Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Fettnaepfchenfuehrer Frankreich

Titel: Fettnaepfchenfuehrer Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Bouju , Johanna Links
Vom Netzwerk:
Noires. Er war berühmt für seine blumengeschmückten Granithäuser, die aus dem 16. und 18. Jahrhundert stammten. Das Städtchen hatte im Spätmittelalter durch Segeltuchexport Reichtum erlangt. Selbst heute zerstörte kein einziger Neubau diesen uralten Ort, der schon mehrfach Schauplatz für Filmarbeiten war. Unter anderem drehte Roman Polanski hier »Tess« (1979) mit Nastassja Kinski. Auch Sophie Marceau und Philippe Noiret standen in Locronan schon vor der Kamera. Als Eva den Abschnitt aus ihrem Reiseführer zu Ende vorgelesen hatte, war sie ganz aufgeregt. Sie liebte diese bedeutsamen historischen, mystischen Orte. Nur Paula war langsam am Ende ihrer Kräfte. Das permanente Übersetzen, Überreden und Erklären hatte sie einige Nerven gekostet und sie stellte fest, dass sie sich langsam aber sicher wieder auf ihre Gastfamilie freute. Sogar auf Claudine und ihre teils bissigen Kommentare. Das war jetzt einfach ihr Leben, mit allem, was dazugehörte. Der Gedanke tat gut und breitete sich warm und wohlig in ihr aus.
    Als sie das Ortseingangsschild von Locronan passiert hatten, fand sich weit und breit kein Parkplatz. »Los, Paula-Maus, fragst du?« »Nur, wenn du das mit der Maus sein lässt!« »In Ordnung.« Paula sprang aus dem monströsen Wohnmobil und fragte ein junges Hand in Hand schlenderndes Pärchen nach einer Parkmöglichkeit. Aber so sehr sie sich auch konzentrierte, sie verstand die beiden einfach nicht. Es war fast, als wäre ihr Französisch mit einem Mal verschwunden! Einfach weg, aus und vorbei! »Paula-Maus, was ist denn jetzt?«, brüllte Manni über sein Lenkrad gebeugt, wobei ihm eine schweißnasse Haarsträhne nach der anderen in das erhitzte rote Gesicht fiel. Paula hatte ihren Vater in diesem Augenblick plötzlich schrecklich lieb. »Komme ja gleich!« Sie beschloss, besser einen älteren Menschen zu fragen, vielleicht war die Jugend hier in der Provinz einfach schräg drauf. Da kam auch schon ein bereits etwas in die Jahre gekommener Herr auf sie zu und Paula schleuderte ihm hoffnungsvoll ihr » Bonjour! « entgegen. Na, wer sagt’s denn?! Aber das, was daraufhin zu ihr zurückkam, war nicht die routinierte Höflichkeitsfloskel, sondern ein » Demad « oder so etwas in der Art. Oh Gott, wo waren sie denn hier gelandet? Die sprachen ja wie die Ureinwohner. » Eh, non, pardon «, entgegnete Paula bestimmt und hektisch zugleich. Das hatte einfach keinen Sinn! Als sie sich irritiert umdrehte, um so schnell wie möglich wieder in das heimelige Wohnmobil zu hüpfen, rief ihr der Alte noch ein » Kenavo! Kenavo! « hinterher. » Merci, merci! «, antwortete Paula schon halb davonrennend und prallte im nächsten Augenblick mit voller Wucht gegen die große Hintertür des Familienheiligtums. »Du siehst aus, als wäre dir Jesus persönlich erschienen«, witzelte Manni. »Alles in Ordnung, mein Liebling?«, schaltete sich Mama Eva besorgt dazu. »Ja!« Paula reimte sich jetzt irgendetwas aus dem zusammen, was das Pärchen zuvor gesagt hatte. Das musste reichen, sonst mutierte Manni noch zum tobenden Affen. »Äh, also, ich glaube, wir müssen vor dem Ort parken. Irgendwie habe ich die alle nicht verstanden.« »Ich dachte, du kannst Französisch, junges Fräulein.« Manni war inzwischen auch leicht »drüber« und wünschte sich nur noch einen starken Espresso. »Also gut, fahren wir wieder raus aus dem schönsten Dorf der Bretagne.« »Jetzt hab dich doch nicht so, Steuermann!« Eva versuchte die dicke Luft etwas zu verdünnen. Der Parkplatz befand sich tatsächlich kurz vor dem Ortseingang, komplett überfüllt und von Wohnwagen übersät. »Wollen die hier Wurzeln schlagen?«, wunderte sich Manni. Und vergaß vollkommen, dass er selbst Fahrer eines solchen Ungetüms war. Für das er sogar sein letztes Hemd geben würde. Wie Ameisen liefen die Menschen in den Ort hinein, eine schneller als die andere.
    Als die Fischers Stunden später jeden Winkel und jede noch so kleine Gasse von Locronan besichtigt hatten, setzte Manni sein Ich-bin-mit-der-Welt-zufrieden-Grinsen auf und lud die Familie in ein schlichtes Bar-tabac auf einen Aperitif ein. »So was muss auch mal sein!« Drei einsame Männer saßen am Tresen und tranken ihr Bier, im hinteren Bereich klingelte ein Spielautomat und daneben hockten zwei junge Frauen, die sich leise unterhielten. Als die vier Fischers eintraten, drehten sich die Männer um und nickten Manni kurz zu. Am Tresen stand eine rundliche ältere Dame mit einer ausladenden

Weitere Kostenlose Bücher