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Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02

Titel: Fetjaine, Jean-Louis - Die Elfen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Nacht der Elfen
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Botschaft der Götter zu entschlüsseln.
    »Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft deiner Tochter ... Die Weissagung des Schicksals. Wie konnte es anders sein?«
    Er sammelte die Runen ein und gab sie Lliane, die sie sogleich wortlos auf dem Boden aufreihte. Die Vergangenheit links, die Gegenwart in der Mitte, die Zukunft rechts. Die drei Runen fügten sich zu nachstehender Zeichenfolge:

     
     Gwydion berührte mit seinem Stab die erste und rezitierte das alte Gedicht der Runen, das sie alle seit ihrer frühesten Kindheit auswendig kannten.

    Bith tacna sum healdeth trywa wel 
    With aethelingas, a bith on faerylde,
    Ofer nitha genipu, naefre swiceth.
    Tyr ist ein besonderes Zeichen.

    Den Prinzen verheißt es ein glückliches Los,
    Stets siegt es über die nächtliche Finsternis, und es kennt 
    Kein Scheitern.

    »Den Prinzen verheißt es ein glückliches Los ...« Lliane lächelte hoffnungsvoll, doch Gwydion schüttelte den Kopf.
    »Du hast es links hingelegt, das ist das Zeichen der Vergangenheit. Und die Vergangenheit deiner Tochter ist die deine, das bist du selbst, deine Prüfungen und deine Suche. Tyr ist die Rune des Sieges und der Willensstärke. Du standest unter dem Zeichen der Prinzen, und deine Bestimmung war es zu siegen. Die Runen lügen nicht.«
    Und Gwydion stellte seinen Haselstab auf die zweite, einen einfachen senkrechten Strich, Is, die Rune des Eises.

    Byth oferceald, ungemetum slidor,
    Glisnath glmaeshluttur, gimmum gelicust,
    Flor froste gewohruht, faeger ansyne.

    Kalt und spiegelglatt ist das Eis,
    Glänzend wie Glas, ja fast wie ein Juwel,
    Ein Boden aus gefrorenem Wasser, angenehm anzuschauen.  
     
     »Das hier ist die Gegenwart«, sagte Gwydion. »Das Eis... Man weiß, wann es da ist, doch nur wenige sehen es entstehen. Eines Morgens erwacht man, und alles ist gefroren. Die kleinste Bewegung wird plötzlich schwierig, ja sogar gefährlich. Das ist die Rune des Wartens, des Wartens auf eine bessere Zukunft, wenn das Eis wieder geschmolzen sein wird, oder aber die Verheißung eines ewigen Winters.«
    Lliane stand schweigend da, den Blick bereits auf die nächste Rune geheftet, Othial, das Haus... Doch die Rune stand auf dem Kopf.

    Byth oferleof aeghwylcum
    Cif he mot thaer rihtes and gerysena on
    Brucan on bolde bleadum oftats

    Das Haus ist jedem im Innersten lieb,
    Es ist - einfach und ruhig -  
    Der Ort häufiger Ernten.

    »Die Rune steht auf dem Kopf«, schickte Gwydion bestätigend vorweg. »Das ist ein Zeichen von Einsamkeit. Was auch immer geschieht, sie muss ihrem Schicksal alleine die Stirne bieten.«
    Lliane stieß einen Protestschrei aus, doch der alte Druide gebot ihr mit einer Geste Einhalt.
    »Das ist die Rune des Hauses, nicht im Sinne einer Behausung, sondern im Sinne der Abstammung und des Blutes«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Was bedeutet, dass ihr Leben für immer an ihre Geburt geknüpft ist, und das Gedicht erinnert uns daran, dass die Ernte des Lebens, welcher Art auch immer sie sein mag, nur im Schoß ihres Hauses geschehen wird.«
    Gwydion stand einen Augenblick schweigend und sann über die Bedeutung seiner Prophezeiung nach. Dann sah er Lliane ernst und eindringlich an.
    »In den Adern deiner Tochter fließt elfisches Blut, doch nicht ausschließlich ... Othial wäre ein wundervolles Omen für die Tochter einer Königin, die berufen wäre, eines Tages selbst zu regieren, doch die Rune steht auf dem Kopf... Das bedeutet, das sich ihr ein anderes Schicksal bietet, andere Blutsbande, ein anderes Geschlecht.«
    »Doch das heißt doch noch nicht, dass sie sich dafür entscheidet!«, rief Lliane aus.
    »Nein, natürlich nicht...«
    »Meister ...«
    Gwydion und Lliane drehten sich wie auf Kommando zu dem jungen Lleu Llaw Gyffes um. Er deutete ein verlegenes Lächeln an, dann lenkte er ihren Blick erneut auf die Rune Othial auf dem Boden.
    »Verzeiht mir, meine Königin, aber Eure Tochter gehört in Wahrheit weder einem menschlichen noch einem eifischen Geschlecht an«, fügte er sehr rasch hinzu. »Dadurch dass sie beiden zugleich verbunden ist, ist sie weder das eine noch das andere ... Wie Myrrdin.«
    Der Name traf Lliane mit der Wucht einer Ohrfeige. Sie sah wieder den Kindmann neben sich auf der Lichtung, in dem Augenblick, als ihre Tochter geboren wurde, die aberwitzige Freude, mit der er ihre Geburt aufgenommen hatte ... Unwillkürlich wandte die Königin sich zu Blodeuwez um und blickte dabei so wütend drein, dass das Lächeln ihrer Freundin gefror und

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