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Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Feuer der Götter: Roman (German Edition)

Titel: Feuer der Götter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Simon
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bestätigen, dachte er.
    Nicht nur Yaia tat ihr Möglichstes dazu. Überall tanzten und lärmten und soffen die Städter unter dem von ihren Feuern und den Monden erhellten Nachthimmel. In bunte Federkleider gehüllte Männer schoben sich Fackeln in den Mund und ernteten begeisterten Beifall. Anderswo gab es Geschrei, weil eine der vielen Festhütten durch das heftige Liebesspiel eines Paares zu Bruch ging. Eine ganze Gruppe wogte, die Arme umeinandergelegt, hin und her und sang, offenbar berauscht von zu viel Cupalrauch. Eine andere hatte sich um einen Ochsen versammelt, der sich an einem Spieß drehte. Der Lärm nahm zu, je näher Royia mit seiner eigenartigen Begleitung zum Platz vor dem Tempel gelangte. Es war brechend voll, doch sogar hier wichen die Feiernden vor der Hure zurück.
    Auf der erhöhten Tempelplattform und an den Seiten der Treppen erhellten riesige Fackeln die weißen Mauern. Blütengebinde waren um die Pfeiler der Götterstatuen geschlungen. Auch die jetzt noch leere Opferbrücke war mit Fackeln erleuchtet. Es gab Geschrei, als ein Mann die Treppen hinauf- und hinabrannte. An seinen Schultern und den ausgebreiteten Armen waren spitze, rotbemalte Blätter befestigt. Und auf seiner nackten Brust prangten dicke rote und schwarze Striche, die offenbar eine Flammenzeichnung darstellen sollten. Er vollführte wilde Sprünge, die eher an einen angriffslustigen Affen als an einen Feuerdämon denken ließen. Die Menge wich lachend vor ihm zurück.
    »Denk dir nichts dabei, so einen sieht man jedes Jahr«, rief Yaia. Es war so laut, dass man sein eigenes Wort kaum mehr verstand. Aber Royia interessierte das kaum. Seine Augen suchten die Fenster und Terrassen ab, in der Hoffnung, Naave dort oben zu entdecken. Tatsächlich sah man die fahlen Gewänder der Priester mitsamt ihrem aufwendigen Kopfschmuck aufleuchten. Doch keine von diesen Gestalten glich Naave. Ihn packte das betäubende Gefühl, einer Täuschung zu erliegen. Die kleine freche Fischerin konnte unmöglich zu ihnen gehören.
    Da sah er sie.
    • • •
    Ausgerechnet Zoi, so hieß die grässliche Priesterin der Göttin des siebten Mondes, hatte Naave auf eine der Tempelterrassen geführt. Hier, im Licht der sechs Monde, die zu dieser Nachtstunde am Himmel zu sehen waren, sollte die Zeremonie abgehalten werden, die Naaves Eintritt in die Novizenschaft markierte. »Normalerweise dient ein Novize ein Jahr im Turm seiner erwählten Gottheit, bevor er zum Priester geweiht wird. Da du nicht die Priesterin einer bestimmten Gottheit werden wirst, sondern die oberste Priesterin aller Götter, wirst du deine Novizenzeit in jedem Turm verbringen.«
    »Vierzehn Jahre?«, fragte Naave entgeistert.
    »Unterbrich mich nicht! In deinem Fall vierzehn Monate, und ich freue mich schon, dich im Turm meiner Göttin begrüßen zu dürfen.« Zois Lächeln ließ an eine lauernde Schlange im Geäst des Waldes denken. »Wir üben das Nähen mit Kakteennadeln, das Rechnen mit Schnurteppichen, und lauschen den Legenden der ersten Hohen Priester.«
    »In welchem Turm werde ich anfangen müssen?«
    »Du darfst ihn dir erwählen, hat dein Vater entschieden. Wähle gut!«
    »Ich will in Tiques Turm«, antwortete Naave sofort, und die Mundwinkel der Priesterin zuckten ärgerlich.
    »Natürlich, der Gott der Gesetzlosen. Ich denke, darüber reden wir noch einmal in den nächsten Tagen.«
    Ich denke nicht, dachte Naave erbost, schwieg aber. Zoi ging zu einer verhüllten Statue.
    »Die Zeremonie ist schlicht. Du wirst dem Gott-Einen schwören, den vierzehn Göttern zu dienen, die wiederum ihm dienen.« Die Priesterin zog das weiße Tuch herunter. »Du darfst ihn ansehen.«
    Dennoch schlug Naave erschrocken die Augen nieder. Nun, sie kannte immerhin einen der vierzehn Götter persönlich, da sollte es nichts ausmachen, eine Statue des Herrn der Götter zu betrachten. Der schöne Jüngling mit der goldenen Federkrone und den goldenen Flammen in den Händen sah sie aus schwarzen Lavasteinaugen an.
    »Küss seine Zehen«, wies Zoi sie an.
    Naave raffte ihr Zeremonienkleid, ging in die Knie und beugte sich vor. Der Stein unter ihren Lippen fühlte sich kalt an. Sie schloss die Augen, und es kam ihr seltsam vor, keine Stille um sich zu haben, sondern das Lärmen der Feiernden, das vom Tempelplatz heraufdrang. Während sie den Gott küsste, hörte sie eine schrille Stimme johlen, dann eine besonders laute Fellpauke, dann das schräge Lied mehrerer Betrunkener. Ob sie es als würdelos

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