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Fesseln des Schicksals (German Edition)

Fesseln des Schicksals (German Edition)

Titel: Fesseln des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Gallaga
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Tölpel von einem Inspektor etwas gesehen hätte, was er nicht hätte sehen sollen.
    Inzwischen wurde das Dessert serviert, aber Katherine hatte David noch kein einziges Mal angesehen.
    Der größte Teil der Konversation wurde von Mrs. Languelot bestritten. Zu Lacroix’ großem Vergnügen gab sie einige Familienanekdoten zum Besten, dem abgelenkten David stellte sie die eine oder andere einfache Frage, und sogar den unfreundlichen Mr. Osborn hatte sie nicht vollkommen aufgegeben.
    «Sie sind aus dem Norden, nicht wahr?»
    «Aus Gettysburg.»
    «Get … Gettys … burg.»
    Osborns knappe Antwort und Mrs. Languelots völlige Unkenntnis dieses Ortes schienen ein Gespräch unmöglich zu machen.
    «Gettysburg liegt in Pennsylvania», erklärte David.
    «Ah, Pennsylvania!», rief Marie zufrieden aus. «Stammt Ihre Familie von dort?»
    «Nein.»
    «Aber gewiss stammt Ihre Familie aus dem Norden?»
    «Iren.»
    «Wirklich! Dann sind Sie also Ire?»
    «Nein», antwortete er brüsk. «Ich wurde in den Vereinigten Staaten geboren.»
    «Natürlich. Sagen Sie, Mr. Osborn, was hat einen Mann des Nordens in unser geliebtes New Orleans verschlagen? Sind Sie vielleicht zum Vergnügen hier?»
    «Ich fürchte, nein, gnädige Frau», antwortete Osborn, ohne seine Unlust zu verbergen. «Ich bin hier als Repräsentant der Regierung dieser Nation, mit dem Auftrag, eine Aufgabe zu erfüllen, die für die Zukunft unseres Landes von essenzieller Bedeutung ist.»
    Die feierliche Antwort ließ die gute Frau verstummen.
    «Unser Freund Mr. Osborn ist ein Regierungsbeamter, genauer gesagt ist er Zollinspektor, Marie», klärte Gaston Lacroix sie auf. Augenblicklich wurde es still im Raum.
    Geschmuggelte Luxusgüter zu erwerben war gang und gäbe in der guten Gesellschaft von New Orleans, und auch in dieser Runde gab es niemanden, der nicht schon einmal Schmuggelware gekauft hatte. Sämtliche Gäste schienen plötzlich großes Interesse an der Mousse au Chocolat zu entwickeln, die vor ihnen stand. Nur David war aufmerksam geworden.
    «Ich fürchte, Mr. Osborn, dass Ihre Mission nicht sehr erfreulich ist.»
    Das Klirren der silbernen Löffel am feinen Porzellangeschirr, das zusammen mit der Tischwäsche illegal aus England eingeführt worden war, verstummte.
    «Bitte?»
    «Ich meine, es ist sicher nicht so einfach, dafür zu sorgen, dass ein so ungerechtes Gesetz Beachtung findet. Ein Gesetz, das ja praktisch gegen den Begriff von Freiheit verstößt, auf dem dieses Land gegründet wurde.»
    Mr. Osborn richtete sich noch gerader auf, seine Wangen waren blass geworden.
    «Die Bundesgesetze garantieren, dass die leistungsfähige Wirtschaft unseres Landes prosperiert, und sie sorgen daher auch für das Wohlergehen seiner Bürger», erklärte er, als hätte er es auswendig gelernt.
    «Sie sprechen von den Interessen des Nordens.»
    Jemand räusperte sich.
    Osborns Gesicht war ein offenes Buch. Weder seine aufrechte Haltung noch sein selbstgefälliges Gebaren konnte seine Verärgerung verbergen. «Es tut mir außerordentlich leid, wenn das Ihr Eindruck ist, aber ich kann nur wiederholen, dass die Maßnahmen der Regierung auf lange Sicht jedem Bewohner dieses Landes Vorteile einbringen werden, auch wenn sie im ersten Moment etwas hart erscheinen.»
    Auch wenn die Regierung genau diese Maxime in den letzten Jahren ständig wiederholt hatte, glaubte doch keiner der Anwesenden daran. Durch die hohen Zölle wurden die Preise der importierten Gegenstände in unermessliche Höhen getrieben. Auf diese Weise versuchte man, den Verkauf von Produkten der jungen Industrie der Nordstaaten zu unterstützen, ja zu erzwingen, obwohl diese Produkte noch von deutlich geringerer Qualität waren. Höchstens Lacroix selbst hatte vielleicht einen Vorteil durch das neue Gesetz, da er sein ohnehin schon beträchtliches Vermögen durch illegalen Handel weiter vermehren konnte.
    «Ich verstehe nicht, welchen Nutzen die hohen Zölle für die Südstaaten haben sollen. Wenn Sie so freundlich wären, mich aufzuklären?», fuhr David ironisch fort.
    Mrs. De Blois rutschte unruhig auf ihrem Stuhl herum. Der auffällige Rubinschmuck, den ihr Mann ihr von seiner letzten Europareise zum Hochzeitstag mitgebracht hatte und der natürlich nicht verzollt worden war, fühlte sich plötzlich unangenehm an.
    Julien warf seinem Vater einen beunruhigten Blick zu. Aber Gaston Lacroix schien die neue Wendung des Gesprächs beinahe zu genießen.
    «Es ist doch ganz einfach», erklärte

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