Fesselnde Liebe - Teil 1 (German Edition)
unruhiger Geist. Sie hatte ihn uns allen verheimlicht, keine Ahnung, warum. Er war wohl kein typischer Bad Boy, aber an einem Abend überredete er sie dazu, mit ihm einen Club zu besuchen. Sie schickte mir mitten in der Nacht mehrere SMS und versuchte, mich anzurufen. Die Anrufe auf meiner Mailbox waren von einer in Tränen aufgelösten Carol, aber leider hatte ich mein Handy in einer Tasche vergraben und war ... beschäftigt. Ich erfuhr erst am nächsten Nachmittag, als ich ihre Nachrichten endlich abhörte und las, was passiert war.«
Seine Augen glänzen, sein Gesicht wirkt so angespannt, als ob er sich beherrschen müsste, nicht zu weinen. Weine ruhig , will ich sagen, doch kein Wort kommt aus meinem Mund. Stattdessen nehme ich einfach seine Hand, ganz fest, und streiche mit dem Daumen über seine schlanken Finger.
»Sie hatte sich mit ihrem Freund gestritten, vermutlich aus Eifersucht. Jedenfalls schluchzte sie so was wie Blöder Arsch und Mieser Wichser auf meinen Anrufbeantworter.« Er lächelt unter Tränen. Ich muss so heftig schlucken, dass mein Kehlkopf schmerzt, und vergesse vor lauter Anspannung glatt, zu atmen.
»Sie bat mich, sie abzuholen. Die Kurznachrichten hatte sie zwischen 1.35 Uhr und 2.11 Uhr geschickt, der letzte Anruf war von 2.07 Uhr. Danach nichts mehr. Ich fuhr sofort nach Hause, doch dort war sie nicht. Ich rief meine Mutter auf ihrem Handy an, und sie wusste von nichts, hatte keine Meldung von Carol bekommen. Um sie nicht aufzuregen, so weit weg, wie sie war, verschwieg ich ihr, was passiert war, und machte mich auf die Suche nach Carol. Ich klapperte alle bekannten Freunde ab, fuhr zu dem Club und befragte dort Türsteher, Barkeeper ... einfach alle, die ich traf. Niemand hatte Carol gesehen oder bemerkt. Sie war schön, aber sie war unauffällig. Keins von den geschminkten, gestylten Mädchen, sondern eine natürliche und ehrliche Schönheit. Nichts, was Jungs in dem Alter interessiert.«
Oh Gott, ja. Mein Herz macht einen Hüpfer, weil mir das bekannt vorkommt. Nicht das mit der Schönheit, aber die Sache, dass Jungs in dem Alter sich nicht für natürliche Mädchen interessieren. Ich zupfe an meiner Unterlippe und sehe ihm weiter fest in die Augen, damit er weiterspricht.
»Was ist mit Carol passiert?«
»Als sie am Abend noch immer nicht auffindbar war, meldete ich das der Polizei. Man versuchte mich zu beruhigen, ein verschwundener Teenager ist offenbar nichts Besonderes. Ich beteuerte, dass Carol alles andere als ein rebellischer Teenie sei, es half nicht. Frühestens nach achtundvierzig Stunden, sagte man mir, würde die Polizei aktiv werden und eine kleine Fahndung durchführen. Bis dahin sollte ich abwarten, sie würde sicher bald nach Hause kommen.
Ich saß bis zum Montagmorgen schlaflos in unserem Haus und wartete auf sie. Telefon und Handy fest in der Hand. Sie kam einfach nicht.«
Die Spannung ist so groß, dass ich am ganzen Körper zittere. Adrian missversteht das und schiebt mich sanft von seinen Beinen um eine Wolldecke zu holen, in die er mich einwickelt. Ich kuschle mich sofort wieder an ihn und halte mich an ihm fest. Versuche, ihn festzuhalten, weil er so sehr leidet. Meine Augen werden heiß. Es ist mehr als Mitleid, das ich verspüre. Mir ist, als ob ich er wäre, als ob ich zwei Tage lang gewartet hätte, ohne zu schlafen. Sogar meine Augen fühlen sich geschwollen an, in meinem Kopf summt es vor Müdigkeit.
»Erst am späten Nachmittag konnte ich die Polizei dazu bewegen, etwas zu unternehmen. Ich weigerte mich, nach Hause zu gehen und zu schlafen. Stattdessen folgte ich den Einsatzwagen überallhin, verfolgte jedes Gespräch von möglichen Zeugen, das sie führten, bis mich ein Kommissar höchstpersönlich mit Handschellen in den Wagen nötigte und nach Hause brachte. Er ging nicht, bevor ich nicht eingeschlafen war. Und ich hasste ihn dafür.«
Großer Gott! Wenn er nicht damit rausrücken will, was Carol passiert ist, muss es schlimm gewesen sein. Ein hässlicher Knoten bildet sich in meinem Magen, während meine Fantasie sich die schlimmsten Dinge ausmalt. Was einem jungen Teenager eben so mitten in der Nacht, an einem abgelegenen Club geschehen kann.
»Es dauerte eine Woche. Eine verfluchte, ganze Woche. Dann wurde ihre Leiche gefunden.«
Erschrocken schlage ich mir die Hand vor dem Mund und atme so scharf ein, dass es deutlich hörbar ist.
»Um Himmels willen, Adrian!«
Seine Augen werden noch trüber, und ich entdecke eine winzige Träne,
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