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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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aus Respekt für die Tatsache, dass Jaclyn hier arbeitete, das war der Hauptgrund. Aber er hatte sich hinten im Zelt nicht weit von den Tischen mit dem Essen in Position gebracht, sodass er ein Auge auf sie haben konnte. Der Veranstaltungsort hatte sich gleich in doppelter Hinsicht als vorteilhaft erwiesen: Man hatte ihm Gegrilltes und ein Bier aufgedrängt; das Bier hatte er abgelehnt, das Grillfleisch jedoch angenommen, dazu Kartoffel- und Krautsalat. Für die Kinder gab es diverse Softdrinks und Säfte, und so trank er also etwas Alkoholfreies und blendete aus, wie gut ihm jetzt ein kühles Bier schmecken würde. Das Grillfleisch war verdammt lecker. Der Geistliche erklärte, das käme, weil er eine offene Dose Bier in den Grill gestellt und das Gerät während der gesamten Garzeit nicht geöffnet hatte. Angeblich machte das heiße Bier das Fleisch saftiger und zarter. Konnte durchaus stimmen, denn das Fleisch war wirklich eine Wucht.
    Wenn es einen öffentlichen Ort gab, an dem Jaclyn sicher war, dann jedenfalls hier. Zum einen wussten nur wenige Leute, wo sie sich aufhielt; nur die drei anderen Frauen, die bei Premier arbeiteten. Offensichtlich war jedoch Bishop Delaney darüber informiert – eine Schwachstelle, die ihm nicht gefiel, wenngleich er nicht glaubte, dass Delaney etwas mit dem Mord an Carrie Edwards oder mit dem Anschlag auf Jaclyns Leben zu tun hatte. Eric wusste langsam abzuschätzen, wie vernetzt das Geschäft mit Hochzeiten war, denn es liefen sich ständig die gleichen Leute über den Weg. Eventdesigner hatten ihre bevorzugten Selbstständigen, die sie weiterempfahlen, falls ein Kunde nicht bereits jemand anderen im Sinn hatte. Wenn Delaney jemandem gegenüber erwähnte, wo er hinginge und wer den Event geplant hatte, dann konnte dieser jemand es rasch einem Dritten sagen, und die Information könnte an den Falschen geraten.
    Doch diese Scheune ließ sich nicht so einfach auffinden. Von der Straße aus war sie gar nicht zu sehen. Sie stand auf Privatgrund, und es gab nur einen Feldweg, der herführte. Hätte er Jaclyns Terminkalender samt Unterlagen nicht gehabt sowie sein Navi, dann hätte er selbst den Weg nicht gefunden.
    Und schließlich glaubte er, dass Jaclyn hier relativ sicher war, weil die meisten Leute um sie herum nicht zu dem Schlag Menschen gehörten, die jemanden gut bei sich aufnahmen, der dann jemanden aus ihrer Mitte erschießt und ihnen dadurch den Spaß verdirbt. Würde man hier sämtliche Fahrzeuge durchsuchen, dann fände man mit Sicherheit bei fünfundsiebzig Prozent eine Waffe. In den Pick-ups lagen Schrotflinten und Gewehre sichtbar auf den Ablagen am Heckfenster; in den Pkws waren vermutlich Pistolen in den Konsolen und Handschuhfächern versteckt oder auch unter den Sitzen. Die Schrotflinten und Gewehre waren legal, und zudem befanden sich ja sämtliche Fahrzeuge auf Privatgrund. Wäre er in Uniform, und würde er von diesen Leuten jemanden wegen eines Verkehrsdelikts anhalten, würden aber wohl viele auf der Stelle verhaftet werden.
    Er könnte ein Telefonat führen und seine Leute auf dem Feld ausschwärmen lassen. Eine Razzia würde vermutlich die gleiche satte Anzahl von Leuten mit ausstehendem Haftbefehl hinter Gitter bringen, aber verdammt noch mal, sie hatten unter seinen Augen keine Gesetze gebrochen, und manchmal musste er als Detective eine Ermessensentscheidung treffen. Bei den meisten Haftbefehlen ginge es um relativ geringfügige Vorkommnisse – wobei »relativ« das entscheidende Wort war. Es gab erheblich Schlimmeres, wofür der Strafvollzug sein Geld ausgeben und sein Personal einsetzen konnte. Er hatte deshalb damit kein Problem.
    Dann sah er plötzlich das dünne Hemd vom Vorabend, den Typen mit der fürchterlichsten Vokuhila-Frisur in der Geschichte dieses Haarschnitts; er zerrte Jaclyn gerade trotz aller ihrer Proteste und Versuche, sich loszureißen, zur Tanzfläche, und cool ließ ihn das nicht – bei Weitem nicht.
    Unwillkürlich setzte er sich in Richtung dieses Arschlochs in Bewegung, und sein Gesichtsausdruck wirkte wohl einen Tick unfreundlich, denn sogar die Leute in der Menge gingen ihm nach einem Blick aus dem Weg. Wenn er etwas über Jaclyn wusste, dann, dass sie alles tun würde, um eine Szene zu vermeiden – außer sie fuhr ihm in die Parade, dieses Bedürfnis überstieg offensichtlich alles andere. Obwohl sie sich also wehrte, tat sie dies möglichst unauffällig; niemand sollte merken, dass sie mit dem Buschen herumrangelte, und

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