Feuer der Nacht
sie klatschen und meist auch, wann sie einen Kick machen musste. Sie lachte, hatte gerötete Wangen und strahlende Augen.
Die Band reagierte fix. Sie sah, dass hier die Post abging, und schwenkte auf Brooks and Dunn um, Countrymusik vom Feinsten. Der Boot Scootin’ Boogie dröhnte aus den Lautsprechern. Ein paar Frauen kreischten, und viele stürzten los, um sich mit Bishop und Evelyn in einer Reihe aufzustellen, wobei sie aufstampften, kickten und klatschten. Bishop strahlte, sein übliches sarkastisches Grinsen war verschwunden, und Evelyn lachte jedes Mal auf, wenn sie einen Schritt verpasste.
»Danke«, sagte der Bräutigam, der neben Jaclyn aufgekreuzt war und ihr eine Flasche eiskaltes Bier reichte.
Überrascht nahm sie automatisch die Flasche. »Wofür?«
Er war etwas verschwitzt von seinen eigenen Bemühungen auf der Tanzfläche, das Haar hing ihm in die Stirn, seine Augen blitzten, und er hatte eine gute Farbe. Er nickte in Richtung seiner Mutter. »Dass Sie Mom zum Lachen gebracht haben.«
Dann war ihm das Chaos, in das er seine Familie gestürzt hatte, also doch nicht entgangen, dachte Jaclyn. Wenn er offenen Auges diese Ehe einging, dann könnte er die Sache ja vielleicht doch herumreißen; doch das hieß mit ziemlicher Sicherheit, dass er seine Braut von ihrem bisherigen Freundeskreis fernhalten musste. Andererseits passte er vielleicht sogar besser zu diesem Trupp, als sie bislang gedacht hatte – dann hätte Evelyn vermutlich schlaflose Nächte voller Zukunftsängste. Man wusste nie. Und weil man nie wusste – und sie auch nichts geradebiegen konnte, selbst wenn sie es gewusst hätte –,
lächelte Jaclyn einfach und trank einen Schluck Bier. »Bei mir müssen Sie sich nicht bedanken. Danken Sie Bishop. Ich hatte keine Ahnung, dass er überhaupt weiß, was Line-Dance ist.«
»Wer ist er? Ihr Freund? Ich dachte, das wäre der Bulle.«
Er schien sich nicht darüber aufzuregen, dass Leute, die er nicht kannte, auf seiner Hochzeit aßen und tranken.
»Nein, Bishop ist der Florist, der für Ihre Blumen zuständig war. Normalerweise verduftet er, sobald alles an seinem Platz ist, aber heute hat er sich wohl zum Bleiben entschlossen. Tut mir leid, ich hätte um Erlaubnis bitten sollen.« Die Tatsache, dass ihr dies gar nicht in den Sinn gekommen war, legte Zeugnis ab, wie aus dem Lot dieser ganze Tag für sie gewesen war.
Er tat ihre Entschuldigung mit einer Geste ab. »Ist schon okay. Mir ist das egal. Dann ist also der Bulle Ihr Freund?«
Sie öffnete den Mund, um auch dem zu widersprechen, doch dann wurde ihr bewusst, dass sie in diesem Fall keine Erklärung für Erics Anwesenheit parat hatte. Sie müsste entweder die ganze komplizierte Abfolge von Ereignissen erklären, was sie nicht wollte, oder sie konnte alle in dem Glauben lassen, sie würde gewöhnlich ihre eigenen Freunde zu den Hochzeiten einladen, die sie abwickelte, was allerdings in vieler Hinsicht schlimmer war, als die Wahrheit zu sagen. Aber wenn sie ihnen mitteilte, dass er im Dienst war – und das war er ja, oder nicht? –, dann liefe sie Gefahr, dass die Hälfte der Gäste blitzartig abhauen würde, und dann wäre die Fete versaut. Offensichtlich waren ja alle zu dem Schluss gekommen, dass er nur da war, weil sie seine Freundin war; aus irgendeinem Grund wirkte er dadurch wohl weniger bedrohlich. »Ja, so in etwa«, sagte sie schließlich lahm.
»Dachte ich mir schon.« Der Bräutigam stieß mit seiner Flasche mit ihr an, zwinkerte ihr zu und ging davon, um seine frisch angetraute Frau zu suchen.
Jaclyn schaute die Flasche Bier in ihrer Hand an. Sie sollte sie abstellen; sie trank nicht viel Alkohol, und während der Arbeit trank sie generell nie etwas. Das Problem bei ihrem Job momentan war, dass sie sich eher wie ein Zaungast und nicht wie die Organisatorin vorkam – sie hatte bereits alles erledigt, was ihr möglich war, außer das Brautpaar in ein Auto zu verfrachten – bitte, lieber Gott, mach, dass sie bald abfahren – und, verdammt, ihr war heiß, und sie hatte Durst, und das Bier war kühl und erfrischend. Sie war nicht gerade ein Fan von Bier, aber egal. Sie neigte die Flasche zu einem weiteren Schluck.
Sie hatte die Flasche fast geleert, als sich plötzlich ein Arm um ihre Taille legte. Sie blickte überrascht auf – und dem Typen mit der Vokuhila-Frisur ins Gesicht. »Na komm, meine Süße, tanzen wir!« Und schon zerrte er sie in Richtung Tanzfläche davon.
Eric hatte Distanz gehalten, und zwar vor allem
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