Fesselnde Lust 1
Einfluss Christian auf ihr Leben hatte. Auf ihre Seele. Und sie musste auch für ihn wichtig sein. Was hatte das hier sonst zu bedeuten?
Sie hatte Angst davor, es herauszufinden. Oder wovor hatte sie wirklich Angst? Dass sie Christian nichts bedeutete? Oder dass er ihr zu viel bedeutete?
Christian beobachtete Rowan, die in der Galerie umherging und jedes einzelne Stück sorgfältig betrachtete.
Er freute sich über ihre Reaktion auf sein Werk. Und er hatte bemerkt, wie Sterling Rowan angeschaut hatte.
Vermutlich verstand sein Freund jetzt besser, was er über sie gesagt hatte, dass er das Bedürfnis verspürte, sie auf der Leinwand oder in Stein unsterblich zu machen.
Himmel, als sie die beiden Frauen berührt hatte, war sein Schwanz so steif geworden, dass er kaum noch Luft bekam. Wie ihre Hände darübergeglitten waren …
Sterlings Blicke folgten ihr. Ihre schwarzen Haare schimmerten im Licht wie dunkle Wellen, die auf ihren zarten Rücken fielen. Christian hätte am liebsten mit beiden Händen hineingegriffen und sie an sich gezogen, damit er ihren Mund …
Du lieber Himmel, Mann, reiß dich zusammen!
»Oh, das ist ja hinreißend …«, hauchte sie bewundernd.
Sie stand vor der winzigen Miniaturfigur einer Frau, die auf dem Rücken lag und die Arme über den Kopf gestreckt hatte, fast so, wie Rowan gestern Abend dagelegen hatte. Obwohl der Stein nicht mehr als fünfzehn Zentimeter lang war, hatte er monatelang daran gearbeitet. Es war eins seiner Lieblingsstücke.
Er trat zu Rowan, die das kleine Kunstwerk mit leuchtenden Augen betrachtete.
»Sie heißt Nymphe. Es ist eines der Stücke, die ich ohne Modell gemacht habe.«
»Sie ist prachtvoll. Nein, das ist nicht der richtige Ausdruck. Sie hat so etwas Verträumtes.« Sie glitt mit der Fingerspitze über die Figur, von den Handgelenken bis hin zu den zarten Knöcheln.
»Ich schenke sie dir.« Die Idee kam ihm spontan, und er wusste sofort, dass es richtig war.
»Was?« Sie lachte leise. »Nein, das kann ich nicht annehmen.«
»Du musst. Ich bestehe darauf.« Als er sich umdrehte, sah er, dass Sterling lächelnd zuschaute. Er hatte spöttisch eine Augenbraue hochgezogen. Ja, er würde später mit ihm reden müssen. »Sterling, kannst du bitte veranlassen, dass jemand die Figur zu mir nach Hause schickt?«
»Natürlich.«
»Danke.«
Sterling verschwand in den hinteren Räumen, und Christian wandte sich wieder an Rowan.
»Das meinst du doch nicht ernst!« Sie schüttelte heftig den Kopf.
»Was ich sage oder tue, meine ich immer ernst.«
Sie blickte ihm in die Augen. »Ich glaube, ich fange langsam an zu verstehen. Danke.«
»Bitte.«
Warum freute er sich so darüber, sie glücklich machen zu können? Wenn sie lächelte, wurde ihm ganz warm ums Herz.
Ursprünglich hatte er ihr nur Lust bereiten wollen, aber mittlerweile war es längst darüber hinausgewachsen, war mehr geworden, als sie beide erwartet hatten.
Lass dich nicht überwältigen.
Aber es fiel ihm schwer, wenn Rowan vor ihm stand.
Ihre Haut war fast durchscheinend, wie blasse Seide, und ihr Mund - er war so sexy, vor allem, wenn sie lä chelte, so wie jetzt.
Er wollte sie küssen. So langsam war ihm diese verdammte Vereinbarung egal.
Er trat auf sie zu. Sie hob den Kopf und blickte ihn an.
Mit einer Fingerspitze berührte er ihre Wange. Ihre rosigen Lippen öffneten sich, und Röte stieg ihr in die Wangen.
Sein Herz klopfte heftig. Es wäre so leicht. Er brauchte nur noch einen Schritt näher zu treten und seinen Mund auf ihre Lippen zu senken.
»Christian, heute Abend wird die Figur zu dir gebracht.«
Verdammt.
Er drehte sich zu Sterling um. »Danke.«
Es dauerte eine kleine Weile, bis er wieder normal atmete. Hinter ihm holte auch Rowan tief Luft.
Er wusste nicht, ob er seinen Freund verfluchen oder ihm dankbar dafür sein sollte, dass er ihn vor einem Fehler bewahrt hatte.
Aber wäre es überhaupt ein Fehler? Er wusste es nicht mehr. Ja, sie hatten eine Vereinbarung, mehr noch, quasi einen Vertrag, der in ihrer Welt bindend war.
Aber es gab ja schließlich auch so etwas wie Nachverhandlungen.
Nein, das wäre Rowan gegenüber nicht fair. Es käme ihm zu sehr so vor, als wollte er sie ausnutzen, wenn sie verwirrt war.
All das wusste er, aber es half ihm im Moment trotzdem nicht weiter. Er war es leid, immer edel zu sein.
Vielleicht war er ja gar nicht der Dom, für den er sich immer hielt. Ach, zum Teufel, nichts war mehr so, wie es noch vor Kurzem gewesen war.
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