Feuer der Nacht
fragte er vorsichtig.
»Nein! Ich sollte … Es gehört zu meinem Job, dass ich …« Ihre Stimme verstummte, und sie machte eine wegwerfende Geste, kniff die Augen zu. »Ich sollte dafür sorgen, dass sie auch gut wegkommen.«
»Ich denke, diesen Teil können sie auch selbst regeln. Verdammt, diese Hochzeitsplanerei kommt mir langsam verschroben vor.«
Sie lachte, es klang ein bisschen unsicher, aber ein Lachen war es wohl. »Sie wissen schon, was ich meine. Ich soll doch alles organisieren, dafür sorgen, dass die Braut auch nichts vergisst – aber ich schätze, von allen Hochzeiten, die Premier je arrangiert hat, hält sich diese am wenigsten an die Vorgaben, ich hätte mich also nicht wundern sollen.«
Delaney tauchte neben ihnen auf, gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Sie haben sich davongemacht«, verkündete er beruhigend. »Evelyn wusste auch nicht, dass sie abfahren, und jetzt ist sie wieder stinksauer auf ihren Sohn. Ich muss sie dazu kriegen, noch ein bisschen das Tanzbein zu schwingen, um sie abzulenken. Sie hatten einen knallvollen Tag, meine liebe Freundin. Warum fahren Sie nicht nach Hause und schlafen? Noch ein großes Ereignis morgen, dann ist dieser Irrsinnsmarathon gelaufen.«
Der Plan hörte sich für Eric gut an. Bevor sie sich einen Grund einfallen lassen konnte, weshalb sie lieber noch bleiben sollte, geleitete er sie schon zu ihrem Mietwagen. »Ich folge Ihnen zum Hotel, damit Ihnen niemand folgt.« Er dachte kurz über den Satz nach, grinste sie an. »Jemand anderer, meine ich.«
Sie schenkte ihm ein schuldbewusstes Lächeln. Nachdem sie den Autoschlüssel aus ihrer Kostümtasche gefingert hatte, nahm sie die Handtasche vom Kofferraum. Eric wartete ihre Erklärung, es sei nicht nötig, dass er ihr folgte, gar nicht ab; er schritt schon davon.
Jaclyn beobachtete, wie die Scheinwerfer von Erics Auto ihr den ganzen Weg bis nach Alabama folgten. Sie war so unkonzentriert, dass sie um ein Haar falsch abgebogen und zu sich nach Hause gefahren wäre, aber sie bemerkte den Irrtum im letzten Moment dann doch noch und fuhr nach Alabama weiter.
Sie konnte ihre Gedanken nicht ordnen. Nichts bei dieser Hochzeit hatte geklappt, wie sie es geplant hatte, den ganzen Tag über nicht. Die Hochzeit mit ihrem unkonventionellen, lachhaften Charme war unerwartet witzig gewesen. Bishop hatte eine ausgeflippte Seite von sich sehen lassen, von der sie gar nichts geahnt hatte, außerdem war er wirklich nett gewesen. Es würde sie nicht wundern, viele der Hochzeitsgäste auf den Fahndungsfotos im Postamt zu sehen, aber erstaunlich gut benommen hatten sie sich dennoch. Sie hatte sich von einem Kretin mit fauligen Zähnen ins Bockshorn jagen lassen, der den Eindruck erweckt hatte, er habe anderes im Sinn, als nur das Tanzbein zu schwingen. Und Eric hatte sie gerettet – und er konnte tanzen wie … wie … Na ja, er verbrachte wohl viel Zeit in Singlebars, um dort Frauen aufzureißen. Er tanzte nicht wie ein Profi, aber er war gut – gut genug jedenfalls, dass sie sich angespornt gefühlt hatte, selbst vor ihm anzugeben, denn sie wusste, dass auch sie nicht schlecht tanzte. Dann hatte die Band dieses langsame Stück gespielt, und er hätte sie fast auf der Tanzfläche genommen – was aber zum Glück niemand bemerkt hatte. Das hoffte sie jedenfalls schwer.
Aber, meine Güte, es war echt aufregend gewesen, so in seinen Armen zu liegen, sich an ihm zu reiben und sich mit ihm zu wiegen, seine Erektion zu spüren und zu beobachten, wie sein Blick immer eindringlicher und intensiver wurde. Jede Bewegung hatte ihre Erregung gesteigert, bis sie das Gefühl hatte zu kommen, wenn er noch ein einziges Mal an sie stieß. Wenn das glückliche Paar sie nicht mit ihrer plötzlichen Abfahrt überrascht hätte … Wer weiß, was passiert wäre?
Nun seines Körpers beraubt, pochte ein frustrierter Schmerz in ihr, der sie die Beine zusammendrücken ließ, um die Empfindung zu unterdrücken. Sie hätte nie mit ihm tanzen sollen. Sie hätte nie dieses Bier trinken sollen.
Dem Bier konnte sie nicht die Schuld geben – nicht diesem einen Bier da. Sie hätte zwei trinken sollen, dann hätte sie jetzt eine brauchbare Ausrede.
Sie bog ab zum Hotel für Langzeitgäste, parkte in einer der Lücken vor der Suite, die er für sie gebucht hatte. Als sie auf den Bürgersteig trat, parkte er auch schon neben ihr ein und stieg aus dem Auto.
Jaclyn schluckte, versuchte, die Worte zu artikulieren, mit denen sie ihn wegschicken wollte.
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