Fettnaepfchenfuehrer Italien
Tür auf. »Du findest zu Deinem Hotel, oder?« rief sie ihrem Vater noch nach.
»Ich hab doch mein Navi!« antwortete Paul Weiss.
Hoffentlich sind keine Verkehrspolizisten unterwegs, dachte sich Franziska. Ein halber Liter Wein und ein Amaro , das dürfte zu viel gewesen sein – zumal die Amari in Italien keineswegs schnapsglasweise ausgeschenkt wurden, sondern meist in größeren Gläsern. Manchmal gab es gar ein Sektglas voll mit Kräuterbitter.
»Und, wie war es?«, fragte Catarina, die mit einer Freundin in der Küche bei einem Glas Wein saß.
»Ganz nett. Wir waren essen.« Franziska blieb im Türrahmen stehen.
»Wie war was«, fragte Diana, ihre Freundin.
»Sie war essen. Mit ihrem Vater«, erklärte Catarina.
»Und wieso soll das was Besonderes sein?« insistierte Diana.
»Ihr Vater kommt aus Deutschland«, sagte Catarina diplomatisch, bevor Franziska etwas antworten konnte. Schließlich ging es Diana ja nichts an, wie Franziskas Verhältnis zu ihrem Vater war.
»War es gut?« fragte Diana weiter.
»Sehr gut«, antwortete Franziska und ging in ihr Zimmer.
Am nächsten Tag stand Franziskas Papa pünktlich um zehn vor der Tür. Er war bester Laune. Franziska hatte noch nicht gefrühstückt, doch das war in Italien kein großes Problem. Sie ging flugs zur Bar um die Ecke, bestellte ein Cornetto und einen Cappuccino und in fünf Minuten war alles erledigt.
Franziska und Paul Weiss beschlossen, nach Ostia antica zu fahren. Franziska wies ihren Vater darauf hin, dass man da auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkäme. Doch Paul Weiss entgegnete nur: »Zu was habe ich denn einen Geschäftswagen!« Franziska wusste, dass er immer noch gerne Auto fuhr, selbst nachdem er den Führerschein jetzt schon fast drei Jahrzehnte hatte, und so widersprach sie ihm nicht. Es war ja auch bequemer, hier gleich ins Auto zu steigen und nicht erst zur Bahn laufen zu müssen.
»Du weißt schon, dass man in Rom gut aufpassen muss und sich nicht einfach darauf verlassen kann, dass alle die Verkehrsregeln einhalten, oder?« fragte Franziska besorgt.
»Klar weiß ich das«, sagte Paul Weiss und drehte den Schlüssel im Zündschloss herum. »Bin ja nicht zum ersten Mal in Italien.«
Der Wagen sprang mit einem leisen Schnurren an, das Navi begrüßte freundlich die Mitfahrer und die Klimaanlage schaffte 21 Grad warme Luft ins Innere der Limousine.
»Ich gebe einfach mal Ostia antica hier ein, das wird die Maschine schon finden«, sagte Franziska und tippte auf das große Display. In der Tat, schon, nachdem sie wenige Buchstaben eingegeben hatte, vervollständigte das Gerät auf der Anzeige »Ost« zu »Ostia antica«.
»Wow, das ist ja cool«, sagte Franziska.
»Ja, das Gerät fragt aus einer Datenbank immer im Hintergrund die naheliegenden Orte ab und ergänzt dann die gemachten Angaben. Jetzt musst Du nur noch auf den runden Knopf drücken, und schon kann es losgehen.«
»Mach ich.«
Franziska hatte die Ansage »Ihre Route wird berechnet« erwartet, doch das System war offenbar von der schnellen Art. »Bitte fahren Sie bei der nächsten Gelegenheit links«, sagte die Unbekannte mit schmeichlerischer Stimme.
»Jawohl, Susi!« sagte Paul Weiss.
»Susi?«
»Ich habe sie mal Susi getauft, manchmal schimpfe ich auch mit ihr.«
»Aha«, antwortete Franziska, die gar nicht mehr über die seltsamen Gepflogenheiten ihres Vaters beim Autofahren wissen wollte.
Franziska genoss es, mal wieder aus Rom herauszukommen und etwas Weite zu sehen, nicht immer nur Häuser, Autos und Straßen. Sie fuhren auf der Cristoforo Colombo , einer Straße, die sich mehr oder weniger schnurgerade zum Meer hin streckte. Manchmal tauchten an den Seiten irgendwelche kantigen Industriebauten auf, leider blieb man auch von hässlichen Werbeanzeigen nicht verschont. Immerhin konnte man aber den Blick einmal schweifen lassen.
Die Frau befahl jetzt, in 200 Metern halb rechts abzubiegen. Paul Weiss setzte pflichtgemäß den Blinker. Sie kamen mit ihrem Wagen auf eine kleinere Straße, die parallel neben der Cristoforo Colombo herführte. Solche Konstruktionen finden sich oft in Italien, auch in der Innenstadt von Rom. Eigentlich muss man sich an diese Straßenführung erst gewöhnen, häufig ist nicht angegeben, wann man von der großen auf die kleine Straße wechseln muss, um abbiegen zu können. Franziska sah sofort, welchen Nutzen ein gutes Navigationssystem mit sich bringt.
Paul Weiss kam an eine Ampel, die allerdings außer Funktion
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