Fesseln des Schicksals (German Edition)
beiden Teile des Landes nicht mehr dazu in der Lage, sich miteinander zu versöhnen.
Als die Uhr sechs schlug und den Beginn des Tanzes ankündigte, war das Gespräch ohnehin an einem toten Punkt angelangt. Nachdem die Männer ihre Zigarren ausgedrückt und den restlichen Cognac hinuntergestürzt hatten, holten sie ihre Gehröcke, die sie vor der Bibliothek abgelegt hatten, und zogen sie nun, unberührt vom Geruch nach Rauch, der im Raum herrschte, mit Hilfe einiger zuvorkommender Sklaven wieder an.
***
Auf der Veranda hatte man achtzehn Tische aufstellen müssen, damit alle weiblichen Gäste einen Sitzplatz fanden. Inmitten von kostbaren Leinentischdecken, eleganten Tafelaufsätzen mit Geißblatt und zartem Porzellan plauderten die Damen, während sie, von einer angenehmen Brise erfrischt, Tee und köstliches Gebäck zu sich nahmen.
An Katherines Tisch saßen Gwendolyn Burton, Rose Mary Sebastian und Sarah Timberland.
«Wir haben dich schon so lange nicht mehr gesehen», sagte Gwendolyn zu ihr. «Ich habe gehört, dass deine Gesundheit in den letzten Jahren etwas angegriffen war. Ich hoffe, du bist wieder bei Kräften.»
Seit über sieben Jahren hatte Katherine an keinem einzigen gesellschaftlichen Ereignis im County teilgenommen, und ihr war vollkommen klar, dass die Leute sich keineswegs um ihre Gesundheit sorgten, zumindest nicht um ihre körperliche Gesundheit. Sie wusste, dass es allen möglichen Klatsch über ihre Zurückgezogenheit gegeben hatte. Darunter sogar Stimmen, die behauptet hatten, sie hätte den Verstand verloren. Lächelnd blickte Katherine Gwendolyn an.
«Danke für die Anteilnahme, Gwendolyn. Aber es geht mir wirklich viel besser.»
Missbilligend verzog Gwendolyn das Gesicht. Nur zu gern würde sie herausfinden, aus welchen Gründen sich die eleganteste Frau der Grafschaft auf ihrer Plantage eingeschlossen hatte und ihr stattlicher Ehemann den größten Teil des Jahres weit weg von seiner Familie im Stadthaus der Parrishs in Richmond lebte. Aber es war offensichtlich, dass Katherine von sich aus nichts preisgeben würde.
Rose Mary Sebastian fühlte sich immer ein wenig unbehaglich in Katherines Gegenwart. Katherines Schönheit, die in den letzten Jahren noch strahlender geworden war, und ihr starkes Selbstbewusstsein hemmten sie. Deshalb wandte sie sich jetzt an Sarah Timberland. «Ich habe deinen Sohn gar nicht gesehen, Sarah?»
«Er wurde nach New Mexico abgeordert. Letzte Woche ist er aufgebrochen», antwortete Sarah und bemühte sich, die Besorgnis zu verbergen, die ihr Herz bedrückte. Rose Mary nickte verständnisvoll. «Paul ist zum Glück in Annapolis auf der Marineakademie geblieben. Er hat diesen Sommer seinen Abschluss gemacht, bleibt aber noch als Unterstützungsoffizier dort», erklärte sie.
«Sarah, ich nehme an, dass auch dein Sohn Offizier ist?», mischte Gwendolyn sich jetzt ein.
«Leutnant.»
«Wie alt ist er noch? Zweiundzwanzig?»
«Im Oktober wird er dreiundzwanzig.»
Man musste nicht besonders feinsinnig sein, um Gwendolyns Interesse an Sarahs Sohn zu verstehen. Als Einzelkind war er mit einem anständigen Vermögen ausgestattet und würde den perfekten Ehemann für ihre Tochter Laura abgeben.
«Du bist sicher stolz auf ihn.»
Seufzend nickte Sarah. Offensichtlich war sie eher um ihren Sohn besorgt, der mitten im Indianergebiet allen möglichen Gefahren ausgesetzt war, ja sogar sterben konnte. Aber Gwendolyn Burton war viel zu sehr mit ihren eigenen Überlegungen beschäftigt.
«Ich hoffe, dass Robert William ebenfalls zum Militär geht», fuhr Gwendolyn fort. «Sein Vater und ich wären sehr stolz auf ihn.»
Nicht in einer Million Jahren konnte Katherine sich diesen apathischen Jungen, der ständig Kuchen futterte und im Leben noch keinen Schritt zu Fuß gegangen war, als Anführer einer Gruppe Soldaten vorstellen, die gerade von einer blutdürstigen Horde Indianer umzingelt wurde.
«Jede Mutter ist stolz auf ihre Kinder, Gwendolyn», warf Katherine jetzt ein. «Ich bin auch stolz auf meine Töchter.»
«Natürlich. Aber unseren Männern sind ihre Söhne besonders wichtig. Sie legen all ihre Hoffnungen in sie. Nun, Katherine, du kannst das sicher nicht nachempfinden, schließlich hast du deinem Mann keinen Sohn geschenkt.»
Es war offensichtlich, dass Gwendolyn Katherine verletzen wollte, doch ohne Erfolg. Fast hätte Katherine ihr erwidert, dass es schrecklich dumm war, sich zu wünschen, dass das eigene Kind in einen Krieg zog, in dem es sein Leben
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