Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
kurz nach Luft und redete gleich darauf weiter. „Vielleicht haben Sie sie mal im Fernsehen gesehen. Sie hat viele Jahre in California Women mitgespielt und davor in ganz vielen anderen Serien.“
An diese Serie konnte sich Olivia erinnern, auch wenn sie nicht viel Zeit vor dem Fernseher verbrachte. Es war schon eigenartig, dass sie vor allem in der Weihnachtszeit dazu kam, sich etwas anzusehen. Dabei versuchte sie vor allem, die Klassiker wie Ist das Leben nicht schön?, Jede Frau braucht einen Engel und natürlich Die Peanuts – Fröhliche Weihnachten mitzukriegen.
„Ich glaube, ich habe da mal reingeschaut“, sagte sie, hatte aber keine Ahnung, wer von den Schauspielerinnen Tessa gewesen sein könnte.
Sophie wurde ein wenig ernster, als sie Butterpies Boxentür aufmachte. „Ich glaube, Dad wird Tante Tessa fragen, ob sie hierbleibt und sich um die Starcross Ranch und die Hunde kümmert, wenn er wegzieht.“
„Oh.“ Olivias Laune sank auf einen Tiefpunkt, aber Sophie zuliebe ließ sie sich davon nichts anmerken.
Butterpie machte einen gesunden Eindruck und aß auch wieder normal.
„Ich hoffe trotzdem, dass er es sich anders überlegt und dass ich dann hierbleiben kann“, vertraute die Kleine ihr an. „Mein Unterricht soll nicht unterbrochen werden, da ist Dad der gleichen Meinung wie ich, deshalb besuche ich ab Montag bis zu den Weihnachtsferien die Stone Creek Middle School.“
Olivia wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie hatte ihre eigenen Ansichten zu Internaten und dazu, Hundebabys zu adoptieren, wenn man sie eigentlich gar nicht behalten wollte, aber dazu würde sie sich Sophie gegenüber nicht äußern. Zufrieden darüber, dass es Butterpie gut ging, betrat sie Shilohs Box, um ihn zu streicheln.
Gerade stieß er sie liebevoll mit dem Kopf an, da klingelte ihr Handy.
Das musste er sein – der Anruf, mit dem Olivia den ganzen Tag gerechnet hatte. Der Anruf, dass irgendwo eine kranke Kuh darauf wartete, von ihr versorgt zu werden.
Doch auf dem Display wurde Melissas Privatnummer bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Wieso war sie um diese Uhrzeit und noch dazu am Wochenende noch im Büro?
„Mel? Was gibt’s?“
„Es ist wegen Ashley“, antwortete Melissa leise. „Sie hat mich gerade eben aus irgendeinem Kaff in Tennessee angerufen. Offenbar ist sie heute Morgen ganz früh zum Flughafen nach Phoenix gefahren und in eine Maschine gestiegen, ohne einem von uns ein Wort davon zu sagen.“
„In Tennessee?“, wiederholte Olivia, die für einen Moment völlig verwirrt war. Oder versuchte sie nur zu leugnen, was sie tief in ihrem Inneren längst wusste?
„Ich schätze, Mom lebt da irgendwo“, sagte Melissa.
Sophie kam in dem Augenblick aus Butterpies Box, in dem Olivia Shilohs Box verließ. Gleichzeitig verriegelten sie die Boxentüren, damit die Pferde für die Nacht sicher untergebracht waren.
„O mein Gott“, murmelte Olivia.
„Sie ist am Boden zerstört“, redete Melissa weiter und klang dabei so fassungslos, wie Olivia sich fühlte. „Ich meine das ernst. Es ist ganz schlimm gelaufen – so schlimm, dass Brad bereits einen Jet gechartert hat, um sie abzuholen.“
Sophie fasste Olivias Arm und dirigierte sie zu einem Heuballen, dann zog sie sie nach unten, damit sie sich hinsetzte.
Sie war dem Mädchen für diese Geste zutiefst dankbar, denn ihre Beine fühlten sich so weich wie Gummi an, und sie wusste nicht, wie lange sie noch hätte stehen bleiben können.
„Soll ich meinen Dad holen?“, fragte Sophie.
Olivia schüttelte den Kopf, dann kniff sie die Augen zu. „Was ist passiert, Mel? Was hat Ashley am Telefon gesagt?“
„Sie sprach davon, dass sie auf dich und Brad hätte hören sollen. Sie hat so schrecklich geweint, dass ich nicht mal die Hälfte verstanden habe. Wenigstens konnte ich notieren, wo sie sich einquartiert hat. Gleich danach habe ich Brad angerufen.“
Ashley. Die unschuldige, wohlmeinende Ashley, die daran glaubte, dass ein Happy End immer möglich war. Und nun war sie mit einer hässlichen Wirklichkeit konfrontiert worden, die kein Happy End haben konnte – und Olivia war meilenweit von ihr weg und konnte ihr nicht beistehen. „Ich werde Brad anrufen und ihm sagen, dass ich mitkommen will“, erklärte sie und wollte schon auflegen.
„Hab ich auch versucht“, antwortete Melissa hastig. „Er sagt, er will das allein regeln. Bestimmt ist er schon auf dem Weg nach Flagstaff, um in den Flieger zu steigen.“
Vor Hilflosigkeit und Wut
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