unbedingt erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt.»
    Dann ließ Brian die beiden allein, um sich um die übrigen Gäste zu kümmern.
    «Ich habe gehört, du arbeitest in der Back Bay», sagte Scott interessiert.
    «Nicht mehr. Ich habe vor ein paar Tagen aufgehört.»
    «Wenn du Arbeit brauchst, ich habe viele Freunde …»
    «Danke, aber das wird nicht nötig sein. Für den Moment werde ich nicht arbeiten. Ich bereite mich für eine Aufnahmeprüfung an der medizinischen Fakultät vor.»
    «In Harvard?»
    Noah nickte.
    «Ich habe dort studiert!», rief Scott erfreut aus. «Es wird dir gefallen!»
    «Nun, noch bin ich nicht aufgenommen worden. Charlotte ist davon überzeugt, dass ich es schaffe, aber in Mathematik bin ich nie über Bruchrechnung hinausgekommen. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, so viel in so kurzer Zeit zu lernen.»
    «Ich kann dir helfen.»
    «Sie?»
    «O ja.»
    «Entschuldigen Sie, Sir, aber ich dachte, Sie sind Anwalt.»
    «Und ein guter sogar. Aber vor meinem Jurastudium war ich vier lange Jahre auf der Marineakademie in Annapolis. Dort gehörte Mathematik zu meinen Lieblingsfächern. Auch wenn ich gestehen muss, dass man mich gefeuert hat, bevor ich den Abschluss machen konnte», fügte er in ironischem Tonfall hinzu.
    «Das tut mir leid.»
    «Das muss niemandem leidtun. Es musste so kommen. Du wirst sehen, dass wir alle unsere kleinen Geheimnisse haben», sagte er und betrachtete seine Handschuhe.
    Noah schwieg einen Moment.
    «Ich würde dir wirklich gerne helfen», sagte Scott ehrlich, und streckte ihm die Hand hin. «Und schließlich stehe ich in deiner Schuld, weil du meinen Neffen gerettet hast.»
    Noah dachte kurz nach. Scotts Angebot schien von Herzen zu kommen. Und er brauchte wirklich Hilfe, das hatte er entdeckt, als er das Mathematikbuch aufgeschlagen hatte. Die anderen Fächer würden ihm keine Probleme machen, aber Mathematik …
    «Ich nehme gern an», sagte Noah und schlug ein.
    «Wunderbar!»
    Als Charlotte bemerkte, dass Noah und Scott sich konzentriert unterhielten, wurde sie neugierig. Worüber konnten die beiden nur sprechen? Scott wusste mehr über ihre Vergangenheit, als ihr lieb war, und er war viel zu unberechenbar, als dass man sich in seiner Gegenwart sicher fühlen konnte. Es wäre besser, sie würde ein Auge auf die beiden haben. Sie entschuldigte sich also bei der anstrengenden Tante Josephine und ging zu den beiden Männern hinüber.
    «Ich denke, das neue Jahr wird in Kürze beginnen», sagte sie und unterbrach damit das Gespräch der beiden. Die Gäste hatten sich tatsächlich bereits um die Standuhr versammelt.
    Scott, Noah und Charlotte gesellten sich zu ihnen. In weniger als einer Minute würde das Jahr 1859 zu Ende gehen. Ein Diener sorgte dafür, dass alle Gäste mit einem Glas Champagner versorgt waren.
    Als der erste Schlag der Uhr ertönte und die Gäste anfingen zu zählen, zwinkerte Scott Charlotte zu.
    «Eins … zwei …», und als die Stimmen im Chor «Zwölf» riefen, wurde das Jahr 1860 mit einem Konfettiregen begrüßt. Man hob die Gläser und prostete sich zu, und alle tauschten Neujahrsglückwünsche aus.
    Nachdem Scott lediglich Noah ein frohes neues Jahr gewünscht hatte, begab er sich sofort auf die andere Seite des Raums. Mit offenem Mund sah Charlotte, wie er seiner Tante einen Kuss auf die Wange gab. Höflich lächelte diese ihn an, während ihre Augen ihn zu durchbohren schienen.
    Seine Cousine

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