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Feuer der Nacht

Feuer der Nacht

Titel: Feuer der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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bestätigte gerade die Reservierung, als sie das leise Läuten des Sicherheitssystems vernahm, das ihr besagte, dass die Vordertür geöffnet worden war. Eine Sekunde später tönte Diedra: »Guten Morgen, womit kann ich dienen?«
    »Ich bin Detective Wilder. Ist Mrs. Madelyn Wilde da?«, fragte ein Mann, und Jaclyn erstarrte. Was wollte der denn hier? Ach ja, richtig: weitere Fragen stellen. Wenn sie ihn nur reden hörte, drehte sich ihr schon der Magen um. Sie kannte diese Stimme – und wünschte irgendwie, dies wäre nicht der Fall. Sie hatte sie zum ersten Mal vor nicht einmal achtundvierzig Stunden gehört, doch ihre Textur hatte sich in ihr Unbewusstes richtiggehend eingebrannt. Sie hatte gehört, wie er locker daherplauderte. Sie hatte die tieferen, raueren Töne gehört, als sie Sex gehabt hatten; sie hatte gehört, wie er sie nüchtern und leidenschaftslos durch die Mangel drehte, um herauszufinden, ob sie den Mord begangen hatte oder nicht.
    Sofort sprang sie auf die Beine, zögerte dann jedoch. Instinktiv betrachtete sie ihn als Bedrohung, doch realistisch gesehen: Was konnte sie schon ausrichten? Ihm den Zugang zu ihrer Mutter verwehren? Niemals, er war von der Polizei. Wenn Madelyn sich weigerte, mit ihm zu sprechen, um Jaclyn zu schützen, dann hätte das nur zur Folge, dass ihre Mutter ins Polizeipräsidium gebracht würde, um die Fragen dort zu beantworten; und das wollte Jaclyn nun sicherlich nicht.
    Als einziger Ausweg blieb also, ihn zu ignorieren. Das war die bestmögliche Verhaltensweise, insofern er und Madelyn dies zuließen. Falls Madelyn Ärger machte, würde Jaclyn ihre Mutter überzeugen müssen, kooperativ zu sein und alle seine Fragen zu beantworten. Alles andere lag dann an Eric. Sie hoffte, dass er keine weiteren Fragen an sie hatte, aber wenn doch, dann musste sie sie möglichst besonnen beantworten.
    Sie würde allerdings den Teufel tun und zur Tür gehen – oder auch nur seine Anwesenheit registrieren –, wenn sie nicht dazu gezwungen war. Sie setzte sich also wieder hin, entspannte sich ausreichend, um zu dem Restaurantbesitzer noch »vielen Dank« zu sagen, und legte auf, womit dieser kleine Punkt auf ihrer Liste abgehakt war. Dann hob sie entschlossen nicht den Kopf und schaute auch nicht in Richtung Flur.
    Dennoch fühlte sie sich irgendwie exponiert, als hätte man sie nackt mitten auf der Interstate 285 ausgesetzt. Bevor sie sich zurückhalten konnte, stand sie auf, machte einen Satz zur Tür und knallte sie zu.
    Der laute Türknall schallte durchs ganze Büro. Nachdenklich starrte Eric die glänzende Holzvertäfelung an. Er hatte nur gesehen, wie ein schlanker Arm nach der Türkante griff, aber er hegte keinerlei Zweifel, wem das Büro gehörte: Jaclyn. Sie war ganz eindeutig stinksauer, und sie wollte ihn ganz eindeutig nicht sehen.
    Er warf einen Blick nach hinten auf die junge Frau mit Migrationshintergrund, wie ihm schien. Sie funkelte ihn nun an, in ihrem Blick lag wahrlich nichts Herzliches mehr.
    Kein Zweifel, er befand sich im Feindeslager.
    Das Büro von Premier erweckte allerdings nicht den Anschein eines bewaffneten Lagers. Es hatte etwas Feminines, ohne verspielt zu sein, wirkte vor allem traditionell und europäisch dank der schweren Vorhänge an den Fenstern, den teuer anmutenden Möbeln und einem Flair von Bodenständigkeit, als gäbe es das Unternehmen schon, seit die Mayflower in den Vereinigten Staaten angelandet war. Da er sich ja in Jaclyns Stadtdomizil aufgehalten hatte, erkannte er nun auch ihren Geschmack im Büro wieder – an einigen Möbelstücken, an Kunstwerken und Blumenarrangements. Sogar die Theke, an der die junge Frau saß, war keine normale Theke oder zumindest kein Schreibtisch wie das ramponierte Metallteil, das er hatte; es sah vielmehr wie ein schmucker Tisch aus, auf dem ganz zufällig auch ein schnittiger PC -Monitor stand.
    Der Türknall brachte zwei weitere Frauen zum Vorschein, beide mittleren Alters und attraktiv, jedoch auf ganz unterschiedliche Weise. Die eine war kleiner, rundlicher und hatte grüne Augen, einen dichten roten Haarschopf und ein Glänzen in den Augen, das sagte: »Ich lasse es mir gut gehen.« Sie war offensichtlich nicht Jaclyns Mutter, die andere hingegen ebenso offensichtlich schon, allerdings nicht, was die Haarfarbe anging: Sie war blond, jedoch wohl aus der Tube; ihre Augen waren blau, wiesen aber nicht das lebhafte irische Dunkelblau von Jaclyns Augen auf; der Gesichtsschnitt hingegen mit den wie

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