Fest der Herzen: Geständnis unterm Weihnachtsbaum / Schicksalstage - Liebesnächte
wollten ihr die Tränen kommen, aber sie kämpfte dagegen an. „Wann hat Ashley angerufen?“, erkundigte sie sich, während sie sich zwang, äußerlich Ruhe zu bewahren. Sophie machte sich auch so genug Sorgen um sie, was ihr Gesichtsausdruck deutlich verriet. Olivia durfte nicht vor den Augen des Kindes ganz und gar zusammenbrechen.
„Ungefähr vor einer halben Stunde. Danach habe ich Brad angerufen,und wir haben bis vor zwei Minuten telefoniert. Gleich danach habe ich mich bei dir gemeldet.“
„Okay, danke.“ Olivia fühlte sich wie benommen.
„Geht es dir gut?“, fragte Melissa.
„Nein. Dir etwa?“
„Auch nicht. Und das wird so bleiben, bis sie wieder zu Hause in Stone Creek ist, wo sie auch hingehört. Ich weiß, du willst Brad anrufen und dir den Mund fusselig reden, damit er dich nach Tennessee mitnimmt, darum werde ich jetzt Schluss machen.“
„Mach Feierabend“, sagte Olivia zu ihrer jüngeren Schwester. „Es ist Wochenende, wir haben einen Feiertag, und du solltest heute nicht im Büro sitzen.“
Melissas Lachen klang mehr wie ein Schluchzen. Olivia war schon sehr beunruhigt, da musste Melissa erst recht krank vor Sorge um ihre Zwillingsschwester sein. „Das musst du gerade sagen“, erwiderte sie. „Meinst du, Liv, ich kann zu dir kommen und die Nacht bei dir und Ginger verbringen?“
„Ich werde zu Hause auf dich warten“, versprach sie ihr und verabschiedete sich, dann tippte sie sofort die Kurzwahl für Brads Nummer.
„Kommt nicht infrage“, meldete er sich, noch bevor sie ein Wort hatte sagen können.
„Wo bist du?“
„Kurz vor Flagstaff. Der Jet wartet schon auf mich. Wenn ich irgendetwas weiß, rufe ich dich an.“
Wie ihre Schwester vorhergesagt hatte, wäre es vertane Zeit, Brad zu bitten, auf sie zu warten, damit sie ihn begleiten konnte. Außerdem brauchte Melissa sie, sonst hätte sie nicht darum gebeten, bei ihr zu übernachten.
„Okay“, sagte sie nur, beendete das Gespräch und klappte ihr Handy zu.
Sophie stand vor ihr und musterte sie. „Ist was Schlimmes passiert?“
Langsam stand Olivia auf und stellte beruhigt fest, dass sich ihre Beine nicht mehr weich wie Pudding anfühlten. Das warimmerhin etwas. „Eine Familienangelegenheit“, antwortete sie. „Nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Allerdings muss ich sofort nach Hause fahren.“
Nach einem verständnisvollen Nicken fragte die Kleine: „Soll ich dir deine Arzttasche bringen? Ich werde Dad sagen, was passiert ist.“
„Danke“, erwiderte Olivia und ging zu ihrem Wagen.
Sie sah Sophie ins Haus rennen, aber es war Tanner, der Augenblicke später nach draußen kam und ihre Tasche in der Hand hielt.
„Kann ich irgendwie behilflich sein?“, fragte er, während er ihr die Tasche durch das offene Fenster reichte.
Olivia schüttelte stumm den Kopf, da sie ihrer Stimme nicht über den Weg traute.
Zu ihrer Verblüffung beugte sich Tanner auf einmal vor und gab ihr einen zarten, aber elektrisierenden Kuss auf den Mund. Dann ging er zwei Schritte zurück, während sie den Motor anließ und abfuhr.
Tanner stand in der Kälte da und sah mit an, wie die Rückleuchten von Olivias Truck vom dichter werdenden Schneefall verschluckt wurden. Die bunten Lichter des Weihnachtsbaums, die durch das große, teilweise beschlagene Wohnzimmerfenster strahlten, schienen sich über ihn lustig zu machen. Er wusste nicht, welches Problem Olivia so in Sorge versetzt hatte, aber sehr wahrscheinlich konnte er ihr dabei nicht helfen. Wie Sophie außer Atem berichtet hatte, ging es um eine „Familiensache“, und er gehörte nun mal nicht zu ihrer Familie.
Er schob die Hände in die Hosentaschen – eine Jacke hatte er in der Eile gar nicht erst angezogen – und dachte aus welchem Grund auch immer an die beiden jungen Hunde. Er konnte unmöglich Olivia darum bitten, für die zwei ein neues Zuhause zu finden, wenn er von hier wegzog. Ob Tessa dann weiter in Stone Creek bleiben würde, um auf Snidely und Whiplash aufzupassen, konnte er jetzt noch nicht sagen.
Er hatte sich bei Sophie und bei Olivia in eine Ecke manövriert, aus der er nur sehr schwer wieder herauskommen würde. Allein mit Reden würde es nicht getan sein, dass war ihm jetzt schon klar.
Zurück im Haus sah er, dass Sophie eine alte Decke in einen Karton gelegt hatte, damit die Welpen in einem weichen, flauschigen Bett schlafen konnten.
„Ist jemand gestorben?“, fragte sie, als Tanner ins Wohnzimmer kam.
Die Frage traf ihn wie ein
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