Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
er im Augenblick.
„Ja, natürlich“, gab sie zurück und schob das Schälchen Schlagsahne über die Tischplatte, das sie zusammen mit dem Kuchen und den Truthahnresten für Ginger mitgenommen hatte. „Clarence war einer von Big Johns besten Freunden. Irgendwann in den Neunzigern verlor er seine Frau und damit auch das Interesse an der Starcross Ranch.“ Sie machte eine Pause undseufzte leise, dabei zog sie die Augenbrauen zusammen, sodass sich die Haut dazwischen in Falten legte. „Er verkaufte seine Tiere, eine Kuh nach der anderen und ein Pferd nach dem anderen. Er hörte einfach mit allem auf.“ Wieder eine Pause. „Ich vermute, es liegt am Namen.“
„An welchem Namen?“
„Dem Namen der Ranch“, machte sie ihm klar. „Starcross. Das klingt irgendwie … traurig, als stünde sie unter einem schlechten Stern.“
Tanner musste unwillkürlich flüchtig grinsen. „Welchen Namen würden Sie denn bevorzugen, Doc?“ Der Kaffee war fertig, Tanner stand auf und holte zwei Tassen, goss das heiße Getränk ein und stellte sie auf den Tisch.
Sie dachte über seine Frage so intensiv nach, als stünde ein neuer Name tatsächlich zur Diskussion. „Irgendwas … na ja … Fröhlicheres“, sagte sie, während ihm auffiel, dass sie für den Kuchen auch noch Teller und Gabeln benötigten, woraufhin er zum Schrank ging und eine neue Suche begann. „Etwas Positiveres, Heiteres. Vielleicht so was wie The Lucky Horseshoe oder The Diamond Spur. In dieser Richtung.“
Zwar hatte Tanner nicht die Absicht, der Ranch einen neuen Namen zu geben, immerhin würde er im Höchstfall ein Jahr hierbleiben. Warum sollte er sich also dann diese Mühe machen? Doch es gefiel ihm, Olivia reden zu hören und dabei zu beobachten, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte. Das war faszinierend.
So wie das Gesicht selbst.
Und wie der Körper, der zu diesem Gesicht gehörte.
Tanner rutschte auf seinem Platz unbehaglich hin und her. „Halten Sie diese Namen nicht für ein bisschen hochtrabend?“, wollte er wissen, während er den Kuchen anschnitt.
„Vielleicht ein bisschen kitschig“, räumte sie sanft lächelnd ein. „Aber nicht hochtrabend.“
Er stellte ihr einen Teller mit einem Stück Kuchen darauf hin, dann bediente er sich selbst.
Amüsiert und sonderbar interessiert beobachtete er, wie sie die Schlagsahne aus dem Plastikbecher löffelte und auf dem Kuchen verteilte. Es sah so aus, als sei ihr Hals rot angelaufen, möglicherweise, weil es ihr nicht behagte, so angestarrt zu werden.
Für einen Moment wandte er seinen Blick ab, aber dann musste er wieder in ihre Richtung schauen. Wie es schien, konnte er einfach nicht anders.
„Sie haben die erstbeste Gelegenheit genutzt, um der Thanks-giving-Feier bei Ihrem Bruder zu entkommen“, sagte er behutsam. „Wieso, Doc?“
„Wieso nennen Sie mich plötzlich dauernd ‚Doc‘?“ Sie war also tatsächlich nervös. Vielleicht merkte sie Tanner ja an, dass er sie küssen wollte, bis ihr schwindlig wurde, um sie dann nach oben in sein Bett mitzunehmen.
„Aber Sie sind doch ein Doc.“
„Ja, aber ich habe auch noch einen Namen.“
„Einen sehr schönen sogar.“
Sie grinste, die Anspannung ließ ein wenig nach, was ein gutes Zeichen sein mochte, doch nicht sein musste . „Das war aber jetzt sehr dick aufgetragen“, meinte sie amüsiert. „Drunter tun Sie’s wohl nicht, wie?“
Er lachte und schob den Kuchenteller von sich weg.
„Ich sollte jetzt besser gehen“, sagte sie, schien aber von ihren Worten selbst nicht überzeugt zu sein.
Halleluja, dachte Tanner, als sie sich nicht rührte. Zumindest fühlte sie sich in Versuchung geführt.
„Du könntest auch bleiben“, schlug er wie beiläufig vor.
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Bilde ich mir das nur ein“, fragte sie ihn geradeheraus, „oder knistert dieser Raum vor sexueller Spannung?“
„Nein, das bildest du dir nicht ein.“
„Wir haben uns noch nicht mal geküsst.“
„Das lässt sich jederzeit nachholen“, meinte er.
„Und wir kennen uns erst seit ein paar Tagen“, wandte sie ein. „Wir sind beide erwachsen, Olivia.“
„Ich … ich kann doch nicht einfach mit dir ins Bett gehen, nur weil ich …“
„Nur weil du es willst?“
Trotz flammte in ihren Augen auf, und sie setzte sich etwas aufrechter hin. „Wer sagt, dass ich es will?“
„Willst du es nicht?“
„Doch“, erwiderte sie nach einer langen Pause und ergänzte hastig: „Aber das heißt nicht, dass ich es auch
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