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Fesselndes Geheimnis

Fesselndes Geheimnis

Titel: Fesselndes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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schwungvoll aufgerissenen Tür saß, legte sich einen Finger auf die Lippen. Eine Geste, die sehr vertraulich wirkte. Sie vertraute mir!
    Ich neigte den Kopf, als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit, rieb mir aber die Hände, so dass es für Vincent aussehen musste, als sei das Neigen nur auf meinen Blick in den Schoß zurückzuführen.
    »Ah, ich sehe, du hast unserem Modell seine Lage schon ein bisschen erleichtert!«, äußerte Vincent mit einem neckischen Grinsen. Offenbar hätte er mich gerne noch ein Weilchen schmoren lassen.
    »Ja«, meinte Claire und hob wie zum Beweis ihrer nächsten Aussage die Kamera. »Die Fotosession ist beendet. Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Tag.«

    Den hatten wir, obwohl wir beide ein wenig geistesabwesend waren; jeder mit seinen eigenen Gedanken und Sorgen beschäftigt. Wir hatten miteinander geschlafen, Lust geteilt und auch sehr intime Gefühle während einer knisternden BDSM-Session … und doch, weder konnte ich mich ihm anvertrauen, noch er sich mir öffnen. Aus welchem Grund auch immer.
    Stattdessen bummelten wir Hand in Hand durch das schöne, sonnig-windige Ostende, und Vincent zeigte mir die Stadt. Aber alles lief ein wenig an mir vorbei – alles, bis auf die intensive Empfindung, die Vincents Hand, die die meine umschloss, in mir auslöste.
    Nach einer Weile begann er ein bisschen von sich selbst zu erzählen. Er war im Jahr 1977 im zentralafrikanischen Kongo geboren worden und hatte bis zu seinem 14. Lebensjahr auch seine Jugend dort verbracht. Er hatte dort viel Grauenvolles erlebt. Die Demokratische Republik Kongo befand sich in beständigem Chaos, und als ob es nicht schon so schwer genug gewesen wäre, in diesem afrikanischen Land zu leben, waren Vincents Eltern auch noch Anhänger des 1961 getöteten Präsidenten Lumumba; sie wechselten andauernd ihre Wohnsitze, betrieben konspirative Geschäfte, halfen gleichgesinnten Regimegegnern und waren immer von Gefangenschaft, Folter und Tod bedroht. Vincents Mutter hatte tatsächlich schwarzes Blut in ihren Adern, ihr Vater war ein – damals nannte man sie noch so – Mulatte gewesen. Ihr sah man das allerdings äußerlich kaum an. VincentsEltern waren beide hellhäutig und er als dunkler Typ wirkte fast, als sei er nicht deren leibliches Kind.
    Als er 14 war, entschieden seine Eltern ihn mit seiner Zustimmung nach Belgien zu schicken, zu seinem Onkel.
    Vincent, der etwas wehmütig geworden war, unterbrach sich und zeigte auf eine seltsame Eisenskulptur, die quasi aus einer Häuserwand hervorwuchs. Sie zeigte einen leicht rostigen, stilisierten Stierkopf. Sie befanden sich in der Nähe einer aschegrauen Kirche, die wie die kleine Schwester vom Kölner Dom aussah.
    »Schau, Christine, das ist von Gunter! Er ist bildender Künstler, sogar ein bekannter …«
    Der alte Gunter, jemand, der viel weiß und den ich genauer …
bevor ich weiterdenken konnte, legte Vincent mir seinen Arm um die Schulter und vertrieb den Gedanken an den Künstler.
    »Ich wünschte, du würdest mir auch etwas von dir erzählen, Christine …«
    »Das werde ich«, versprach ich hastig. »Bald.«
    Damit musste er sich zufriedengeben, denn es war schon Mittag, und es wurde Zeit für ihn zu gehen.

    Noch ehe ich in meinem Hotel war, kam eine SMS von Felix. »Mache mir langsam ECHTE Sorgen! Hast du meine Mails nicht gelesen?«
    Auch das noch! Ich rieb mir die plötzlich schmerzenden Schläfen.
    Mit etwas schlechtem Gewissen nutzte ich mein Handy, meldete mich im Internet an und rief meine Mails auf. Es waren vier Nachrichten, in denen Felix immer dringlicher nach unseren »Fortschritten« fragte, in flirtendem Ton von seiner Sehnsucht nach mir schrieb und – sein Kommen ankündigte. Oh nein!
    Ich rief ihn augenblicklich an. Zu meiner Überraschung erreichte ich den Vielbeschäftigten auch sofort, als habe er neben dem Telefon gesessen.
    »Hallo Kleines! Wie schön, dass du dich endlich meldest! Sag mal, ist irgendwas passiert?« Er klang halb charmant, halb argwöhnisch, und ich versuchte ihn zu stoppen: »Hallo, du, nein, es ist … alles in Ordnung, und du musst auch gar nicht kommen, auch wenn es gut gemeint ist, Felix …«
    »Na, deine Stimme klingt aber eher danach, als sei es gerade jetzt eine besonders gute Idee, dass ich den nächsten Flieger nehme und dir zur Seite stehe«, entgegnete er.
    Das fehlte mir gerade noch!
    Ich wandte meine ganze Überzeugungskraft auf, um Felix von diesem Plan abzubringen, und hatte schließlich auch

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