Fesselnde Liebe - Teil 2
weibliche Leserschaft wüsste, wer es geschrieben hat und sich bei dem Protagonisten eine reale Person vorstellen kann.«
Ich lache. »Also reines Kalkül? Haltet ihr uns Frauen wirklich für so berechenbar?«
» Ich verweise nicht gern auf die Verkaufszahlen, aber ...« Er lehnt sich zufrieden im Stuhl zurück und zwinkert mir zu.
» Ja, schon gut. Die Verkaufszahlen sagen aber nichts über die Qualität des Buches aus, und die ist ... Nun ja, du weißt es selbst, nehme ich an.«
Ich nippe an dem Wasser, das der Kellner in vornehme Kristallgläser eingeschenkt hat. Erst jetzt wird mir klar, was es bedeutet, dass Adrian John Karry ist. Er hat mich jahrelang begleitet, ohne dass ich es wusste oder auch nur ahnte. Er hat mir einige wertvolle Weisheiten geschenkt, die ich verinnerlicht habe. Adrian Moore ist John Karry – und damit nicht nur einer der schönsten Männer, die mir je begegnet sind, sondern auch ... einer der klügsten. Plötzlich fühle ich mich noch kleiner in seiner Gegenwart. Eingeschüchtert. Die Erkenntnis schnürt mir die Kehle zu.
»Kleines, es gibt keinen Grund für dich, mich jetzt mit anderen Augen zu sehen. Ich bin immer noch der Schmierfink, der chauvinistische und kontrollsüchtige Arsch, der Angst vor Frauen hat und einen Mutterkomplex.«
Ich verschlucke mich am Wasser und huste entsetzt. »Hör auf damit, in meinen Gedanken herumzuwühlen! Wie kann es sein, dass du weißt, was ich gerade gedacht habe?«
» Das liegt an dir. Dein Gesicht ist wie ein Buch für mich, und ich liebe das. Ich sehe dir an, was du denkst und was in dir vorgeht. Außerdem bist du derart auf deinem Stuhl zusammengesunken, dass ich mir Sorgen machen musste.«
Zum Glück unterbricht der Kellner das heikle Gespräch, um unsere Bestellung aufzunehmen. Adrian öffnet den Mund, dann klappt er ihn wieder zu und sieht mich an. Nickend. »Du zuerst.«
Ach du je. Ich durchforste mein verwirrtes Gehirn nach irgendwas, das ich vorhin auf der Karte gelesen habe, um mir keine Blöße zu geben. »Öhm ... Chateaubriand?«
» Gut. Das nehme ich auch.« Adrian gibt dem Kellner die Karten zurück und bestellt eine Flasche Château Margaux aus irgendeinem Jahrgang, der mir nichts sagt. Schon wieder Alkohol, mitten am Tag. Aber diesmal nicht aus der Dose.
» Zurück zu uns. Gwen, ich möchte nicht, dass sich etwas an unserem Verhältnis ändert, nur weil du jetzt weißt, wer ich wirklich bin. Ich freue mich auf lange Nächte mit dir.«
Meine Wangen werden warm.
»Nächte, in denen ich mit dir über meine Bücher reden möchte. Über John Karrys Bücher.« Er zwinkert erneut, die kleine Narbe am Auge kräuselt sich. Waren seine Wimpern schon immer so lang und dicht? Wie winzige Fächer sehen sie aus.
» Natürlich. Reden«, murmle ich und schwenke mein Wasserglas.
» Du weißt, wie sehr ich dich begehre, Kleines. Ich weiß es spätestens, seit du mich verlassen hast. Ich habe gelitten und ich verspüre körperliche Schmerzen. Auch jetzt, wo du mir gegenübersitzt in diesem Kostüm und mit dieser Brille und ich dich nicht berühren kann, weil wir nicht allein sind.«
Er atmet lang gezogen aus, während er spricht. Ich sehe ihn stumm an und fühle, dass er die Wahrheit sagt. Vorsichtshalber nehme ich die Brille ab, weil ich keine Lust habe, im Savoy Aufsehen zu erregen und ein lebenslanges Hausverbot zu kassieren. Schließlich hat Adrian mir schon in den Wochen in seinem Penthouse zu verstehen gegeben, dass er mich mit dieser schwarzen Brille verdammt scharf findet, und ich traue ihm inzwischen so einiges zu.
Er beugt sich über den Tisch zu mir und flüstert. »Ich würde jetzt gern den Knoten aus deinen Haaren lösen, um mein Gesicht in dieser Pracht zu vergraben. Danach möchte ich dich ausziehen, meine Hände über deinen Körper gleiten lassen, deine Haut spüren, dich schmecken, einatmen ... In dir sein. Dich in mir spüren, ganz tief. Deinen perfekten kleinen Hintern an meinem Bauch fühlen und dich ..."
» Bitte, Adrian ...«, unterbreche ich ihn leise.
Meine Wangen brennen inzwischen und ich frage mich, wann der steife Kellner merkt, was hier los ist. Ich für meinen Teil sehne dringend das Essen herbei, damit er aufhört. Die Leute um uns herum plaudern in verschiedenen Sprachen. Wortfetzen auf Englisch, Französisch, Arabisch und Japanisch dringen an meine Ohren, eine Symphonie des Lebens, die mich im Moment nicht mal irritiert, geschweige denn interessiert. Adrian greift über den Tisch nach meiner Hand und
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