Feuer der Leidenschaft
die dazugehörigen Weiden und Äkker mit unserem Besitz zusammengelegt und von uns bewirtschaftet wurden. Da Ramsey Grange jedoch mit eigenen Hypotheken belastet ist, könnte ich diese jetzt ganz ablösen und den Besitz Beth und Jack überschrei-ben.«
»Dann wären die beiden auch versorgt, wenn Sutterton unter den Hammer käme«, sagte sie leise. »Ihr seid überaus großzügig, Captain.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich würde den beiden nur die Mitgift zukommen lassen, auf die meine Schwester Anspruch hat.«
Das mochte so sein. Aber nicht alle Brüder würden so viel für ihre Schwester tun, wenn sie selbst in einer finanziellen Klemme steckten. Was für ein durch und durch anständiger Mann ihr Pirat doch war. Sie steckte noch einmal die Nase in ihre Blumen, sich dabei vagen romantischen Gedanken hingebend, an denen vermutlich der Champagner schuld hatte.
»Ist das nicht das Brautbukett von Beth, das du da trägst?«
fragte er.
»Nun, ja … deine Schwester meinte, da ich sowieso die nächste wäre, die heiraten würde, könnte sie mir den Strauß auch gleich in die Hand drücken, statt ihn mit verbundenen Augen in den Saal zu werfen.«
Er zeigte ihr ein verständnisvolles und zugleich reuiges Lächeln. »Was für Wellen doch so eine falsche Verlobung schlägt.«
»Sie ist nicht falsch, sondern sehr offiziell. Wir haben uns lediglich darauf verständigt, sie aufzulösen, bevor wir das Eheversprechen einlösen müssen.«
»Womit es noch Zeit hat.« Er blieb stehen und grub etwas aus seiner Rocktasche. »Zieh doch bitte mal deinen linken Handschuh aus.«
Sie gehorchte, und als sie das weiße Ziegenleder her-untergestreift hatte, hob er ihre Hand an und schob ihr einen herrlichen, mit einem großen Diamanten besetzten antiken Ring an den Finger.
Rebecca starrte auf ihre Hand hinunter. Sie wußte, daß man traditionsgemäß sorgfältig darauf achtete, daß der Ring auch die richtige Größe hatte, weil man das als ein Omen für eine harmonische Verbindung betrachtete. Und dieser saß perfekt. Sie schluckte und wollte weinen, obwohl sie nicht wußte, warum. »Er ist… ist sehr hübsch.«
»Der Ring ist seit vielen Generationen im Besitz der Familie Wilding gewesen«, sagte er rauh. »Ich habe ihn in Hermiones Schmuckkassette entdeckt und dachte, er könnte uns dabei helfen, den Schein unserer Verlobung aufrechtzuerhalten.«
Sie faltete die Finger zu einer Faust zusammen. »Ich werde gut auf ihn aufpassen, bis der Tag kommt, wo ich ihn wieder zurückgeben muß.« Sie hob den Kopf und sah, daß sich in seinen Augen etwas von ihren eigenen Gefühlen widerspiegelte. So ein Ring hatte nicht nur Symbolcharakter, er war mehr als nur ein Versprechen.
Rebecca zog den Handschuh wieder an - keine leichte Aufgabe, da der Diamant fast das dünne Leder sprengte -, und nachdem sie sich bei Kenneth eingehängt hatte, setzten sie ihren Weg fort. Sie fand es jetzt besser, nicht mehr über ihre persönlichen Angelegenheiten, sondern über geschäftliche Dinge zu reden. »In drei Wochen ist Einsendeschluß«, sagte sie. »Einsendeschluß? Wofür?«
»Für die Arbeiten, die man der Royal Academy für die diesjährige Ausstellung zur Prüfung vorlegen muß.« Sie zupfte nachdenklich an ihrem Blumenstrauß. »Am zehnten April Punkt zwölf Uhr nachts. Bis dahin hast du noch genügend Zeit, ein Gemälde für die Ausstellung vorzubereiten. Natürlich nicht das von Lilith.«
»Wie bitte?« Er hielt mitten im Schritt an. »Ich soll der Akademie ein Bild von mir vorstellen? Das ist absurd.«
»Das ist es ganz bestimmt nicht«, gab sie zurück. »Vielleicht fällt es Euch schwer, das zu akzeptieren, Captain, aber Ihr seid jetzt ein professioneller Künstler. Der beste Graveur Englands will Eure Zeichnungen in Kupfer stechen. In der Akademie ausgestellt zu werden, ist nun der nächste Schritt.
Das ist die beste Methode, um Eure zukünftigen Kunden auf Eure Arbeiten aufmerksam zu machen.«
Kenneth, der sie so entgeistert anstarrte, als hätte sie ihn soeben mit einer Zaunlatte auf den Kopf geschlagen, sagte mit schwacher Stimme: »Selbst wenn ich schon gut genug malen würde, wäre das, was ich malen möchte, vermutlich zu radikal für die Jury der Akademie.«
»Wie mein Vater zu sagen pflegt - ein Künstler muß das machen, was ein Künstler machen muß«, erwiderte sie, keinen Zoll nachgebend. »Hunderte von Malern stellen jedes Jahr ihre Bilder in der Akademie aus, und viele davon sind nur mittelmäßig. Mit deinem Talent
Weitere Kostenlose Bücher